Turiner Grabtuch
Das Geheimnis von Turin - was das ZDF verschweigt…
Es ist der am meisten erforschte Gegenstand der Welt - nichts ist bislang derart intensiv exploriert worden wie das berühmte Turiner Grabtuch; es hat sich mit der SINDONOLOGIE ein eigener Wissenschaftszweig entwickelt, der sich - übrigens weltweit - mit der Erforschung dieses 4,36 m langen und 1,10 m breiten Tuches beschäftigt – und die Forschungen dauern unvermindert an…
Und auch nach Zehntausenden von Untersuchungsstunden bleibt das größte Rätsel immer noch ungelöst: auf welche Weise ist der Abdruck entstanden, wie ist das – wie man heute weiß – dreidimensional darstellbare Bild auf das Tuch gelangt?
Im November 2006 – im zeitlichen Zusammenhang mit dem Papstbesuch in Manoppello – dort befindet sich das unglaubliche Schleiertuch, über das ich schon einmal kurz berichtet habe - bringt das ZDF am Sonntag Abend in seiner Wissenschaftsreihe "SPHINX" einen Bericht über den Stand der Turiner Grabtuchforschung.
Der Bericht ist durchaus gut recherchiert, soweit es die Historie des Grabtuches und seinen Weg nach Turin belangt, endet dann aber völlig unerklärlich mit der Radiocarbonuntersuchung aus dem Jahre 1988 – auf diese werde ich noch näher eingehen – und überdies mit einer überholten, nicht mehr ernsthaft vertretbaren These über die Entstehung des Abdrucks auf dem Grabtuch. Deshalb habe ich mich entschlossen, Ihnen heute den aktuellen Stand der Grabtuchforschung zu präsentieren.
Das ist – ich habe das bei den Recherchen gemerkt – ein zwar hochfaszinierendes, aber auch mühsames Unterfangen, da es im wörtlichen Sinne tausendfache Informationen gibt, die auf Plausibilität und Seriosität hin zu untersuchen und aufgrund partieller Widersprüchlichkeit entsprechend zu selektieren sind.
Erste Hinweise auf ein "Bildnis Jesu im sterblichen Fleisch" finden sich bereits im Jahre 313 im römischen Reich unter Kaiser Konstantin.
Das Turiner Grabtuch befindet sich seit dem Jahre 1578 in der Kathedrale von Turin, dem Duomo di San Giovanni. Es übersteht drei Brandkatastrophen, die Brandstellen sind auf dem Tuch gut erkennbar.
Die letzte Beinahe-Katastrophe ereignet sich erst vor 10 Jahren in der Nacht vom 12. auf den 13. April, als der Turiner Dom mit der Kapelle in Flammen steht; die Gruppe 21 der Turiner Feuerwehr stürmt den Dom, allen voran Feuerwehrmann Mario Trematore, zerschlägt nach mühseligen und langwierigen Versuchen schließlich das Panzerglas, unter dem das Leichentuch eingeschlossen ist und rettet die Reliquie.
Der Turiner Ratsherr und Rechtsanwalt Secondo Pia sieht am 28. Mai 1898 als erster, was niemand auf der Welt vor ihm gesehen hat – und was niemand zu sehen erwartet hatte.
Er ahnt nicht, dass er eine schwindelerregende Sensation auslöst.
Als geschätzter Amateur-Fotograf bittet man ihn, das Turiner Grabtuch zum ersten Mal in der Geschichte zu fotografieren.
Im stillen Dunkel der Kathedrale steht er vor dem in ganzer Länge ausgebreiteten Tuch, eingepasst in einen Rahmen und geschützt durch eine Glasplatte.
Das Tuch ist vergilbt von den Jahrhunderten, durchzogen von Spuren alter Brandflecken, restauriert mit Flicken.
Niemand hält in dieser Zeit das Tuch ernsthaft für echt…
Fotografisch ist das Bild mit den Fotoplatten von 50 x 60 cm kaum festzuhalten, doch Pia gibt nicht auf …
Das erste Negativbild des mit bloßem Auge kaum erkennbaren Abdrucks, das sich langsam auf der in das Entwicklungsbad gelegten Platte entwickelt, des kaum erkennbaren Abdruckes verbreitet sich wie ein Lauffeuer über die ganze Welt, zeigt es doch den Tuchabdruck als in allen Details nunmehr klar erkennbares POSITIV-Bild!
Man sieht lange, etwas gewellte Haare, den Bart, fließend und kompakt, die edle Form des Antlitzes, die Augen sind geschlossen, die Partie über dem rechten Jochbein ist offensichtlich geschwollen, ebenso die Wange; es zeigt sich das Bild einer schwer misshandelten Person.
Der von Wissenschaftlern sofort erhobene Vorwurf der Foto-Fälschung wird erst 33 Jahre später, im Jahre 1931, endgültig widerlegt, als der Turiner Fotograf Guiseppe Enrie, nunmehr unter offizieller Aufsicht, eine zweite Fotoserie des Grabtuches anfertigt, und die Ergebnisse des Secondo Pia der Hell-Dunkel-Umkehrung des Antlitzes auf dem Grabtuch bestätigt.
Damit beginnt das Zeitalter der wissenschaftlichen Erforschung des Turiner Grabtuches, der sog. Sindonologie. Unzählige Thesen streiten mit Fantasie und wissenschaftlicher Erkenntnis - ich möchte Ihnen heute 12 Thesen präsentieren.
1.) Gerade neueste Erkenntnisse belegen die Übereinstimmung mit dem geheimnisvollen Schleiertuch von Manoppello – hier ein sehr schönes Bild der sog. "Sopraposition" (siehe Menü "Turinergrabtuch"), d.h. der Übereinanderlegung beider Gesichter, von Schwester Blandina Paschalis Schlömer, die das Manoppello-Tuch seit 25 Jahren wissenschaftlich erforscht.
2.) Beide Gesichter sind nicht gemalt!
Es gibt – sehr vereinzelt – immer noch die These, es handele sich um ein gemaltes Bild, raffiniert hergestellt, möglicherweise gar in einer der Fälscherwerkstätten des Mittelalters in Frankreich oder vielleicht gar von Leonardo da Vinci?
Die These, die heute noch im da-Vinci-Code kommerziell erfolgreich vertreten und offensichtlich auch partiell geglaubt wird, Leonardo da Vinci habe schon Fotografie-Kenntnisse besessen und das Tuch in seiner genialen Fälscher-Werkstatt hergestellt, ist wirklich blanker Unsinn: das Tuch ist nämlich nachweislich im Jahre 1453 vom Hause Savoyen erworben worden; da Vinci war zu dem Zeitpunkt 11 Monate alt!
Gegen die These der Fälschung im Mittelalter spricht weiterhin der Umstand, dass das Abbild die präzise Anatomie eines gegeißelten und gekreuzigten Mannes darstellt, die im Mittelalter noch nahezu unbekannt war; es gibt weder entsprechende Hinweise noch Beschreibungen sowie keinen auch nur ansatzweise vergleichbaren Fall einer derartig präzisen Produktion.
So sind z.B. die Nägel durch die Handwurzeln geschlagen worden, obwohl damalige Abbildungen immer davon ausgingen, die Nägel seien durch die Handteller geschlagen worden; seit 1930 aber weiß man durch den Mediziner Pierre Barbet, dass in diesem Fall durch das Gewicht des Gekreuzigten die Hände vermutlich zerrissen worden wären.
So aber wurden die Nägel durch das Handgelenk im Bereich Elle/Speiche geschlagen und dürften den Nervus Medianus verletzt haben, was zu einer Lähmung des Daumens und zu dessen Herabsinken auf den Handteller geführt haben dürfte: bezeichnenderweise sieht man auf dem Grabtuch nur 4 Finger.
Im Übrigen fehlt jeder Anhaltspunkt entsprechender fototechnischer Fähigkeiten.
Es hätte somit einer genialen Fälscherwerkstatt bedurft, die über umfassende Kenntnisse in verschiedenen Bereichen verfügt hätte, die weit über das Wissen der damaligen Zeit hinausgegangen wäre - somit einer Vereinigung genialer Menschen, die nur dieses eine Werk geschaffen hätte, sich sogleich danach aber wieder aufgelöst hätte, ohne auch nur eine einzige Spur in der Geschichte zu hinterlassen; das ist ernsthaft nicht zu vertreten!
Aus der Nähe betrachtet ist der Unterschied zwischen dem Abdruck, der keinen klar gezogenen Rand hat und dem reinen Leinen mit bloßem Auge nicht zu erkennen; die Grenzen zwischen Abdruck und der umliegenden Fläche verschwinden vollkommen. Kein Maler kann – derart präzise - einen in der Nähe vollkommen unsichtbaren Abdruck malen, wenn er beim Malen gar nicht weiß, wo er die Farbe aufträgt!
Diese Erkenntnis wird im Oktober 1978 wissenschaftlich verifiziert: nach eingehenden spektroskopischen und physikalischen Untersuchungen, makro- und mikrofotografischen Bildanalysen zeigt sich, dass auf dem Abbild des Grabtuches keinerlei Farbsubstanz vorhanden ist: der Abdruck ist kein Bild!
Andernfalls wäre die von einem Maler aufgetragene Farbe in die Vertiefungen des Gewebes eingedrungen.
Tatsächlich aber verschwindet der Abdruck, sobald sich der Leinenfaden entsprechend dem Webmuster abwärts neigt: der Abdruck liegt förmlich auf dem Leinentuch! An keiner Stelle dringt er in die Vertiefungen des Gewebes ein. Flüssigkeit bzw. Farbe hingegen dringt kapillarförmig in die Fäden ein und "durchtränkt" das Gewebe. Eine Mikroanalyse ergibt aber nur eine 1/80 Millimeter dünne graugelbliche Verfärbung an den Flachsfasern, die von keinem Maler hätte aufgebracht werden können.
Es gibt überdies keinen Farbaufstrich, keinen Farbverlauf, keine Farbfließrichtung, die jeder Maler hinterlässt.
3.) Inzwischen hat die moderne Computertechnik es ermöglicht, die Hell-/Dunkeltöne des Abdrucks exakt in ein dreidimensionales Bild "umzurechnen": der Grad der Helligkeit entspricht der Lage der Körperstellen: die hervorstehenden Stellen (Nasenrücken, Knöchel der Finger) sind dunkler, die vertieft liegenden Stellen (Augenhöhlen, Armseiten und das übrige Gesicht) sind heller: es ist damit klar, dass der Abdruck von einem realen dreidimensionalen Körper stammt. Kein Maler kann Farbe und Schatten so präzise setzen, dass der Computer hieraus eine exakte Dreidimensionalität errechnen kann. D.h.: ein Maler kann allein durch Farbschattierungen keine verzerrungsfreie dreidimensionale Information setzen. Es kann ja z.B. auch niemand exakt ohne Längenmaß 93,25 cm abschreiten und derartige präzisen Längen permanent und wiederholt bestimmen.
Um das zu verdeutlichen: die erste Analyse errechnete aus 256 Schwarz/Weiss- bzw. Grau-Abstufungen mit einem sog. Mikrodensitometer ein dreidimensionales Bild.
Inzwischen ist mit Hilfe der Weltraumtechnik und einem sog. VP-8-Image-Analyzer, der zweidimensionale Weltraumfotos in dreidimensionale Reliefbilder umsetzt, ein plastisches Bild entstanden durch die Auswertung von 65.536 Grau-Abstufungen! Dass diese Präzision der mathematisch quantifizierbaren Dreidimensionalität kein Maler, der auch mit Hell-Dunkel-Tönen arbeitet, erreichen kann, bedarf keiner weiteren Erläuterung!
Ein realer Abdruck einer Person im Tuch im Sinne naturwissenschaftlicher Erklärbarkeit wäre verzerrt: allein aufgrund der Topografie des menschlichen Kopfes wäre eine Verzerrung in jedem Fall zu erwarten.
Dieser Abdruck aber ist zugleich ein verzerrungsfreies Fotonegativ, andererseits aber ähnlich einer Plastik mit präziser dreidimensionaler Information.
Die These des Wissenschaftlers Walter C. McCrone, zunächst sei ein Bild mit ockerfarbener Erde und einer harzhaltigen Flüssigkeit als Lösungsmittel auf ein Tuch gemalt und dann das feuchte Tuch auf den Stoff des Grabtuches gepresst worden, löst sich in Nichts auf, da sie nicht die Tatsache des Negativabdrucks zureichend berücksichtigt: kein Bild wird durch Abdruck zum Negativ seiner selbst. Verfärbt hat sich lediglich die oberste Faserschicht, Blut hingegen hat das Tuch durchdrungen.
4.) Die These, die Webtechnik des Fischgrätenmusters habe man vor 2000 Jahren noch gar nicht beherrscht, ist widerlegt durch entsprechende Funde in Masade (Südost-Israel), am roten Meer in Ägypten und Pompeji. Danach war die Webmethode des Fischgrätenmusters zur Zeit Christi durchaus üblich, wenngleich es einfachere und preiswertere Methoden gab.
5.) Die These, der Abdruck stamme von einer in Säure getauchten Schablone ist ebenfalls schnell widerlegt: entsprechende Experimente haben gezeigt, dass auf Leinenstoff gedrückte Säure Flecken in den Gewebefasern ohne vergleichbare Abschattierungen hinterlässt, vor allem aber den Stoff angreift und sich in das Gewebe hineinfrisst; der Abdruck auf dem Grabtuch hingegen ist seit Jahrhunderten vollkommen unverändert.
6.) Die weitere These – kürzlich noch in einer ZDF-Produktion ernsthaft vertreten – der Abdruck sei durch eine zum Glühen gebrachte Bronzestatue auf das Tuch "gedruckt worden" – ähnlich wie ein zu heißes Bügeleisen den Stoff versengt -, ist ebenfalls unrichtig.
Zum einen zeigt die Bestrahlung des Tuches mit Schwarzlicht, dem sog. "Wood-Licht" keinerlei Brandstellen oder angesengtes Gewebe im Bereich des Körper-Abdrucks. Brandstellen, mit schwarzem Licht bestrahlt, geben aber in der Dunkelheit eine rötliche Fluoreszenz ab; das Turiner Grabtuch zeigt diese Stellen aber genau neben dem Abdruck als Spuren mehrere Brände, denen das Tuch ausgesetzt war.
7.) Zudem stellt die im Jahre 1978 aufgestellte Untersuchungsgruppe STURP (Shroud of Turin Research Project), eine interdisziplinäre Forschungsgruppe (zudem interreligiös: Juden, Katholiken, Agnostiker), die mehr als 150.000 Arbeitsstunden in die Grabtuchforschung investiert und erstmals mit Hilfe von Computerprogrammen dreidimensionale Bilder erstellt, erstmals Blutbestandteile – Hämoglobin/Bilirubin - auf dem Grabtuch in der Größe von 180 Mikron fest; diese ergeben die seltene Blutgruppe AB.
Noch 1973 waren Forensiker zu dem Schluss gelangt, der Stoff enthalte keinerlei Blutspuren.
Überdies lässt sich feststellen, dass der Mann im Leichentuch ca. 35 Jahre alt war, 1,83 m groß war.
Aber zurück zum BLUT:
Unter den Blutkrusten hatte sich hingegen kein Abdruck gebildet, sondern nur dort, wo kein Blut vorhanden war. Also hat niemand auf den Abdruck Blut aufgetragen. Und niemand hätte Wunden anatomisch so genau malen – auch nicht fotografieren - können, ohne vorher den Abdruck auf das Tuch zu bringen.
8.) Ja - alle Gegenthesen eines gemalten oder von Menschenhand geschaffenen Abdrucks sind schlüssig widerlegt - und doch scheint das Mysterium des Turiner Grabtuches am 13. Oktober 1988 widerlegt zu sein: die Radiocarbonuntersuchung, der sog. C 14-Test – die Proben werden am 21. April 1988 entnommen -, führt zu dem Ergebnis, das Tuch stamme aus der Zeit um 1260 bis 1390.
Hiermit endet die ZDF-Dokumentation.
Nicht erwähnt werden aber die folgenden Umstände:
Die C-14-Untersuchung ist falsch, d.h. für sich genommen: durchaus richtig, nur nicht aussagekräftig im Hinblick auf das Grabtuch!
Denn sie bezieht sich auf das obere linke Eckstück von 8,1 x 1,6 cm, somit auf 12,96 cm².
Gerade die Eckstücke sind aber im Laufe der Zeit insbesondere wegen diverser Brandschäden ausgebessert, z.T. durch Flicken ersetzt worden. Große Ausbesserungsarbeiten hat es nachweislich nach dem Kirchenbrand von 1532 im Jahre 1534 durch die Klarissen von Chambéry gegeben, und zwar mit einem ca. 200 Jahre alten Stoffteil. Zur Stabilisierung nähten sie die Reliquie auf ein Futter aus sog. Holländischem Tuch. Um die Täuschung perfekt zu machen, wurden selbst Verschmutzungen und Flecken imitiert. Bis hin zur Garndrehung entspricht der Flicken dem Original.
Insoweit ist die C-14-Analyse durchaus zutreffend, nur erfasst sie nicht das Turiner Grabtuch zur Gänze.
Dass der als Probestück entnommene Flicken aber nicht der Stoffqualität des übrigen Tuches entspricht, beweist zudem eine verblüffende weitere Erkenntnis: das Durchschnittsgewicht des Grabtuches beträgt im Mittel 23,2 mg pro cm².
Das verwendete Stoffstück wiegt hingegen zwischen 36,89 mg/cm² und 42,85 mg/cm², also beinahe rund das Doppelte.
Hinzu kommt, dass einige Wissenschaftler inzwischen massiv bezweifeln, dass eine verlässliche C-14-Untersuchung überhaupt noch möglich ist, wenn ein Gegenstand wie das Turiner Grabtuch mehrmals durch Brand – insbes. das Feuer im Jahre 1532 - in Mitleidenschaft gezogen wird; das allerdings bestreiten die Vertreter der Radiocarbonuntersuchung. Aber tatsächlich hat man in Versuchen in Moskau – fire simulating model – bei Verwendung eines alten Leinenstoffes nachgewiesen, dass unter Brandbedingungen eines eine große Menge an Radio-Karbon-Atomen in die Zellulosestruktur des Leinens eindringt und binnen Stunden zu einer aufsehenerregenden "Verjüngung" führt.
Im Dezember 2003 kommt wieder Bewegung in die Forschung:
Der amerikanische Chemiker, Dr. Raymond Rogers, der schon 1978 Mitglied des STURP-Teams war und von einem Mitglied der C-14-Analyse eine Probe enthält, stellt bei deren Untersuchung fest, dass diese Vanillin enthält, obwohl der im Leinen vorkommende Vanillingehalt in den Fasern des eigentlichen Grabtuches – die bestätigen schon die Proben der STURP-Untersuchung aus dem Jahre 1978 - nicht mehr nachweisbar ist, wohl hingegen in der wesentlich jüngeren Probeentnahme. Vanillin entsteht beim Zerfall von Lignin, das im Flachs enthalten ist und - in die Zellwand eingelagert - die Verholzung einer Zelle bewirkt. Es findet sich typischerweise im Leinenstoff.
Das Alter des Tuches datiert Rogers dementsprechend auf 1300 bis 3000 Jahre, abhängig von Umgebungstemperatur von 25 oder gar 20 Grad Celsius.
9.) Es gibt weitere bemerkenswerte Umstände:
Bereits im Jahre 1973 identifiziert der Schweizer Wissenschaftler Max Frei-Sulzer nach neunjähriger Recherche 58 von 59 Pollensorten: 44 davon kommen in Jerusalem vor, 14 davon nur im Großraum um Jerusalem. Wie sollte dann eine Fälschung in Frankreich im Mittelalter möglich sein?
Die Universität Tel Aviv bestätigt diese Ergebnisse.
Alle 44 Pollensorten gibt es auch schon vor 2000 Jahren!
23 Pollensorten kommen in Südanatolien vor, wo das damalige Edessa liegt, weitere 14 in Konstantinopel.
Auch Professor Avinoam Danin von der Hebräischen Universität in Jerusalem sowie der Botaniker Uri Baruch bestätigen im Jahre 1999, dass die auf dem Grabtuch gefundenen Blumenpollen auf das Gebiet von Jerusalem hindeuten, zeitlich überdies auf die Zeit um Christi Geburt und jahreszeitlich auf März/April.
10.) Weitere Ergebnisse will ich nur noch stichwortartig anreißen, Prof. Francis Filas von der Universität Chicago hat mit seinem Computer durch Verstärkung des Bildes sowie der mit bloßem Auge unsichtbaren Stigmata die unglaubliche Entdeckung von Münzabdrücken enthüllt, und zwar die Buchstaben "U C A I", überdies das Symbol eines Stabes auf dem rechten Auge!
Professor Whanger aus Durham bestätigt die Ergebnisse.
Tatsächlich waren Kupfermünzen, die Pilatus prägen ließ, mit dem Krummstab der römischen Auguren und der griechischen Inschrift "Tiberiou Kaisaros" im Umlauf. Im Jahre 29 n. Chr. unterlief dem Münzprägemeister der Fehler, die lateinische Variante zu prägen und "Kaisaros" mit "C" zu schreiben! Damit ergibt sich das End-U des Tiberiou und das CAI des falsch geprägten Caisaros!
11.) Überdies sind bereits im Jahre 1997 durch die Wissenschaftler André Marion und Anne-Laure Courage inzwischen wiederum mit modernen Methoden der Computer-Analyse – digitaler Verstärkung von Farbvariationen auf der Grabtuchoberfläche - Inschriften neben dem Antlitz festgestellt worden.
An der rechten Kopfhälfte steht etwas wie ops skia – Kopf/Schatten,
an der linken Kopfhälfte steht INSCE oder IN NECE: du wirst in den Tod gehen bzw. er mag hinaufgestiegen sein, weiterhin – gut erkennbar -:
NNAZARENNOE – der Nazarener.
an der unteren Kopfhälfte steht die Inschrift HSOY, Ableitung von Jeshua – also hebräisch für den Genitiv von Jesus; allerdings ist der erste Buchstabe nicht sichtbar.
Im April 2004 entdecken Forscher der Universität Padua bei der Auswertung von Fotografien aus dem Jahre 2002 ein sehr schwaches und viel weniger detailliertes Bild auf der Rückseite des Tuches, bestehend nur aus einem etwas unschärferen Gesicht und den Händen. Andere Details sind – bislang – nicht sichtbar. Der Abgleich mit der Vorderseite ist akkurat, auch insoweit sind nur die äußersten Fasern "eingefärbt".
2001 war bei Fotoaufnahmen der Rückseite des Grabtuches mit einem speziellen Scanner, eingeführt zwischen Hinterseite und Schutzhülle der Nonnen noch kein Abdruck festgestellt worden.
12.) Bildet das Tuch gerade Jesus von Nazareth ab?
Nun – zum einen spricht die Übernatürlichkeit des Abdrucks dafür, dass es sich um den Jesus Christus der biblischen Überlieferung handelt.
Bei keiner anderen – normalen - Person kennt man derartige Phänomene wie die unerklärlichen Tücher von Turin und Manoppello.
Zum anderen finden sich die biblisch überlieferten Leidensmerkmale wieder. Der zeitliche und örtliche Rahmen stimmt – wie dargelegt – überein.
Schließlich gibt es in der Geschichte nur eine einzige Person, von der überliefert worden ist, gekreuzigt und insoweit mit einer Dornenkrone, eher: Dornenhaube, geschmäht worden zu sein wegen des Anspruchs, "König" zu sein.
Dass es sich um Jesus Christus handelt, ist deshalb auch nicht ernsthaft streitig.
Kurzum: es spricht verblüffend viel für die Echtheit des Turiner Grabtuches und des Volto Santo von Manoppello.
Letzter Versuch, die Bedeutung des Santa Sindone herunterzuspielen, ist das Argument, das Grabtuch möge zwar durchaus Jesus darstellen, dieser sei aber lebend in das Grabtuch gewickelt worden, d.h. er habe die Kreuzigung überlebt; dies zeige die Menge des ausgetretenen Blutes, Leichen bluteten bekanntlich nicht (These der Autoren von Kersten und Gruber):
Abgesehen davon, dass es hierfür keine Bibelstelle noch sonstige historische Quellen gibt – immerhin sind die wesentlichen Fakten ja richtig dargestellt -, erscheint es wenig nachvollziehbar, dass die Scharfrichter, die die Kreuzigungs-"Technik" beherrschten, hier so nachlässig gewesen sein sollen, nicht Jesu Tod festzustellen, der den Römern ein Dorn im Auge war. Und dass der Hauptmann den tödlichen Lanzenstich als heimlicher Anhänger Jesu nur vorgetäuscht habe, ist durch nichts ernsthaft belegt.
Aber auch wissenschaftlich dürfte diese These nicht haltbar sein:
Jedenfalls bis zur Gerinnung unterliegt auch Blut den Gesetzen der Schwerkraft und kann damit auch den toten Körper durch klaffende Wunden verlassen.
Im Übrigen sind nicht Blutspuren, sondern nur Blutbestandteile entdeckt worden, was ebenfalls gegen die These spricht, ein lebender Mensch sei in das Tuch eingewickelt worden.
Schließlich ist das Blut vor der Abbildung auf das Tuch gelangt, was dafür spricht, dass ein noch mit Blut überströmter Leichnam in das Tuch gelegt worden ist, sodann aber gerade kein Blut mehr geflossen ist.
Hinzu kommt, dass gerichtsmedizinische Gutachten inzwischen davon ausgehen, dass die biblisch überlieferte Stichwunde, die der Abdruck auf der rechten Seite unproblematisch offenbart, erst nach seinem Tod zugefügt worden sein kann.
So ist in den Wundflecken eine relativ große Menge an Bilirubin festgestellt worden, weil nach den schweren Traumata der Misshandlung Hämoglobin austritt, die Leber aber keine Zeit mehr hat, es zu verarbeiten, sondern seine getrennten Stoffe, darunter Bilirubin, in das Blut abgibt.
Jedenfalls aber zeigt die Wundspur der 4 ½ cm großen Wunde zwischen der 5. und 6. Rippe, dass der Klingenabdruck in der sichtbaren Form einer Lanze – wie Maria Grazia Siliato (Und das Grabtuch ist doch echt, S. 81) es formuliert - mit tödlicher Sicherheit das Herz getroffen hat.
Hiervon geht auch Arabella Martinez Miranda in ihrer bemerkenswerten Diplomarbeit (Universität Salzburg) von Dezember 2000 aus.
Die Hauptfrage bleibt:
Wie ist der Abdruck entstanden?
Das vielleicht wichtigste Argument für die Authentizität des Grabtuches besteht darin, dass trotz weltweiter Untersuchungen nach wie vor kein Wissenschaftler schlüssig erklären kann, wie das Abbild jenes Mannes, der in Turin zu sehen ist, auf das Leichentuch gekommen ist. Überdies ist es trotz unzähliger wissenschaftlicher Versuche noch keinem Menschen gelungen, das Grabtuch – auch nur ansatzweise - zu kopieren.
All dies gilt gleichermaßen für das Muschelseidentuch des Volto Santo in Manoppello.
Interessanterweise zeigt somit die Intensität der Forschung, dass die anfänglich gemäß rational naturwissenschaftlichem Denken als unwahrscheinlichste aller Thesen erachtete Theorie eines transphysikalischen Geschehens vom "thermonuklearen Strahlenblitz bzw. von der Auferstehungsenergie" - vielleicht - die einzige vernünftige ist (so Ian Wilson).
Jedenfalls: die Faszination des Santa Sindone bleibt ungebrochen, die Forschung geht weiter…
Dr. Markus van den Hövel
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