Spektroskopische Untersuchung

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Gegen 20 Uhr holte P. Emilio den Volto Santo ins Büro von P. Carmine. Es waren anwesend: Prof. Antonio Bini von der Universität Teramo und seine Frau Francesca, Fachärztin in Radiologie, Prof. Pietro Baraldi von der Universität Modena und seine Frau, P. Emilio, P. Carmine und ich.

Prof. Pietro Baraldi hatte Apparaturen zur Spektroskopie der "Farben" im Volto Santo mitgebracht und montiert, und Prof. Fanti aus Padua hatte eine Skizze angefertigt zum Volto Santo über alle Punkte, die er messen lassen wollte. Prof. Pietro Baraldi hatte nur den Auftrag, seine üblichen Messungen an Gemälden vorzunehmen und war im Übrigen nicht informiert. Die Untersuchungen wurden mit Microskopia RAMAN und Laser Rosso durchgeführt, Geräte, die zusammen 70 000 Euro kosten.
Die zu untersuchenden Punkte wurden von der Seite durchgeführt, die nach dem Vergleich mit dem Grabtuch von Turin die Vorderseite ist, nach der Tradition in Manoppello aber die Rückseite. Es waren folgende Punkte:

1. die Randlinie des zweiten Zahnes rechts (vom Gesicht Christi aus gesehen);
2. der dritte Zahn von rechts, die weiße Fläche;
3. die Unterlippe in der Mitte;
4. die Unterlippe, weiter rechts;
5. die Unterlippe in einem anderen Punkt;
6. die untere Linie des oberen linken Augenlids; es wurde nicht gespeichert;
7. das linke Weiß des Augapfels im linken Auge;
8. die Pupille des linken Auges, Zentrum;
9. die Pupille des linken Auges, Zentrum, etwas versetzt;
10. die Pupille des rechten Auges, Zentrum;
11. die Schläfe links, im roten Bereich;
12. der Fleck an der Nase links;
13. eine Stelle im Haarbüschel über der Stirn, links.

Alle diese Orte wurden mehrfach geprüft, weil der Professor nicht glauben wollte, dass nichts zu sehen war. Er langweilte sich sichtlich, denn er konnte von den Substanzen, die er kannte, keinerlei Spuren feststellen. Aber auch Kohle wurde nicht angezeigt, nichts, immer sah man nur die Kurve, wie sie für eine tierische Faser normal ist, ohne Fremdsubstanz. Er meinte, Prof. Fanti wolle sich über ihn lustig machen, lässt ihn von Modena eigens hierher fahren mit Riesenge-päck und - ohne jedes positive Ergebnis! Selbst bei der tiefschwar-zen Stelle in der Pupille änderte sich die Kurve nicht. Einen angegebenen Punkt in den Haaren hat er wegen der relativen Schwierigkeit, in dieser Höhe zu arbeiten, nicht gemessen. Er wollte auch nicht mehr, da er ja sowieso nichts findet, sagte er etwas frustriert.
Er hatte zwischendurch, nach den ersten zwei oder drei Messungen seine Woodlampe herausgenommen und fuhr damit über den Schleier hin: Keine Reaktion! Anderes Material leuchtete, der Schleier nicht.
Nachdem die anderen dreizehn Punkte gemessen und gespeichert waren, wollte er noch mit einem digitalen Handmikroskop sehen, was Prof. Fanti denn gemeint und gesehen hatte, und wir konnten auf seinem Computer noch einmal die wunderschönen Aufnahmen des leeren Gewebes sehen, die glänzenden Byssusfäden, und wir sahen auch die schwarzen Pupillen und die roten Stellen im Gesicht: An der Oberlippe, an der Schläfe etc. und wirklich rot leuchtende Punkte auf den Fäden. Das Ramanmikroskop aber hatte nichts angezeigt, sondern dem Schleierbild eine vollkommene Leere bescheinigt. Dei Professor wiederholte immer nur ganz fassungslos: Mysterium! Mysterium!
Ich erinnerte mich an einen anderen Abend im selben Büro von P. Carmine, als der Fotograf Cati seine Infrarotfotos vorstellte und erklärte: Das Institut in Rom habe angegeben, es handele sich bei dem Bild um eine einzige Substanz, das Bild sei vollkommen uniform, wie aus einem GUSS und einem Material. Hier wurde dieses Ergebnis nun mit anderen Messungen bestätigt:

Das Bild sitzt sozusagen substanzlos im Tuch des Schleiergewebes.

Während sich die Medien überstürzen, die Nachricht vom zerstörten Mythos des Schleiers als "nicht von Menschenhand gemacht" in Windeseile zu verbreiten, sehen wir von der Wissenschaft bestätigt, dass keine von den im Schleier sichtbaren Farben als Pigmente interpretiert werden dürfen. Es handelt sich um ein anderes, bisher nicht geklärtes Phänomen.

 

Tagebuch, Basilika des Volto Santo, 30. April 2007
Sr. Blandina Paschalis

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