Bildentstehung auf den Grabtüchern / Diskussion Prof. Fanti - Dr. Pflüger
Vergleich des Turiner Grabtuches und des Schleiers von Manoppello
Dr. Helmut Pflüger pensionierter Studiendirektor im gymnasialen Schuldienst
Vorbemerkung
Der Verfasser hat als Antwort auf ein 2018 im Butzon & Berker Verlag Kevelaer erschienenes Buch von Barbara Stühlmeyer / Karl Braun ein Buch verfasst mit dem Titel: Zwei Grabtücher – Unbestechliche Zeugen der Auferstehung Christi von den Toten, Christiana-Verlag im Fe-Medienverlag, D 88353 Kisslegg-Immenrod 2020 [1] Er kannte damals noch nicht die drei in HERITAGE erschienen Aufsätze von Liberato de Caro, Emilio Matriciani, Giulio Fanti: "Imaging Analysis and digital Restoration of the Holy Face of Manoppello" Part I und Part II und "Ein Vergleich zwischen dem Gesicht des Schleiers von Manoppello und dem Turiner Grabtuch" (Part III). Er hätte sonst diese Arbeiten in sein Buch eingearbeitet. Deshalb nimmt er hier in einem selbstständigen Artikel die Diskussion auf. Haben doch die drei Forscher am Ende des 1. Artikels festgestellt: "Es bleibt noch ungeklärt, wie die Gesichter des Grabtuchs und des Schleiers dem Stoff eingeprägt wurden. Beim Schleier von Manoppello kennen wir immer noch nicht die Natur seiner ursprünglichen Farben und die Technik, die angewandt wurde, um das Bild zu realisieren. Während das Grabtuch eingehender untersucht wurde, gibt es im Schleier von Manoppello noch viele Informationen zu entdecken und zu diskutieren… Um mögliche und überzeugende Antworten auf alle oben offenen Fragen zu finden, sind weitere Charakterisierungen des Schleiers von Manoppello wünschenswert und notwendig..." [AIII]
In seinem Buch hat der Autor [1] in den Anhängen I bis IX auf 163 Seiten schwer zugängliche Fachliteratur abgedruckt, um der Argumentation mehr Authentizität zu verleihen. Deshalb die häufigen Verweise auf sein Buch.
Zusammenfassung
Die drei Verfasser der drei Abhandlungen haben sich zum Ziel gesetzt, durch Analyse des Schleierbildes von Manoppello festzustellen, ob eine Supraposition des Volto Santo auf das Gesichtsbild vom Turiner Grabtuch zu einem überzeugenden Ergebnis führt, und ob die Abbilder beider Tücher jeweils das Gesicht ein und derselben Person darstellen. Die Verfasser verkennen die Schwierigkeiten der Beweisführung nicht. Für beide Tücher können sie keine widerspruchsfreie Erklärung geben, so dass ein widerspruchsfreier Vergleich nicht zu einer überzeugenden Antwort führen kann: "Nach der Kohlenstoff-14-Datierung [12] eines Leinenstücks aus einer Ecke des Turiner Grabtuches explodierte die wissenschaftliche Kontroverse über seine Echtheit.
Tatsächlich ist das mittelalterliche Datum, abgeleitet aus der Kohlenstoff-14-Analyse, nicht kompatibel mit den Hunderten von Daten, die umgekehrt zeigen, dass das Turiner Grabtuch mit der historischen Periode vereinbar ist, in der Jesus von Nazareth vor 2000 Jahren in Palästina lebte [13,14]. Darüber hinaus bleiben die Ergebnisse der Radio- Carbon-14-Analyse umstritten [15,16]". [AIII Teil III]
Die Analyse des Volto Santo ist noch viel unsicherer und kommt nicht ohne unbeweisbare Vermutungen (Stärke -Zementierung der Leinenfasern) und unerklärbare Eigenschaften und sogar innere Widersprüche aus. "Der Schleier von Manoppello ist ein einzigartiges Kunstwerk im Panorama der Geschichte der Kunst, die der Passion Christi gewidmet ist. Eine Analyse der wenigen experimentellen Daten, die über diese Ikone verfügbar sind, hat einige Aspekte des möglichen physikalischen Mechanismus verdeutlicht, der seinem ungewöhnlichen optischen Verhalten und der wahrscheinlichen Struktur des sie ausmachenden Stoffes zugrunde liegt. Es müsste sich um ein Leinenfasergewebe aus sehr dünnen Fäden (0,1 Millimeter dick) handeln, die durch doppelte Abstände getrennt sind, so dass 42% des Schleiers aus leerem Raum bestehen. Die Leinenfasern wurden wahrscheinlich mit Stärke gefestigt." [A Teil III]
Dies ist im naturwissenschaftlichen Sinn kein widerspruchsfreies Ergebnis. Wegen der von den Verfassern analysierten ungeklärten Beschaffenheit der beiden Tücher kann auch ein Vergleich zu keinem sicheren Ergebnis führen. Des Weiteren geht es bei einem Vergleich der beiden Tücher um die Frage, ob diese authentische Relikte eines vor 2000 Jahren in Palästina gekreuzigten und begrabenen Mannes sind, der nach 36 Stunden (Höhepunkt der Fibrinolyse) ohne Verwischung der verflüssigten Blutspuren durch eigene Bewegung oder gar fremdes Handeln aus dem Grabtuch verschwunden ist. Beim Schleierbild geht es darum, ob es ein nicht von Menschen gemaltes Bild des Antlitzes des Mannes ist, dessen Gesicht auf dem Grabtuch zu erkennen ist – um es deutlich zu sagen: ob die beiden Abbilder Reliquien des gekreuzigten und vom Tode auferstanden Christus sind. Ein Vergleich gemalter Porträts mag für den Kunsthistoriker interessant sein, aber nicht für einen Menschen, für den es nicht um Fachwissen geht, sondern um seine persönliche Heilserwartung.
Beide Textilien wurden von Forschern unterschiedlicher Fachrichtungen untersucht, deren widerspruchsfreie Ergebnisse von den drei Verfassern nicht berücksichtigt wurden. Entscheidend ist der sachangemessene Ansatzpunkt der Untersuchungen. Bilder entstehen nicht nur durch Auftrag von Farbpigmenten auf einen Bildträger. Es gibt noch zwei andere Möglichkeiten der Bildentstehung:
1. Molekulare Umwandlung der Oberfläche des Bildträgers durch Strahlung (Grabtuch von Turin)
2. Entstehung des Bildes im Bildträger selbst durch Eindringen des auffallenden Lichtes in den Bildträger und Reflexion des gebrochenen und interferierenden Lichtes nach den optischen Gesetzen und der Physik der dünnen Plättchen (Schleierbild von Manoppello). Dabei entstehen unterschiedliche Bildqualitäten.
Im ersten Fall wird ohne Farbauftrag die relativ glatte Oberfläche des Bildträgers an den durch die Strahlung bewirkten Zerstörungen des Bildträgers aufgerauht. Ähnliches geschieht bei der mechanischen Aufrauhung der glatten Kupferplatte durch den Stichel des Kupferstechers oder durch die gezielte Richtungsänderung der Schussfäden bei der Damastweberei (Jacquard Webstuhl), die dem auf die "glatte" Oberfläche auffallenden Licht eine andere Richtung gibt und so die einfarbige Lichtwirkung auf kostbaren Leinendamast-Tüchern (als Tisch- oder Bettwäsche) erzeugt. Man erhält nur die einfarbige Oberfläche des Bildträgers auch in den in die glatte Oberfläche eingebrachten Furchen. Diese sog. Körperfarben sind in der Regel stumpf, wenn ihnen nicht zusätzlich durch einen transparenten und reflektierenden Überzug Glanz und Brillianz verliehen wird. Diese Körperfarben sind stabil bei den verschiedensten Einfallswinkeln des auffallenden Lichtes und ändern ihre einfarbige Farbe nicht. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass an den Oberkanten der eingeritzten "Furchen" durch Lichtbeugung Elementarwellen entstehen können, die mit den anderen auffallenden Lichtwellen interferieren und deshalb verschwinden.
Im zweiten Fall entsteht durch Reflexion des ins Innere des Bildträgers eingedrungenen und deshalb nach den Brechungsgesetzen gebrochenen Lichts eine Farbwirkung des aus dem Bildträger entweichenden Lichtes. Dazu ist erforderlich, dass die oberste Schicht des Bildträgers zugleich transluzid und reflektierend ist. Das ist beim Wassertropfen, den kugelförmigen Seifenblasen und den Röhren der Vogelfedern der Fall. Eine Bildwirkung ist aber nur bei dünnen Tropfen möglich (Physik der dünnen
Plättchen). Die so entstehenden Schillerfarben sind instabil, abhängig vom Einfallswinkel des auffallenden Lichtes und dem Austrittswinkel des reflektierten Lichtes (Standort des Betrachters), der optischen Dichte des lichtbrechenden Materials, der mechanischen Stabilität und der Dicke des kugelförmigen oder röhrenförmigen Bildträgers. Die reflektierten Schillerfarben sind glänzend, wie auch der Name schon anzeigt.
I. Das Grabtuch von Turin
Der Mainstream der Grabtuchforscher ging unbeirrt durch andersartige Erkenntnisse von einem verengten Ansatzpunkt aus. Man konnte sich nicht vorstellen, dass ohne Auftrag irgendwelcher Farbpigmente auf einem Bildträger eine Bildwirkung möglich ist, trotz der vielen Beispiele in der Natur, die unmittelbar vom Bildträger ausgehende Bildwirkungen zeigen. So hat man jahrzehntelang Farbpigmente, Schweiß, Öl, Aloe etc. auf dem Grabtuch von Turin gesucht, um die rätselhaften Abdrücke zu erklären, ohne zu einem belastbaren Ergebnis zu kommen bei der Erklärung des Entstehens der Abdrücke. Einen guten Überblick über die vergeblichen Erklärungsversuche gibt Maria Gracia Siliato [2] im 3. und 4. Kapitel ihres Buches.
Die einzige auf das Grabtuch aufgetragene Substanz waren die ca. 400 Spuren echten Blutes der Blutgruppe AB und folgender Gensegmente:
Beta Globin Gensegment von Chromosom 11
Amelogin Y Gensegment von Chromosom Y [3].
Amelogin X Gensegment von Chromosom X
Auch die Simulationsexperimente von Gallimard, Pelliconi und John Heller führten zu keinem widerspruchsfreien Ergebnis. Die wirklich bahnbrechende Entdeckung machte bereits im Sommer 1975 John Jackson in Albuquerque (Mexico) im Air Force Weapon Labor durch den gelungenen Versuch, aus dem sichtbaren Befund eines zweidimensionalen Abdrucks (Negativ) ein dreidimensionales Bild herzustellen, indem er den Abdruck als physikalisches Ergebnis einer Bestrahlung auffasste, die das Leinengewebe in unterschiedlichem Maße zerstört hatte. Er unterteilte das Abdruckbild schachbrettartig in Quadratzentimeter-Einheiten und zählte mit einem Mikrodensiometer die angegriffenen Leinenfäden pro cm² und errechnete daraus die Anzahl der Pixel pro Quadratzentimeter. Aus der Dichte der durch Strahlung beschädigten Fäden konnten er und seine Kollegen Erich Jumper (Akademie der Air Force) und Bill Mottern (Sandia Laboratory) auf den Abstand zwischen der Strahlenquelle und dem Tuch schließen, wobei er von gleichgerichteten Strahlen ausging, die aber bei ihrem Weg teilweise von der Luft absorbiert wurden. Als Ursache der Strahlung bezeichnete er einen Strahlungsblitz (hohe Voltspannung). Das Verfahren beschreibt im einzelnen Maria Siliato unter Zugrundelegung der Originalliteratur [4]. "Das spektakuläre Ergebnis war jedoch nur zu erzielen, wenn die Veränderungen der Lichtdichte eines Fotos nicht durch Beleuchtung, sondern durch die reale Entfernung zwischen den verschiedenen Punkten des Gegenstandes hervorgerufen wurden…" Sie wiederholten den Versuch mit den Fotografien von zwei sorgfältigen Kopien des Grabtuches, die die Maler Reffo und Cusetti im späten 19. Jahrhundert gemalt hatten und die heute in Turin aufbewahrt werden. Aber die Bilder, die der VP8 lieferte, waren verzerrt und unergiebig, so wie alle Bilder, die er aus gemalten Bildern umsetzte [2]. Diese Erfahrung mussten auch S. Jaworski und Giulio Fanti machen, als sie versuchten, vom Volto Santo ein dreidimensionales Bild herzustellen [5].
Später hat John Jackson, der führende Vertreter der amerikanischen Forschungsgruppe STURP darauf aufmerksam gemacht, dass sich beim Turiner Grabtuch die Umrisse des durch Dehydrierung entstandenen Körperabdrucks nicht mit den über das ganze Tuch verteilten Blutspuren decken. Innerhalb des Abbildes ist das Leinen unter den Blutspuren nicht dehydriert. Die Blutspuren rühren also daher, dass das Tuch den Körper bedeckt hat. Warum aber die Dehydrierung des Leinens nur an der Vorder- und Rückfront des darin liegenden Leichnams und nicht auch an dessen Flanken stattgefunden hat, bleibt "ein Rätsel, das nicht gelöst werden kann". [6]
Unabhängig von Jackson haben einige Forscher versucht, durch Simulations- Experimente die Bildentstehung ohne Farbe jeglicher Art auf dem Turiner Grabtuch nachzuweisen: Antoine Legrand und Pierre Gallimard (1932) Paris, verbessert durch Samuel Pellicori durch sein Air Backing System vom Santa Barbara Research Center, dessen Arbeiten zu Beginn der 80er Jahre in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden (Literaturverzeichnis in Maria Siliato [2]). Alle diese Arbeiten kranken daran, dass die Veränderungen auf den Probeleinenstückchen trotz Air Backing erst nach Jahrzehnten sichtbar wurden.
Sehr viel weiter in der richtigen Richtung kam J. Volckringer (Paris), der sich ab 1942 zum Ziel gesetzt hatte: "...expliquer la formation de l‘empreinte par le jeu des forces naturelles" (Siliato S.145 ff). Er verglich die Abdrücke, die Pflanzen in mindestens 100 Jahre alten Herbarien: die vom Kolleg Juvisy-sur-Orge von 1840, die von der Fakultät für Pharmazie in Paris von 1836 und die des Naturkundemuseums von 1650, miteinander und stellte eine frappierende Gleichheit zwischen den dort sichtbaren Bildern von Blättern und den Bildern auf dem Turiner Grabtuch fest. Das Ergebnis seiner Forschungen formuliert er als Frage, die dann später Eberhard Lindner von der Technischen Universität Karlsruhe definitiv beantwortet hat: Die Analysen haben auf den Pflanzenabdrücken der Herbarien "keinerlei Farbstoffe" isoliert. Auch auf dem Abdruck des Grabtuches findet sich keinerlei Farbstoff. Völcklinger fragte sich nach der Natur des Abdrucks: "Est-ce une déstruction de l‘édifice moléculaire de la cellulose du papier, un état de transformation vers le carbon?"
(Handelt es sich um eine Umformung der Molekularstruktur der Zellulose des Papiers?) Die Bereiche des Papiers, die den Pflanzenabdruck tragen, weisen eine Beschädigung der Zellulose auf, genau wie das Leinen des Grabtuchs an den Stellen, wo es den Abdruck des Leichnams trägt. Die Pflanzenabdrücke der alten Herbarien fluoreszieren nicht bei Wood-Licht. Der Abdruck auf dem Grabtuch tut dies auch nicht. Sowohl bei den Pflanzenabdrücken der Herbarien als auch bei dem Abdruck des Leichnams auf dem Grabtuch besteht ein genaues Verhältnis zwischen der Intensität des Kontakts und der optischen Dichte des Abdrucks (s. Siliato S. 146).
Aber diese besonnene und vernünftige Reihe von Experimenten zerstörte die mythische Welt derer, die, wie auch immer, Wunder suchten und deshalb davon nichts hören wollten, und sie untergräbt die Position der Verfechter einer betrügerischen Herstellung des Abdrucks. Man durchforsche nur die Literaturverzeichnisse der einschlägigen Literatur des Mainstreams der Sindologen. Ja sogar hochgestellte katholische Prälaten versuchten, das Bekanntwerden der 1977 erzielten Ergebnisse von J. Jackson und Mitarbeitern in Deutschland zu verhindern. Als 1980 Maria Branse für den Herderverlag das Buch von J. Wilson, der die Ergebnisse von J. Jackson übernommen hatte, ins Deutsche sehr sorgfältig übersetzt hatte, "musste sie auf Intervention des Generalvikars der Erzdiözese Freiburg einen korrekt übersetztenSatz streichen: ‚ein Strahlenblitz, der … sein Bild und das seines Leibes sich unauslöschlich in das Grabtuch einbrennen ließ, der Nachwelt eine Momentaufnahme der Auferstehung hinterlassend‘". Der Generalvikar schreibt, er habe mehrere Theologen befragt ... "Alle ohne Ausnahme haben von einer solchen Sprechweise aus theologischen Gründen dringend abgeraten... Der Beisatz könne ohne Verlust entfallen; es werde jedoch ein Stein möglichen Anstoßes beseitigt" [7]. Im Namen einer aufgeklärten entmythologisierten Theologie werden naturwissenschaftlich exakt erarbeitete Ergebnisse einfach verdrängt.
In diese Situation platzten 1988 die Ergebnisse der durch die Institute in Zürich, Oxford und Tucson (Arizona, USA) vorgenommenen Untersuchungen an drei vom äußersten Rand entnommenen Stoffproben. Das ermittelte Radiocarbonalter (13. und 14. Jahrhundert) passt nicht zu den vielen seriös ermittelten Merkmalen (1. Jahrhundert, Grabtuch eines auf römische Art gefolterten und gekreuzigten Mannes in Palästina). Der Skandal war groß und spaltete nicht nur die Grabtuchforscher in zwei sich bekämpfende Lager mit üblen Unterstellungen beiderseits. Die Mehrheit der verbreiteten öffentlichen Meinungen sah ihre Betrugshypothese bestätigt und propagierte das Grabtuch als ein Machwerk des 14. Jahrhunderts, ja sogar von grotesken Absurditäten schreckte man nicht zurück. Das kleine Häuflein der Verteidiger der Echtheit des Grabtuchs behalf sich mit Behauptungen, die naturwissenschaftlich keinen Bestand haben konnten: Vertauschung der Stoffproben, Verunreinigung der Stoffproben, Isotopenanreicherung C-12 zu C-14 durch eindringendes Löschwasser, Verkohlung der Stoffproben durch Brand von 1532 in Chambéry.
In diesen Wirrwarr griff Eberhard Lindner von der TH Karlsruhe (University of Applied Sciences), Lehrstuhlinhaber für Technische Chemie und Umweltschutz, Verfasser des in 13 Auflagen erschienenen Standardwerks: Chemie für Ingenieure, ein. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Neutronenphysiker M. Küchle, gelang ihm in Weiterführung der 1975 von J. Jackson veröffentlichten Ergebnisse eine widerspruchsfreie Antwort auf die Rätsel um die Entstehung des Abdrucks auf dem Turiner Grabtuch. Leider haben seine Forschungsergebnisse nicht in der Wissenschaft der Sindologie weiterbringende Verbreitung gefunden. Der Name Lindner taucht nirgends auf in den Ausführungen der Verfasser von "Bildanalyse und digitale Restaurierung ... Vergleich zwischen … Manoppello ... Turin". Stattdessen nur die resignierte Feststellung, dass die Authentizität des Grabtuches umstritten ist und die Ergebnisse des Radiokarbon-Tests nicht zu den vielen anderen positiven Beweisen passen.
Dabei sind Lindners physikalisch-chemische Untersuchungen, aufbauend auf J. Jacksons Erkenntnissen, wirklich epochemachend, weil sie eine plausible Erklärung für die angeblich falsche Radiokarbon-Analyse bringen, indem sie den unauflöslichen Zusammenhang zwischen den das Leinen beschädigenden (wenn auch nur an der Hülle der Fasern) Elektronen und dem damit gekoppelten Freiwerden von Neutronenwolken, die den Raum (Grab) erfüllten, mehr oder weniger je nach Abstand zum Korpus der Leiche und durch Isotopen-Verschiebung herstellten, die die Radiokarbon-Werte massiv veränderten.
Deshalb halte ich es für unausweichlich, die entsprechenden Seiten seiner Abschiedsvorlesung anlässlich seiner Emeritierung (7. Auflage) hier in diesen Aufsatz zu integrieren. Das habe ich bereits auch getan mit Erlaubnis seiner Erben in meinem Buch: Zwei Grabtücher [1]. Die Ausführungen von E. Lindner sind so umfassend und so dicht geschrieben, dass jedes zusammenfassende Referieren zu Missverständnissen führen oder sich dem Vorwurf aussetzen muss, nur lückenhaft berichtet zu haben. Zudem sind Lindners Ergebnisse für den Mainstream der Sindologen derart provozierend, dass es auf jeden Satz seiner Argumentation ankommt und sie deshalb unverkürzt in der Originalsprache wiedergegeben werden müssen. Andrerseits geht es nicht an, die Ausführungen des Verfassers hier durch ein 27 Seiten umfassendes Zitat zu unterbrechen; deshalb werden hier nur thesenartig die Ergebnisse Lindners vorgetragen und zum Studium der Argumente der Orginaltext Lindners als Anhang B I abgedruckt.
Lindner zählt zunächst die allgemein bekannten und anerkannten Merkmale des Grabtuches auf, denen aber die Ergebnisse der 1988 durchgeführten Radiokarbondatierung widersprechen, um dann seine "umfassende Theorie" vorzutragen und zu begründen:
1.) Die chemische Natur der Körperbildspuren
2.) Die Heterogenität des Radiokarbongehalts bei den Analysen 1988
3.) Die Abbildung der Haare des Hauptes
Danach widerlegt er die bisherigen Erklärungsversuche für das Körperbild durch die 1988 analysierten Spuren und alle Erklärungen für die abnormen Radiokarbonwerte von 1988. Die Proben seien weder vertauscht, noch unsachgemäß von eventuellen Fremdkörpern gereinigt worden oder durch den Brand von 1532 in ihren Radiokarbonwerten verändert worden. Danach folgen Beweise seiner Theorie durch Simulationsexperimente:
Bestrahlungsexperimente mit Neutronen, Simulationsexperiment mit Elektronenstrahlen.
Als Ergebnis formuliert er, gestützt auf die Berechnungen des Neutronenphysikers M. Küchle (TH Karlsruhe):
Das Grabtuch unterlag einem "singulären Ereignis",
bei dem die Protonen des Leichnams spurlos verschwanden (Beweis für die Auferstehung),
die freiwerdenden Neutronen die Isotopenverschiebung der C-12-Atome in C-14 - Atome der Cellulose- bez. Carbonylketten bewirkten,
und die freiwerdenden Elektronenstrahlen die Oberfläche der Leinenfasern dehydrierten (= gelbliche Verfärbung als Carbonylgruppen).
Die Elektronenstrahlen, gleichgerichtet und in großer Dichte abhängig vom Abstand (da sie in der Luft vergehen), ergeben ein präzises sogar dreidimensionales Körperbild (s. oben Jackson), sind also nur senkrecht über dem Leichnam auf dem Tuch nachweisbar. Neutronenstrahlen sind nicht gleichgerichtet und breiten sich wolkenartig im ganzen Raum aus. Sie sind dort am dichtesten, wo das Tuch direkt über dem Leichnam lag, deshalb ist die Heterogenität des Befalls nicht nur auf dem Tuch, sondern auch auf den anderen Objekten feststellbar, die in unterschiedlicher Entfernung von dem Leichnam in Grabe lagen.
Die an der untersten Ecke des Grabtuchs entnommenen Stoffproben, die nur ein paar Zentimeter auseinander, aber ca. 30 - 35 cm von den Fußspitzen entfernt liegen, weisen unterschiedliche Radiokarbonwerte von 100 Jahren auf. Andere Objekte, die im Grabe lagen, weisen je nach Entfernung vom Leichnam erheblich geringere Verjüngung als das Grabtuch auf:
Bluttuch von Oviedo R.C.-Alter | = | 775 A.D. |
Tunika von Argenteuil R.C.-Alter | = | 590 A.D. |
Titulus Crucis R.C.-Alter | = | 1010 A.D. |
Die von M. Küchle hochgerechneten R.C.- Werte für die Teile des Tuches, die direkt in unmittelbarem Kontakt über den Körper lagen, ergeben ein R.C.- Alter von 2700 A.D. [BI]
Durch Lindners Erkenntnisse werden nicht nur die dargestellten Widersprüche durch eine widerspruchsfreie Erklärung aufgelöst, sondern die Ergebnisse der Radiokarbon- Analyse liefern auch einen unumstößlichen Beweis für die Auferstehung des Mannes, dessen Leiche das Grabtuch von Turin umhüllt hat.
Um es noch einmal deutlicher zu sagen:
Die drei Stoffproben wurden an der äußersten Ecke des Fußendes des Tuches entnommen und alle auf die gleiche Weise von den genannten Instituten behandelt. Trotzdem ergab sich zwischen den nur wenige Zentimeter auseinander liegenden drei Proben ein Unterschied in der Radiokarbon-Messung von hundert Jahren. Das zeigt, dass die Neutronen-Verseuchung heterogen über das ganze Tuch verteilt ist. Die Anzahl der wolkenartig umherschwirrenden Neutronen muss über der Mitte des Tuches, wo direkter Kontakt über dem Körper vorlag, viel größer sein als am äußersten Rand des Tuches, wo gar kein Körperkontakt möglich war. Sie lässt sich errechnen aus der Anzahl der Elektronen, die über dem Leichnam die molekulare Struktur des Grableinens verändert haben. So müsste die Zahl der die Isotopen Verschiebung verursachenden Neutronen in dem Teil des Tuches, der direkt über dem Körper lag, um ein Vielfaches höher sein als an dem äußersten Eckzipfel des Tuches, der ungefähr 35 cm von den Fußsohlen entfernt ist.
Der Karlsruher Neutronenphysiker M. Küchle hat die Neutronenflüsse berechnet. Zur Verjüngung des Radiokarbon-Alters an der damals [das ist das 1988] analysierten Stelle auf die Jahre 1300 n. Chr. waren Neutronenflüsse von etwa 1016 Neutronen pro Quadratzentimeter notwendig. Aber die analysierte Stelle lag an einer Ecke des Grabtuchs, also in weiter Entfernung von der Leichenoberfläche. Eine vielfach höhere Anzahl von Neutronen pro Quadratzentimeter ist von den Teilen des Tuches zu erwarten, die direkt über dem Körper lagen. Nach den Berechnungen von M. Küchle würden in der Mitte des Tuches Radiokarbon-Werte zu erwarten sein, die es in der Natur gar nicht gibt, etwa 2700 Jahre nach Chr. (Lindner Seite 33).
Das ist ein singuläres Ereignis, dessen Einzelaspekte im Simulationsexperiment nachvollziehbar sind, das aber als Ganzes die menschlichen Kräfte übersteigt.
Allein, um auf 1 cm² Leinen durch Elektronenstrahlen die gleiche Gewebefaserzerstörung (Umwandlung der Zellulose-Carbonylgruppen) im gleichen Grad wie auf dem Grabtuch zu erreichen, musste eine Leinenprobe von 1cm² im Abstand von 1 mm dem stärksten Betastrahler Ni63 der Universität Gießen ausgesetzt werden: 2x105 Gy.
Danach kann man ausrechnen, welche Energie erforderlich ist, um in einer Nanosekunde zu bewirken, wozu der Betastrahler 39 Tage mal 24 Stunden mal 60 Minuten mal 60 Sekunden mal 103 Nanosekunden gebraucht hat. Die natürliche Kirlianstrahlung eines menschlichen Körpers ist dafür viel zu schwach.
Es gehen also Stromspannungen von dem Leichnam aus von mehreren Megavolt, die in der Natur nur als Gewitterblitze vorkommen und von Menschen des 1. Jahrhunderts nicht erzeugt werden konnten. Die Berechnungen können auch experimentell nachgewiesen werden. Bei der Restaurierung des Grabtuchs im Jahre 2002 wurde das der Erhaltung des Gewebes dienende sog. Hollandtuch, das 1532 nach dem Brand zur Stützung des angesengten Gewebes diente, durch ein neues ersetzt und dabei die hässlichen verkohlten Ränder der Brandlöcher von 1532 entfernt.
Die ETH Zürich hat im Simulationsexperiment verkohlte Brandreste untersucht und festgestellt, dass durch Verkohlung keine Isotopen-Verschiebungen von C-12 zu C-14 stattfindet. Die 2002 entfernten verkohlten Randstreifen sind seither im Besitz des Vatikans und wären ausreichend, eine Radiokarbon-Analyse durchzuführen zu können. Leider hat die Kurie bis dato keine Radiokarbon-Analyse durchführen lassen, obwohl sicher keine sakrilegische Entehrung des heiligen Gewebes zu befürchten ist; denn eventuelle heilige Blutreste sind bei dem Brand von 1532 mit Sicherheit zerstört worden. Aber auch ohne Analyse dieser vom Tuch abgeschnitten Stoffreste sind die Berechnungen von M. Küchle überzeugend und ausreichend.
Ein weiteres Phänomen findet durch J. Jacksons und E. Lindners Ergebnisse seine Bestätigung: Eine kurze intensive Strahlung, besser ein "Aufblitzen" des Körpers: eine Art "Büschelentladung", eine Corona-Discharge, wie es der Physiker Oswald Scheuermann als Erster in verschiedenen Versuchen entdeckt hat [8].
Die Kennzeichen der Corona-Discharge sind zunächst Spitzenentladungen, die bei den auf dem Tuch abgebildeten Gegenständen - wie Pflanzen, Blumen, eventuell Münzen - ersichtlich sind, sie bewirken zudem ein doppeltes Oberflächenphänomen (doppelte Oberflächenverfärbung ohne das innere Mark der Leinenfasern anzugreifen), wie es Giulio Fanti und Oswald Scheuermann in verschiedenen Versuchen bekräftigt haben.
Zwei weitere richtige Beobachtungen, die die Strahlentheorie von Lindner - Küchle bestätigen, sind meines Wissens noch nicht zueinander in Beziehung gebracht worden. Das Leichentuch enthält Blutflecken nicht nur auf der verstrahlten Vorder- und Rückseite des den Leichnam bedeckenden Grabtuchs, sondern auch auf den nicht verstrahlten Flächen des Grabtuchs, die die Flanken des Körpers eng berührt haben. Das Grabtuch muss also auf allen vier Seiten enganliegend den Leichnam umschlossen haben, damit sich die 400 Blutflecken darauf abbilden konnten. Diese Blutspuren verflüssigten sich infolge der Fibrinolyse, die 36 bis 40 Stunden nach dem Tod ihren Höhepunkt erreicht, und behielten auch ihre hellrote Farbe bei - im Unterschied zu den Blutspuren auf dem Bluttuch von Oviedo - und zeigen keinerlei Verschmierung, haben also präzise Ränder, ein Zeichen, dass keinerlei mechanische Verschiebung stattgefunden haben kann, eine gewaltsame Auswicklung des Körpers aus dem Tuch nicht denkbar ist.
Andererseits muss das Tuch aber zum Zeitpunkt der Verstrahlung wie ein glattes planes Brett auf dem Körper in Höhe der Nasenspitze (=höchster Berührungspunkt) gelegen oder
besser gesagt geschwebt haben, sonst wären die Abstände Körper – Tuch gar nicht berechenbar gewesen, und J. Jackson wäre 1977 mit seinem Versuch, ein 3-D-Bild herzustellen,
kläglich gescheitert. Dieses Schweben des Tuches ist nur zu erklären durch eine plötzliche Druckwelle als Begleitumstand des Megavoltblitzes, der vom Leichnam ausging und die molekulare Umwandlung der Zellulose in Carbonyl (=Dehydrierung) bewirkte. Das Ganze muss - der Höhepunkt der Fibrinolyse lässt keinen anderen Zeitpunkt zu - zwischen 34 bis 40 Stunden nach dem Tod des Mannes geschehen sein. Später hätte eine Unterbrechung der Fibrinolyse keine klaren Blutspuren mehr ergeben.
II. Das Schleierbild von Manoppello
Die Verfasser von [AI Seite 295] behaupten: "Durch die in polarisiertem Licht durchgeführten Analysen können wir die Möglichkeiten ausschließen, dass es sich um Byssus handelt. Es scheint stattdessen bestätigt, dass der Schleier aus dünnen Leinenfäden besteht."
Dieses aus einer Fehldeutung der Figure 5 [AI Seite 294) abgeleitete Ergebnisurteil kann keinen Bestand haben, wie im Folgenden gezeigt wird. Zunächst muss der Grundansatz der Untersuchung diskutiert werden. Wie schon in Teil I darauf hingewiesen wurde, gibt es mehrere Möglichkeiten der Bildentstehung:
1.) Die Aufbringung von Farbpigmenten auf den Bildträger.
2.) Die Beschaffenheit oder Veränderung des Bildträgers ohne Auftrag von irgendwelchen Pigmenten.
Beide Möglichkeiten kommen in der Natur vor. Im ersten Fall erhält man Körperfarben, im zweiten Fall entstehen Schillerfarben. Sie sind deshalb in die Untersuchung einzubeziehen. Wenn man aber ein wie ein Gemälde aussehendes Gebilde nur - auch unter Verwendung der ausgefeiltesten Untersuchungstechnik - unter dem Gesichtspunkt 1.) untersucht, kann kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden, wenn das zu untersuchende Objekt nicht nach 1.) zustande gekommen ist, sondern nach 2.). Die Verfasser von [A1 A2 A3] geben am Ende selbst zu, dass das Ergebnis ihrer Untersuchungen unbefriedigend ist und weitere Untersuchungen erforderlich sind, um Klarheit zu schaffen.
In Teil I dieser Schrift wurde der Nachweis erbracht, dass ein Bild ohne irgendeinen Farbauftrag oder Färbung des Bildträgers entstehen konnte. Ja, der Bildträger ist eigentlich gar kein Bild, sondern nur ein physikalisches Protokoll über die Menge eng- und gleichgerichteter Elektronenstrahlen, die - je nach zurückgelegter Entfernung- teilweise in der Luft zugrunde gehen, auf einem glatt gespannten Tuch - quasi wie ein im Labor aufgespannter Projektionsschirm -ankommen und dort die Hülle von Leinenfasern molekular verändern.
Jackson und Lindner sahen darin die Folgen eines blitzartigen Ereignisses:
1.) Zerstörung der Oberfläche von Leinenfasern durch Elektronenstrahlen.
2.) Isotopenverlagerung in den Leinen Fäden durch Neutronenstrahlen.
3.) Spurloses Verschwinden der Protonen.
Das Ereignis selbst übersteigt die menschlichen Möglichkeiten des Verstehens und Reproduzierens: ein singuläres Ereignis.
Dasselbe gilt – cum grano salis – auch für die Untersuchung des Schleierbildes von Manoppello. Bloß ist die Untersuchung schwieriger, da es sich um ein vielfarbiges, wie ein Gemälde aussehendes Gebilde handelt, das aber keines ist, sondern nur Schillerfarben zeigt.
Schillerfarben kommen in der Natur vor entweder als eine einzige leuchtende Farbe oder als ganzes Farbspektrum, für jedermann sichtbar ohne spezielle Versuchsanlage. Sie entstehen durch Lichtbrechung und Reflexion und Interferenz der gebrochenen Lichtwellen im Bereich der Physik der dünnen Plättchen. In der Regel sind sie nur sichtbar bei dünnen Plättchen, die gebrochenes Licht zurückwerfen, also wenn die weiße Lichtquelle und der Betrachter auf der gleichen Seite stehen, wie es er Fall ist beim Regenbogen oder beim Ölteppich – bei einer Öllache aber nur an den dünnen Rändern derselben. Eine zweite Art gibt es bei Vogelfedern. Hier sieht man im rückstrahlenden Licht nur jeweils eine Farbe aufleuchten. Bei Veränderung des Einfallswinkels des Sonnenlichtstrahls verschwindet die leuchtende Farbe z.B. der blauen Federn am Hals eines Pfaus oder des Grauflügeltrompetervogels (Berliner Zoo), und die Federn wirken stumpf schwarz. Alle diese Erscheinungen sind bedingt durch die optischen Gesetze der Lichtbrechung, der Reflexion, der Interferenz von Lichtwellen und letztlich von der Physik der dünnen Plättchen, wie man bei der Verschiebung der Farben beim Verändern der Hautdicke der Seifenblasen beobachten kann. Es handelt sich hier um allgemeines Wissen von Gymnasiasten. Um die Komplexität des Gewebes des Schleierbildes verstehen zu können, füge ich zur Auffrischung von Schulwissen die entsprechenden Seiten aus Schulbüchern über die hier in Betracht kommenden Gesetze bei [B II].
Da im Physiklehrbuch das Prinzip am vereinfachten mathematisch idealisierten Modell erklärt wird, müssen die vereinfachten Modelle theoretisch zu einem Ganzen zusammengefügt werden, bevor man das Gewebe des Schleierbildes untersuchen kann. Wenn ein Lichtstrahl von einem optisch dünneren Medium auf ein optisch dichteres Medium trifft, wird ein Teil reflektiert, der andere Teil tritt ins optisch dichtere Medium ein, wird aber gebrochen. Wenn er vom optisch dichteren in das optisch dünnere übertritt, tritt das Umgekehrte ein. Maßgebend ist bei diesen Vorgängen die lotrechte Achse auf die Trennung zwischen optisch dünneren zum optisch dichteren Medium. In den Modellen der Lehrbücher laufen beide Trennungslinien parallel, so dass der auf ein dichteres Medium auftreffende Strahl bei seinem Durchgang durch das dichtere Medium zwar gebrochen wird, bei seinem Austritt in das dünnere Medium wieder "zurückgebrochen" wird und nur parallel verschoben sein Weg im dünneren Medium fortsetzt. Bei einem Röhren-förmigen - erst recht bei einem Hohlkugel-förmigen optisch dichteren Medium ist das nicht mehr der Fall. Die lotrecht auf den äußeren und inneren Trennungslinien stehenden Achsen verändern sich, der Kreisform (=Ringquerschnitt) angepasst, ständig, und bilden einen unsichtbaren Strahlenkranz um das ringförmige Gebilde (Querschnitt der Kugel oder Röhre). Die Folge ist, dass an jeder Einfall- oder Ausfallstelle die Einfallswinkel α bez. Brechungswinkel β verschieden sind und dementsprechend das Reflektierte in verschieden breiten Spektren vom optisch dichteren ins optisch dünnere Medium zurückstrahlt. Ebenso wichtig ist die Brechungszahl n, mit Hilfe derer der Grenzwinkel der Totalreflexion errechnet werden kann. Zuallerletzt ist die Interferenz zwischen phasenverschobenen Wellen - je nach Dicke des optisch dichteren Mediums - zu beachten. Dies gilt für Wassertropfen, Seifenblasen, Vogelfedern. Daraus wird ersichtlich, dass das optisch dichtere Medium äußerst dünn sein muss, da sonst die Experimente in nicht gelingen können.
Abbildung 1 Plan Platte Scheibe
Abbildung 2 ringförmiger Querschnitt
Abbildung 1: Sind die oberen und unteren Trennungslinien zwischen dem optisch dünneren und optisch dichteren Medium parallel, sind alle Einfall- und Austrittswinkel des eintretenden weißen Lichtstrahls gleich α
Abbildung 2: Sind die Trennungslinien aber ringförmig angeordnet (Innen- und Außenhaut), so sind alle Einfall- und Austrittswinkel des aus dem dichteren in das dünnere Medium zurückstrahlenden Lichtes verschiedenen. Desgleichen sind sogar die Reflexionswinkel β sowohl zwischen Ober- und Unterkante β1 β2 β3 etc. als auch beim Auftreffen auf die Innenkanten bzw. Außenkanten des ringförmigen optisch dichteren Mediums verschieden.
------------ | Lotrechte Achse an den Außenkanten bzw. Innenkanten des optisch dichteren Mediums |
Einfallender Strahl weißen Lichtes aus dem dünneren Medium Mehrfach reflektierter Strahl im optisch dichteren Medium | |
dem dünneren Medium Mehrfach reflektierter im optisch dichteren Medium |
Bei planglatten Scheiben sind die Einfalls- und Ausfallswinkel α immer gleich, desgleichen die Brechungswinkel β und β 1. Deshalb findet beim Austritt des an der Innenkante reflektierten Strahles eine "Rückbrechung" statt, so dass je nach Dicke α des optisch dichteren Mediums entweder eine phasenverschobene oder phasengleiche Interferenz mit dem im optisch dünneren reflektierten Strahl stattfindet. Man sieht also nur ungebrochenes weißes Licht.
Bei ringförmigem Querschnitt des optisch dichteren Mediums (Kugel, Röhre) verschieben sich die lotrecht auf den Trennungslinien stehenden Achsen zwischen optisch verschiedenen dichten Medien wie vom Zentrum des Ringes ausgehende radiale unsichtbare Strahlen. Deshalb sind sämtliche Ein- und Ausfallswinkel α der ein- und austreten Lichtstrahlen an der Außenkante α verschieden. Die Innenwinkel β sind noch verschiedener wie in Abbildung 2 gezeigt wurde. Durch die Rundung des optisch dichteren Mediums wird der Weg des gebrochenen Lichts immer länger, so dass nach jeder Brechung das Spektrum weiter auseinandergezogen wird, bis die verschiedenen langen Wellen den Grenzwinkel der totalen Reflexion erreichen.
Das mathematische Modell muss aber noch durch die Unregelmäßigkeiten der Naturgestalt der Lichtträger korrigiert werden. Was für die einzelne Faser als Lichtträger gilt, muss für ein Konglomerat von Lichtträgern (Regenbogen, transparente Röhrchen, Vogelfedern) zusätzlich berechnet werden. Aber gerade durch die vielen hier aufgezählten Bedingungen für die Farbentstehung der Schillerfarben ist es möglich, dass nicht nur eine einzige Farbe oder das ganze Farbenspektrum im Lichtträger entsteht, sondern auch verschiedene nahe beieinander liegende Farben im gleichen Lichtträger. Die Röhrchen sind nicht abstrakte mathematische Modelle, sondern vielfach uneben und wechselnd in ihrer Dicke. Das Bild entsteht also nicht durch Auftrag von Farbpigmenten (=Körperfarbe), sondern durch einen weißen Lichtstrahl, der beim Durchgang durch ein optisch dichteres Medium vielfältig gebrochen (= das Wellenbündel in seine einzelnen Bestandteile zerlegt) wird, wobei einzelne Lichtwellen durch Interferenz verloren gehen. Dem weißen Licht wird nichts zugefügt, wie das bei Körperfarben der Fall ist, sondern etwas weggenommen bei Schiller Farben. Das lernen Gymnasiasten bereits auf der Mittelstufe.
"Undurchsichtige Körper erscheinen farbig, wenn sie entweder eine Spektralfarbe reflektieren und alle anderen absorbieren oder wenn sie mehrere Spektralfarben reflektieren."
Das gilt auch für aufgetragene Farbpigmente, die mit dem Lichtträger einen zusammenhängenden Körper bilden.
"Durchsichtige Körper lassen entweder eine Spektralfarbe durch und absorbieren alle anderen (spektralreines Filter) oder lassen mehrere Spektralfarben als Mischfarben durch." [B II, Seite 213]
Das gilt auch für die zurückgeworfenen Lichtstrahlen.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen über Schillerfarben können nun die von den drei Autoren [AI, AII, AII] der Aufsätze "Bildanalyse und digitale Restaurierung des Schleiers von Manoppello Teil I vertretenen Ausführungen auf ihre Stichhaltigkeit überprüft werden.
Zunächst einige Fakten:
1. Muschelseide kann nicht bemalt werden. In einer Sendung des ZDF vom 6. April 2007 ist eine unter laufender Kamera mit einem Pinsel auf ein Probestück aus Muschelseide aufgetragene Purpur-Tinktur nach einer halben Minute vollständig verschwunden [1 Seite 229]
2. Muschelseide glänzt honigfarben braun bei auffallendem Licht [ 9 Seite 49; 10 Seite 160/61]
3. Muschelseide ist tierisches Eiweiß und hat eine andere Struktur als Zellulose- Flachsfasern (B IV, Seite 124)
Abbildung 3 |
Abbildung 4 |
4. Muschelseide ist dehnungsfähig, daher in hohem Grad reißfest. [9) Seite 48, Tafel VII] abgedruckt auch (1) Seite 222], s. Abbildungen 3, 4. Auf der Abbildung 3 sieht man durch Pfeile markiert wie Stalaktiten aussehende Gebilde, die bei Überdehnung der röhrenartigen Fasern entstehen, wenn die Ursache der Dehnung beseitigt wird. 5. Das Gewebe ist im Gegenlicht vollkommen durchsichtig. Das bewirkt nicht nur der 42 % - Anteil von Leerfläche bei der lockeren Webart. Abbildungen bei Schlömer [9] Seite 52, übernommen bei Pflüger [1) Seite 219 bis 221]. |
6. Das Antlitz des Volto Santo ist bei lotrecht auf das Schleiergewebe auffallendem Licht weder mit Rücken- noch mit Gegenlichtbeleuchtung sichtbar. Ist der Einfallswinkel α° (Grad), ist auch der Brechungswinkel β° (Grad), kann weder für das durchlaufende wie auch das reflektierte Licht eine Brechung entstehen, wie weiter oben am Modell gezeigt wurde.
7. Was weiter oben über die Entstehung von Schillerfarben allgemein erörtert wurde, findet seine praktische Bestätigung durch das Verhalten des auf den Schleier fallenden Lichtstrahls. Der frontal auf den Schleier fallende Lichtstrahl - sei es im Gegenlicht sei es im Rückenlicht- zeigt keine Lichtbrechung, da der einfallende Lichtstrahl mit der lotrecht auf dem optisch dichteren Medium stehenden Achse identisch ist. Dagegen wird er seitlich in einem Winkel größer als ° Grad gebrochen reflektiert. Wegen der besonderen Struktur des Gewebes - durchsichtige und reflektierende röhrenartige Faserbündel zu einem Faden gesponnen - wird auch die Entstehung eines Antlitzbildes möglich, wenn die Lichtquelle nicht auf der gleichen Seite wie der Betrachter steht. Dabei wird die Aussage, dass die Schillerfarben des Schleierbildes nur durch Reflexion des im Faden gebrochenen Lichtes möglich ist, keineswegs widerlegt, wie Abbildungen 1 und 2 zeigen.
Abbildung 5
Bilderklärung: Der Querschnitt durch das Gewebe 0 0 0 0 0 zeigt, wie ein seitlich das Gewebe streifendes Licht in den runden "Glas"körper der einzelnen Fäden eindringt und reflektiert wird, aber eben nach der anderen Seite des Gewebes. Die Summe Eintritts- + Austrittswinkel bewegt sich im gleichen Bereich wie bei reinem Rückseitenlicht.
Bilder des Heiligen Antlitzes, sichtbar auf dem Schleier von Manoppello abhängig von Betrachtungs- und Lichtverhältnissen.
Gesicht des Schleiers von Manoppello, zu sehen von der Vorder- (a) und Rückseite (b), beleuchtet von vorne und als Spiegelung gesehen.
Abbildung 6 |
Abbildung 7 |
Gesicht des Schleiers von Manoppello, zu sehen von der Vorder- (a) und Rückseite (b), beleuchtet von vorne und als Spiegelung gesehen.
Abbildung 8 |
8. Das Gewebe aus Muschelseide zeigt im Gegenlicht kein Abbild des Kopfes. Hält man eine Hand zwischen die Lichtquelle und das Gewebe, erscheinen gleich zwei Bilder auf einmal: die Hand und der Teil des Angesichts, der durch die Hand vor dem Gegenlicht verschattet wird. Durch die Fäden sind nur 58% der Bildfläche bedeckt, der Rest von 42% ist Leerfläche. Deshalb erscheint der sichtbare Teil des Antlitzes auch nur schwach gegenüber dem bei sachgerechter Rückenbeleuchtung erzielten Bildeindruck, bei dem die 42% Lehrstellen keine Rolle spielen, da nur das von Fäden reflektierte Licht gesehen wird. Deshalb die kräftigeren Farben bei ausschließlichem Rückenlicht. Bei Leinenfasern bleibt das aufgedruckte (oder aufgemalte) Bild bei jeder Beleuchtung erhalten, da Körperfarben auf allen Seiten gleich reagieren, was bei Schillerfarben nicht der Fall ist. Das kann man leicht an locker gewebten (Damen) Taschentüchern verifizieren, besonders wenn die Gewebefäden so dünn sind wie bei dem Manoppello Schleier.
9. Die Transparenz der Muschelseidenfäden erlaubt das Lesen einer zwischen die Lichtquelle und den Schleier gehaltenen Zeitung in ziemlichen Abstand und sogar klares Erkennen von im Abstand von 25 bis 30 m befindlicher Personen und der an der gegenüberliegenden Seite des Kirchplatzes befindlicher Gärten. Das ist bei dem von den Verfassern von AI unsachgemäß herangezogenen Vergleich (da andere Struktur als ein Leinengewebe) mit in Öl getränktem Durchschlagpapier nicht möglich, auch nicht mit einem extrem dünnen, locker gewebten (25 bis 30% Leerfläche) Leinengewebe, nicht einmal mit direktem Kontakt zwischen Text und Buch, denn Leinenfäden sind nicht durchsichtig, im Unterschied zu Muschelseidenfäden.
Wohl kann man schwach umrisshaft Bäume mit dicken Ästen in ca. 25 m Abstand noch ahnungsweise erkennen. Dabei bleiben aber immer die auf das Taschentuch aufgedruckten Röschen störend sichtbar; das gehört nun einmal zum Wesen der Körperfarben, und darin unterscheidet sich ein Leinenfasertuch von einem Muschelseidentuch.
Abbildung 9, die Durchsichtigkeit des Schleiers |
10. Die Verfasser von [A1] behaupten: "... mikroskopische Untersuchungen zeigten das Vorhandensein einer festigenden Substanz inmitten der Leinenfasern. Dieser Befund lässt sich aus Figure 7 ableiten, da dort die Fasern aufgrund des Mangels an Leerräumen nicht gut unterscheidbar sind. Sie scheinen daher gefestigt zu sein...Stärke ist weder ein Öl noch ein Fett, sondern ein Kohlenhydrat, also ein Polymer mit der gleichen chemischen Zusammensetzung und einer sehr ähnlichen Struktur wie Zellulose... Daher würden die gestärkten Leinenfäden keine Lücken zwischen ihren Mikrofasern haben und der Stoff optisch besonders homogen werden; dies würde es Licht ermöglichen, sich mit einem dominanten Brechungsanteil und einer reduzierten Präsenz von Diffusion auszubreiten, wodurch der Stoff lichtdurchlässig würde, selbst mit der durchschnittlich kleinen Dicke der beteiligten Fäden (weniger als 100 µm)... [Es]...verhält sich der Schleier angesichts des Abstandes zwischen den feinen Fäden auch wie ein halbdurchsichtiges Medium, da die Ausbreitung zwischen Fäden in der Luft stattfindet, wenn der Schleier vom Licht mit streifendem Einfall behandelt wird." [AI Seite 300]
Hier sind mehrere Fehler zu bemerken: Der Hinweis wird durch eine von G. Fanti gemachte mikroskopische Aufnahme, die das ZDF am 6. April 2007 gesendet hat, widerlegt (Abb. 10).
Abbildung 10 |
Abstand zwischen den einzelnen Fasern ist deutlich zu erkennen, dagegen keine Stärke. |
Abbild 10a |
Die Abbildung zeigt deutlich die nicht verklebten Einzelfasern. |
Die Fäden im auffallenden Licht zeigen die für Muschelseidenfäden typische bräunliche Färbung mit deutlichen Glanzlichtern. Stärke ist weiß und macht Leinen nicht durchsichtig. Wie gezeigt wurde, kann man selbst bei direktem Kontakt zwischen Leinenfasertuch und Zeitungstext den Text nicht lesen, und das erst recht nicht bei gestärkten Tüchern. Einen Beweis kann man nicht auf dem Vorhandensein eines nicht bewiesenen und auch nicht beweisbaren Stoffes aufbauen. Die Verwendung von mit Stärkekleber imprägniertem Leinen ist erst seit 1850 bekannt und wurde ab 1930 so langsam wieder aufgegeben, trifft also für das Schleiertuch nicht zu [AI Seite 300]. All diese künstlich erzeugten bzw. postulierten Eigenschaften haben Muschelseidenfäden von Natur aus.
11. Das Muschelseidentuch zeigt auf beiden Seiten das gleiche Antlitz, natürlich spiegelverkehrt. Je nach Beleuchtungsverhältnissen sind auf beiden Seiten Abweichungen sowohl in der Farbe als auch in zeichnerischen Details feststellbar, und das sowohl mit bloßem Auge als auch bei mikroskopischer Betrachtung. Man braucht nur die voneinander unabhängigen Fotografien verschiedener Fotografen zu vergleichen. Eine ganze Sammlung findet sich in Blandina Schlömers Buch [9]. Für das Aufscheinen, Verschwinden und Wiederaufscheinen vergleiche auch die Berichte in: Pflüger [1) Seite 44 und 45]. Die Abweichungen sind Gegenstand der Untersuchung durch die Verfasser. Das gilt auch für die mikroskopische Betrachtung. Bei dem am 26. Januar 2007 veranstalteten "Minikongress", von dem das ZDF am 6. April in einem recht einseitigen Filmbericht Ausschnitte sendete, war auf einer Mikroaufnahme ein heller weißer Fleck auf den braungold glänzenden Fäden des Tuches zu sehen. Als später dieser weiße Punkt noch einmal aufgesucht werden sollte zwecks genaueren Studiums, war er nicht mehr aufzufinden, weder auf der Vorder- noch auf der Rückseite: ein eindeutiger Beweis, dass es sich um einen Lichtreflex handelte, der bei nicht identischer Beleuchtung (kleine Abweichungen genügen schon) nicht mehr wiederholbar ist bei einem Muschelseidengewebe. Bei einem auf Leinwand aufgetragenen Pigment (=Körperfarbe) hätte man diesen Punkt sofort auffinden können. [1, Seite 134-136]
Wie können diese Abweichungen erklärt werden? Sämtliche zur Verfügung stehenden mikroskopischen Aufnahmen zeigen sehr unregelmäßig dicke Fäden. G.Fanti hat 2001 die mittlere Fadendicke auf 120 µm berechnet, aber gleichzeitig Abweichungen von 50% festgestellt [11 Gaeta 2005, Seite 88]. Muschelseidenfasern sind transparente Röhren aus tierischem Eiweiß und sind von Natur aus keine stabilen Röhren von mathematisch idealer Gleichmäßigkeit, sonst würde immer nur die gleiche Farbe durch Lichtbrechung und Interferenz reflektiert werden. Eine Bildentstehung ist nur möglich, wenn durch Unebenheiten und Veränderungen der Hautdicke und des Innenradius der Häute verschiedene Wellen (Farben) des weißen einströmenden Lichtes ausgemerzt und die übriggebliebenen Wellen durch Interferenz verstärkt oder geschwächt werden. Das alles geschieht im Nano Bereich. So erklärt sich der alle halbe Millimeter mögliche "Farbwechsel" an den Fäden des Manoppelloschleiers im Unterschied zu dem "Farbwechsel" von 1 cm pro Leinenfaden des Turiner Grabtuch, wie G. Fanti bereits 2001 festgestellt hat. [11]
12. Die Behauptung, die Fäden des Manoppelloschleiers seien doppelbrechend, beruhen auf einer Fehlinterpretation der Figure 5 [AI Seite 294]. Doppelbrechung gibt es bei anisotropen Kristallen, die den Durchgang des weißen Lichtes polarisieren, indem der extraordentliche Strahl nach Auftreffen auf die optische Achse senkrecht auf dem ordentlichen Strahl steht, so dass man jeden Strahl durch Drehung eines Polarisationsfilters (Analysator) um 90% entweder auslöschen oder wieder sichtbar machen kann. Somit kann man die kristallinen Zutaten in den Malerfarben identifizieren, ja sogar in Flüssigkeiten aufgelöste doppelbrechende Substanzen isolieren (z.B. Saccharometer im Weinbau). Abb. 11 zeigt definitiv, dass reine Muschelseide keine Doppelbrechung aufweist.
Abbildung 11 |
Auch reine Leinwand zeigt keine Doppelbrechung. E. Lindner schreibt über das Turiner Grabtuch "Abwesenheit von Al, Co, Mn, Nc (die immer in Malerfarben vorhanden sind) - nicht doppelt brechend (Malerfarben sind immer doppelt brechend) " [B I, Seite 23]. Somit zeigen weder das Leinen des Grabtuches noch die nicht vorhandenen Malerfarben irgendeine Doppelbrechung. Das gleiche Phänomen ist auch bei dem Schleierbild von Manoppello festzustellen. Weder der Lichtträger (Muschelseide) noch die von den Autoren [AI, AII, AIII] vermuteten aber nicht zugefügten Farben, zeigen irgendwelche Doppelbrechung auf den Schleierfäden. Das am 30.04.2007 erstellte Gutachten von Pietro Baraldi stellt definitiv das Fehlen jeglicher Malerfarben und auch das Fehlen der wichtigsten Naturfarben pflanzlichen oder tierischen Ursprungs fest [BIV]. Spezifische Ramanausschläge von Substanzen, die man üblicherweise auch bei spätantiken Miniaturen findet, wie Zinnober, Bleiweiß, Indigo und Kohle gibt es nicht. Das Fehlen von Zinnober scheint insbesondere von Bedeutung, weil mit dem hier verwendeten Laser dies für gewöhnlich angezeigt wird, auch wenn es nur in Spuren vorhanden sein sollte. Sämtliche Spektren zeigen nur die Beschaffenheit der Faser an, die aus Eiweiß besteht. Die Spektren ähneln denen, die man normalerweise mit diesem Laser bei Pergament erhält, einem anderen tierischen Eiweiß, das sich lange Zeit hält.
Der Originaltext aus dem Tagebuch von Sr. Blandina findet sich am Ende dieses Textes und unter Anhang B II
An dieser Stelle ist es notwendig, weitere Gründe für das Fehlen von Spektralkomponenten bei der Serie der analysierten Punkte vorzubringen. Es könnte sein, dass die Oberfläche mit löslichen Farben pflanzlicher oder tierischer Herkunft gefärbt gewesen wäre, also aus organischen Stoffen bestünde... In diesem Fall hätten nur solche Materialien verwendet werden dürfen, die kein wie auch immer geartetes Raman-Spektrum liefern. Es ist bekannt, dass viele organische Stoffe keinerlei Raman-Spektrum
Abbildung 12a-i |
mit dem roten Laser von 633 liefern, aber einige andere werden sofort angezeigt, wie Indigo, Krapprot, Purpur und auch Kohle. In diesem Fall würde das bedeuten, dass diese Farbstoffe also nicht auf der Oberfläche des Schleiers vorhanden sind. Die Farbstoffe jedoch, auch wenn sie nicht bestimmbar sind, verursachen die Erscheinung auf dem Grund des Gewebes, die die Gesamtstruktur als ziemlich verschieden von der Faser als solche wiedergibt. Alle solche Fluoreszenz war bei keinem der aufgenommenen Spektren vorhanden... " [B IV]
Die Untersuchungsergebnisse von Pietro Baraldi schließen definitiv aus, dass sich auf den Fäden des Schleierbildes Substanzen befinden, die eine Doppelbrechung ermöglichen. Die angeblich doppelgebrochenen Farben sind auch je nach Lichtverhältnissen auf dem Schleierbild ohne Polarisationsfilter mit bloßem Auge zu sehen, am deutlichsten auf dem Buchumschlag von [9]. Was in Abbildung 12 d-i gezeigt wird, sind die durch einen Riss im Stoff entstandenen Faserenden, wahrscheinlich die Folge des gewaltsamen Herausreißens des Schleiers aus dem mittelalterlichen Rahmen, der sich heute noch in der Sakristei von St. Peter in Rom befindet, zumal eine Glasscherbe sich noch im unteren Teil des Schleierbildes verhakt hat. Bei diesem Abriss sind die betreffenden Fasern unter enormer mechanischer Spannung gestanden. Deshalb muss auch die andere Art der Entstehung von Doppelbrechung hier zur Erklärung herangezogen werden.
"Auch Isotrope (wie z.B. Muschelseidenfasern, d. Verf.) können durch äußere Einflüsse, wie mechanische Spannung, Deformations- oder Doppelspannung, elektrische Felder... doppelbrechend werden" (Die Chemie-Schule, Artikel Doppelbrechung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia). Aus diesem lokal begrenzten Stoffstück kann nicht auf die Beschaffenheit des ganzen Schleiers geschlossen werden, zumal auch der oben zitierte Befund von P. Baraldi dagegen steht.
13. Bleibt als letzter Punkt eine wünschenswerte Untersuchung durch das Bundesamt für Materialforschung Berlin (BAM). Blandina Schlömer hat mit Erlaubnis und im Beisein des Kirchrektors Pater Carmine am Karfreitag 2007 ein am unteren Bildrand herausstehendes Stück Faser entnommen, um es zur nicht zerstörenden Untersuchung dem BAM zukommen zu lassen. Wie ich aus gut unterrichteter Quelle weiß (den Namen möchte ich nicht preisgeben), befindet sich das Döschen mit dem abgeschnittenen Fadenstück als hoch verehrte Reliquie im Besitz von Papst em. Benedikt XVI. Eine Untersuchung durch das BAM hat anscheinend noch nicht stattgefunden. Sie bringt aber kaum neue Erkenntnisse, weil Blandina Schlömer (immerhin eine ausgebildete Pharmazeutin) das entnommene Fädchen detailliert beschrieben hat (protokollarischer Eintrag in ihrem Tagebuch vom 23. April 2007, Klosterarchiv Manoppello, abgedruckt als Anhang BV entnommen aus Pflüger 2020 Seite 178 bis 181).
Wenn man ihr am Karfreitag 2007 aufgeschriebenes Protokoll nicht ernst nimmt, dann nutzt auch eine Untersuchung des an das BAM abzugebende Fadenstück nichts; denn das zur Untersuchung entnommene Fädchen, das leider im Vatikan hängen geblieben und nicht entsprechend ihrer Absicht an das BAM weitergeleitet wurde, ist das gleiche, das sie in ihrem Entnahmeprotokoll beschrieben hat.
Ergänzungen
Über Ort und Zeit der Entstehung des Schleierbildes kann die naturwissenschaftliche Untersuchung keine direkte Auskunft geben - anders als beim Turiner Grabtuch. Die erste historisch verwertbare Nachricht ist die feierliche Übertragung A.D. 574 der "eikon acheiropoietos" aus dem Kloster Kamulia nach Konstantinopel. Alles andere ist Legende, die Heinrich Pfeiffer [13 Seite 21 ff.] akribisch zusammengetragen und gedeutet hat. Die sog. Veronika-Legenden geben über die Entstehung nur widersprechende Angaben über Ort und Zeit, die beteiligten Personen etc. und sind völlig unbrauchbar. Es bleibt also nur die Suche nach indirekten Indizien, die aus dem physischen Bestand des Schleierbildes erschlossen werden können.
1. Das Muschelseidengewebe - Byssus - kann nur von einer sehr reichen Person auf das Antlitz des "Santo" gebracht worden sein. Von einer solchen Frau berichten Matthäus 26: 6, Lukas 7: 36, Johannes 12. Auch reiche Männer, die ein Einzelgrab hatten aushauen lassen: Joseph von Arimathäa (Matthäus 27: 57, Lukas 23:50 ff., Johannes 19:38) und Nikodemus (Johannes 19:39, 100 römische Pfund Gewürze und Salben) kommen in Frage.
2. Das Schleiertuch zeigt keinerlei Blutspuren im Vergleich zum Grabtuch von Turin. Es kann also keinerlei direkten Kontakt zum Mann im Grab gehabt haben. Allerdings sind von Schlägen verursachte Blutergüsse an der Nase und einer Augenhöhle erkennbar (Matthäus 27: 30, Johannes 19:3, Markus 15:19)
3. Sowohl mit bloßem Auge können diese Referenzpunkte (Resch, Schlömer), als auch die mit viel technischem Aufwand ermittelte [AIII] Deckungsgleichheit des anatomischen Aufbaus der Gesichter der Schleierbildes und des Turiner Grabtuchs festgestellt werden.
4. Beide Tücher weisen die gleiche Eigenart auf. Sie hatten zum Zeitpunkt der Bildentstehung die Flanken nicht bedeckt. Sie müssen sich also praktisch wie ein Brett schwebend über dem plastischen Kopf befunden haben, wobei das Schleierbild über dem Grabtuch lag und einen "späteren" Zustand des Auferstehenden (offene Augen, offener Mund) wiedergibt.
5. Das "singuläre Ereignis", das beim Turiner Grabtuch durch den dem Leichnam entweichenden "Strahlenblitz" molekulare Veränderungen hervorgerufen hat (spurloses Verschwinden der Protonen, Isotopenanreicherung in den Zelluloseketten durch freiwerdende Neutronen, Beschädigung der Zellulosefasern durch Elektronenstrahlen), kann auch durch die die Hochspannung des "Strahlenblitzes" begleitende Druckwelle die mechanische Veränderung der Muschelseidenfäden hervorgerufen haben: Ebenfalls ein singuläres Ereignis.
6. Alle diese Indizien weisen darauf hin, dass beide Tücher im Grab auf dem Leichnam zum Zeitpunkt der Auferstehung den Kopf bedeckt haben. Sie sind also der gleichen Person zuzuordnen. Ein möglicher Einwand, warum das Schleierbild dann bei der Auffindung des leeren Grabes nicht erwähnt wird, lässt sich leicht entkräften (Johannes 20, 6 - 8). Das "Schweißtuch", das Johannes als "zusammengefaltet an einem eigenen Platz" erwähnt, kann gar nicht das zum Abtrocknen von Schweiß völlig ungeeignete Schleiertuch sein, sondern ist das zusammengefaltete Bluttuch von Oviedo. E. Lindner hat anhand der Radiocarbonwerte dieses Tuches sogar den Platz, wo es im Grab gelegen haben kann, errechnet [BI, Seite 86].
Die Othonia (Plural = Leinentuch, Leinenbinden), die zusammengesunken im leeren Troggrab lagen, werden nur summarisch genannt. Im dunklen Grab würden sie nicht als
einzelne Objekte wahrgenommen und inventarisiert, sondern man "sah und glaubte" an die Auferstehung.
Für beide Tücher lässt sich erweisen, dass sie einem "singulären Ereignis" unterworfen waren, das zwar den Naturgesetzen nicht widerspricht, aber weit über menschliches Können hinausragt und deshalb in seinen Einzelheiten durch Simulationsexperimente zwar verstanden werden, aber als Ganzes nicht nachvollzogen werden kann.
Ergebnis
Die drei Autoren haben in ihren drei Aufsätzen [AI, AII, AIII] die Lösung der rätselhaften Befunde des Schleierbildes gesucht, haben dabei richtige Beobachtungen gemacht, kamen aber nicht ohne unbeweisbare Postulate, Fehldeutungen und Widersprüche aus. Der Grund war der falsche Ansatz: Bilder können nur durch Auftrag von Pigmenten auf einen Bildträger entstehen: Körperfarben. Dass auch ein Bildträger so beschaffen sein kann, dass ohne Zusatz von Farben irgendwelcher Art sogenannte Schillerfarben entstehen, haben sie vielleicht deshalb nicht in ihre Forschungen einbezogen, weil in der Natur Schillerfarben nur als ganzes Spektrum (kugelförmiger Lichtträger) oder als Einzelfarbe (Vogelfeder) vorkommen und "Bild" zustande bringen. Den Grabtuchforschern ging es nicht anders. Man wusste zwar, dass vom menschlichen Körper Strahlen ausgehen können, aber die Kirlianstrahlung ist so schwach, dass sie erst mit den modernsten Messgeräten überhaupt erkannt und gemessen werden konnte. Man kannte auch die ungeheuerliche Wirkung von starken Volt-Spannungen in natürlichen Blitzen und deren Hitzewirkungen und mechanische Zerstörungskraft durch die von ihnen ausgehenden Druckwellen. Auch die molekulare Umwandlungskraft der verschiedenen Strahlen war bekannt. Aber dass von Natur aus solche Kräfte aus einem Leichnam heraus strahlen können ohne größeren Schaden anzurichten als die Schalen der Leinenfasern zu dehydrieren, oder die Fasern der Muschelseidenfäden so zusammen zu drücken, dass die eindringenden Strahlen weißen Lichtes auf ihrem Weg vom optisch dünnen ins optisch dichtere und wieder ins optisch dünnere etc. (und das bei 20 Fasern pro Faden) mindestens 40 mal auf dem Hinweg= 80 mal auf Hin- und Rückweg genau in jeder 1/2 mm breiten Faden-Querschnitts- Scheibe den für die Bildwirkung benötigten Farbton reflektieren, das ist normalerweise unvorstellbar. "Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten."
(Friedrich Schiller in seinem "Lied von der Glocke").
Dem Menschen ist es zwar immer wieder gelungen, rohe Naturkräfte zu besiegen und seinem gestalterischen Dienst zu unterwerfen, bis zu einem gewissen Grad sogar die Atomkraft zu zähmen. Aber niemals ist es bis jetzt gelungen, dass die erforderliche Gewalt eines Blitzes von mehreren Megavolt
a) nur von einer Leiche ausgeht und
b) keinen größeren Schaden anrichtet als ein paar Leinenfasern zu beschädigen und die Leiche zum Verschwinden zu bringen, ohne sonst auf dem Leichentuch irgendwelche
Spuren von Gewaltanwendung zu hinterlassen oder ein paar Muschelseidenfäden mechanisch zu verändern. Hier liegt ein naturwissenschaftlich zu verstehendes "singuläres Ereignis" (Eberhard Lindner) bei beiden Tüchern vor, das zwar nicht gegen die Naturgesetze verstößt, aber über die Verstehens- und Gestaltungskräfte unendlich weit hinausragt und deshalb als Ganzes auch nicht experimentell wiederholbar ist.
Anhang B I
Auszug aus: Dr. Eberhard Lindner:
Das Turiner Grabtuch und die Auferstehung - Seite 22-47
Die Entschlüsselung der Geheimnisse vom Turiner Grabtuch
3.1 Kurze Beschreibung des Turiner Grabtuchs
Das in den letzten Jahrhunderten im Turiner Johannes-Dom aufbewahrte Leichentuch zeigt die Vorder- und Rückseite eines gekreuzigten Mannes. Es ist in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Lirey (Frankreich, in der Nähe von Troyes) aufgetaucht; aber auch vor dieser Zeit gibt es zahlreiche Berichte von seiner Existenz, sodass man zufriedenstellend seinen Weg über die zwei Jahrtausende von Jerusalem bis heute rekonstruieren kann. Selbst für die 150 Jahre von der Plünderung Konstantinopels im Jahre 1204 (wo das Tuch zunächst verschwunden ist) bis zum Wiederauftauchen in Frankreich, im 14. Jahr hundert, gibt es viele Indizien, dass es sich im Besitz der Tempelritter befunden hatte.
Im Jahre 1532 wurde es bei einem Brand der Schlosskapelle von Chambéry, dem damaligen Aufbewahrungsort, durch zahlreiche Brandspuren und Wasserflecken stark beschädigt. Bei der Ausstellung von 1898 wurde es zum ersten Mal vom italienischen Amateurphotographen SECONDO PIA photographiert; dabei stellte sich heraus, dass die bis dahin unverständlichen Körperbildspuren (besonders des Antlitzes, siehe Abbildung im Epilog) im photographischen »Negativ« die naturgetreue Abbildung eines gekreuzigten Mannes zeigten, sodass der agnostische (d. h. nicht an Gott glaubende) Professor für vergleichende Anatomie YVES DELAGE an der Sorbonne, Paris, in einem Vortrag die Echtheit des Grabtuchs Jesu als erwiesen angesehen hat. Dieses Ereignis von 1898 war auch die »Geburtsstunde« der wissenschaftlichen Untersuchungen vom Turiner Grabtuch, das bis heute so gründlich wie kein anderer Gegenstand früherer Zeiten erforscht worden ist. So hat man ausgerechnet, dass für seine Erforschung bisher mehr als 150.000 Arbeitsstunden von Wissenschaftlern aufgewendet worden sind. Abb. 4 (auf der folgenden Seite) zeigt ein »Positiv« und ein »Negativ« vom Turiner Grabtuch.
Um eine Vorstellung von dem bisher Erforschten zu geben, habe ich in Tabelle 3 stichwortartig besonders wichtige Indizien zusammengestellt. Zahlreiche Indizien beweisen, dass das Turiner Grabtuch ein wirkliches Leichentuch ist (1), dass es von Jesus Christus stammen muss (2) und dass wichtige Merkmale nur noch dadurch erklärt werden können, dass vor ca. 2000 Jahren Jesus Christus wirklich zu einer anderen Daseinsweise »auferstanden« ist (3).
Tabelle 3: Indzien im Turiner Grabtuch
1. Ein wirkliches Grabtuch | Anzahl der Indizien |
Negativcharakter des Körperbildes | 1 |
anatomisch fehlerfreie Wiedergabe eines Gekreuzigten | 1 |
Blutspuren | |
- 3 unterschiedliche Arten (Geißelwunden, Handwunden, Seitenwunden) | 3 |
- außerhalb des Körperbildes in den (gefalteten) Stoff gesickertes Blut | 1 |
- ein rotes Blutkörperchen nachgewiesen | 1 |
- menschliche Blutgruppe AB | 1 |
- Abwesenheit von Al, Co, Mn, Ni (die immer in Malerfarbe enthalten sind) | 4 |
- nicht doppelbrechend (Malerfarben sind immer doppelbrechend) | 1 |
- über Blutflecken hinausgehender »Serumshof«, sichtbar im UV-Licht | 1 |
Flachsfasern bei Blutspuren geringfügig miteinander verklebt | 1 |
- abgeplatzte Blutreste an vielen Stellen des Tuches | 1 |
- chemischer Nachweis von Blutbestandteilen | 8 |
naturgetreue und fehlerfreie Wiedergabe des Kreuzigungsmerkmale | |
- Nagelung in Bereich der Handwurzelknochen | 1 |
- Verletzung des Nervus medianus; dadurch Daumen unter den Handflächen | 1 |
- zwei Flussrichtungen des Blutes | 1 |
- sichere Spuren einer Leichenstarre | 5 |
fehlerfreier dreidimensionaler Charakter des Körperbildes | 1 |
keinerlei Farben oder Bindemittel analytisch nachweisbar | 1 |
Körperbild nur in 3-5 m Entfernung, nicht in der Nähe zu erkennen | 1 |
schiefer Verlauf der Beine nur beim Rückenbild | 1 |
(Ein wirkliches Grabtuch) insgesamt |
36 |
2. Das (Grabtuch von Jesus Christus | |
Pollen, die nur in Jerusalem, Edessa oder Konstantinopel vorkommen | 15 |
Übereinstimmung mit den Evangelien: | |
- Geißelwunden (jüdisches Höchstmaß von maximal 40 Schlägen) | 3 |
- Spuren der Dornenkrone | 1 |
- Lanzenstoß von der rechten Seite (herausgeflossenes Blut und Wasser) | 2 |
- Tod am Kreuz, nicht herbeigeführt durch Zerbrechen der Beinknochen | 2 |
- Wunden an der rechten Schulter vom Tragen des Kreuzes | 1 |
- Wunden von Stürzen auf dem »Kreuzweg« (linkes Knie, Antlitz) | 4 |
- Aragonit-Kristalle (Bodengestein in Jerusalem) an Nase, Knie, Ferse | 3 |
- Gestalt, Haartracht, Antlitz (Übereinstimmung mit »Edessabild«) | 4 |
- Besonderheiten beim Begräbnis | 3 |
- Textilbefund | 3 |
- Rückstände von Aloe und Myrrhe im Tuch nachgewiesen | 2 |
(Das Grabtuch von Jesus Christus) insgesamt: | 43 |
3. Indizien für die Auferstehung | |
- Existenz und Verehrung des Grabtuchs (trotz jüdischer Reinheitsgesetze) | 1 |
- Körperbildspuren konnten nur durch Elektronenstrahlung einstanden sein | 1 |
- Münzspuren auf den Augenlidern (Folge elektrischer Funkenendladung) | 1 |
- »Heterogenität« des C 14 - Gehalts im Tuch (bereits I988 festgestellt) | 1 |
- Abbildung der Haupthaare (durch »Verschwinden« der Protonen möglich) | 1 |
(Indizien für die Auferstehung) insgesamt: | 5 |
Jedes neu hinzukommende Indiz bestätigt die Aussage, dass das Turiner Grabtuch wirklich von Jesus Christus stammt. Es gibt kein Indiz, welches nicht auf Jesus Christus zutreffen würde. Nach diesen naturwissenschaftlichen kann man heute mit einer großen Sicherheit festen, dass wir es hier wirklich mit dem Leichentuch von Jesus Christus zu tun haben, wovon 5 Indizien sogar nur noch mit der »Singularität« der Auferstehung Jesu Christi erklärt werden können.
3.2 Entstehung einer umfassenden Theorie
Mein Buch »Spuren Gottes in der Welt« enthält bereits Hinweise, dass bisher unerklärliche Phänomene beim Turiner Grabtuch befriedigende Erklärung finden können, wenn der Leichnam Jesu jenseits aller Naturgesetze aus dem Dasein ins »Nichts« zurückgesunken ist. Einige Jahre später hatte ich für die 2. Auflage des Buches »Evolution -Weltende -Freiheit« die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse zur Verfügung; deswegen war es mir auch möglich, aufgrund der analysierten chemischen Spuren die Ursachen für die Körperbildspuren im Turiner Grabtuch anzugeben. Diese Erklärungen mögen, wenn man sie zum ersten Mal hört, erstaunen; aber dennoch sind es die Aussagen eines nüchtern denkenden Naturwissenschaftlers. Mein typisch naturwissenschaftliches Vorgehen zeigt sich darin, auf welche Weise zunächst eine Hypothese gewonnen wurde:
- Ausgangspunkt waren Tatsachen, nämlich die vorhin beschriebene Wunderheilung und die chemische Natur der Körperbildspuren im Turiner Grabtuch.
- Es wurde versucht, alle wissenschaftlich bekannten und relevanten Einflussfaktoren zu berücksichtigen.
- Eine Hypothese wurde gefunden, die alles, ohne Widerspruch in sich vereinigt.
Dies soll noch genauer erklärt und wissenschaftlich untermauert werden. Zuvor soll, um die gewonnenen Erkenntnisse möglichst provozierend darzustellen, meine Hypothese genannt werden: Wegen der chemischen Natur des Körperbildes kann man folgende materielle Ursache annehmen: Von der Körperoberfläche muss eine Elektronenstrahlung ausgegangen sein. Es bedarf dazu sehr großer Mengen von Elektronen. Als mögliche Quelle käme die Gesamtheit aller Elektronen aus den Atomen an der Körperoberfläche infrage; ihre Freisetzung wäre möglich nach dem Verschwinden der Atomkerne aus dem Dasein. Wie lautet nun die Arbeitshypothese, welche ich im Frühjahr 1988 in der 2. Auflage des Buches »Evolution -Weltende - Freiheit« publiziert habe?
Damit sich der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi in Jerusalem ausbreiten konnte, musste der Leichnam aus dem Dasein verschwunden sein, und zwar jenseits aller bekannten Naturgesetze. Wenn unmittelbar vor diesem Ereignis aus den Atomen an der Oberfläche des Leichnams nur die Atomkerne ins Nichts zurückgesunken und die Elektronen zurückgeblieben wären, hätte dies die notwendig starke Elektronenstrahlung ergeben, die in einer unnachahmlichen Weise das Körperbild in das Grabtuch einbrennen konnte.
Diese Hypothese entstand zu einer Zeit, in der die Denkweise der Menschen anders war. Diese naturwissenschaftlich gefolgerte Erklärung wäre wohl auch weiterhin kaum beachtet worden, wenn nicht ein halbes Jahr später, Oktober·1988, die Ergebnisse der Radiocarbonanalysen vom Grabtuch bekannt gegeben worden wären, nach denen das Tuchmaterial aus dem 14. Jahrhundert stammen solle. leb brauchte meine Hypothese dann nur etwas abzuwandeln, um auch das analysierte, aber zu junge Radiocarbonalter erklären zu können. Wie lautete jetzt die geringfügig abgeänderte Hypothese?
Nicht die Atomkerne, sondern vielmehr nur die Protonen aus der Oberfläche des Leichnams sind aus dem Dasein verschwunden. Die zurückgebliebenen Elektronen haben dann das Körperbild auf dem Grabtuch erzeugt; die freigesetzten Neutronen hingegen führten zu einer Erhöhung des C 14 Gehalts, sodass dadurch ein zu junges Radiocarbonalter vorgetäuscht wurde.
Gerade diese letztgenannten Auswirkungen auf die stoffliche Welt gaben mir die Möglichkeit, die drei sich anschließenden, für wissenschaftliches Arbeiten charakterostischen Schritte zu verwirklichen, nämlich:
4. Es war mir jetzt möglich, gezielt nach anderen Indizien für die Richtigkeit der Hypothese zu suchen, sodass aus der ursprünglichen Hypothese eine umfassende Theorie werden konnte.
5. Ich konnte nun angeben, durch welche einwandfreie, sehr aussagekräftige neue Analysen sich alles bestätigen lässt, sodass dann die Theorie verifiziert und zur großen Gewissheit wird.
6. Ich war auch in der Lage, die Konsequenzen vorauszusagen, welche sich dann ergeben werden, wenn alles durch neue Analysen endgültig bestätigt wird.
Dies ist also die Beschreibung der umfassenden Theorie für die Entstehung der Spuren im Turiner Grabtuch; sie ist sicherlich sehr provozierend, denn sie widerspricht allen heutigen Vorstellungen und Denkweisen. Nun möchte ich in einer gewissen Systematik meine Aussagen begründen und naturwissenschaftlich untermauern.
Ein Indiz bedeutete für mich eine Hilfe zum Aufstellen meiner Theorie: Das Grabtuch zeigt auf den Augenlidern Münzspuren der Zeit von Kaiser TlBERIUS, die seit dem Jahr 29 im Umlauf waren. OSWALD SCHEUERMANN9 konnte durch Experimente mit elektrischen Aufladungen von Münzen (mit anschließenden Funkenentladungen) Spuren heutiger Münzen auf Leinen abbilden:
SCHEUERMANN hatte Elektronenmengen verwendet, die um viele Zehnerpotenzen geringer waren als im Jerusalemer Grab. Deswegen hat er die Spuren durch eine thermische Nachbehandlung (mit gut bekannten chemischen Reaktionen) sichtbar gemacht (Abb. 5a); aber seine Simulationsexperimente führten zu ähnlichem Münzspuren wie im Turiner Grabtuch: Abb. 5b zeigt die Münzspuren auf dem rechten Auge (Teilkopie vom Grabtuch); die darauf abgebildeten Zeichen deutet die Abb. 5c an; Reste einer entsprechenden Münze aus der Zeit vom Kaiser TEBERIUS ist in Abb. 5d zu sehen.
3.3 Indizien für die Auferstehung Jesu Christi
Wie erwähnt, muss die Auferstehung von einer starken Elektronenstrahlung und einem Neutronenfluss begleitet gewesen sein. Von den Indizien in Tabelle 3, die von der Auferstehung Jesu Christi zeugen, möchte ich auf drei wichtige näher eingehen:
- die chemische Natur der Körperbildspuren,
- die Heterogenität des Radiocarbongehalts bei den Analysen von 1988,
- die Abbildung der Haupthaare.
3.3.1 Chemische Natur der Körperbildspuren
Die Körperbildspuren bestehen nur aus chemisch veränderter Cellulose, deren charakteristische Merkmale sogenannte »Doppelbindungen« sind, und zwar zwischen je einem Kohlenstoff- und einem Sauerstoffatom, wobei die farbgebenden »konjugierten Carbonylgruppen« entstanden sind. Es sind aber keinerlei Farbstoffe oder irgendwelche Zusatzstoffe nachweisbar. Dies konnte durch viele spektralanalytische, chemische und massenspektrometrische Analysen sichergestellt werden. Abb. 6 zeigt, wie überhaupt diese Doppelbindungen entstehen konnten.
Dazu mussten aus der Cellulose (Abb. 6a) zunächst Atome abgespalten werden (Abb. 6b), damit solche Doppelbindungen (6c) entstehen konnten, durch welche die Gelbfärbungen der Körperbildspuren bedingt sind.
Abb. 6: Entstehung von Doppelbindungen in der Cellulose
Zunächst soll angedeutet werden, wodurch diese Veränderungen in der Cellulose entstanden sein kann:
-
Relativ hohe Temperaturen (wie bei beim »Versengen« von Stoff durch heiße Bügeleisen) können zwar zur Abspaltung von Atomen aus der Cellulose (Formel b) führen; aber im Körperbild sind nach den Untersuchungsberichten keinerlei »pyrolytische« (d. h. durch Erhitzen entstandene) Produkte gefunden worden; solche sind heule noch an den 1532 versengten Stellen nachweisbar. Die Körperbildspuren mussten also bei Temperaturen unter 200 °C entstanden sein.
- Man darf auch alle Reaktionen ausschließen, die eventuell im Reagenzglas mit verschiedenen Chemikalien zu den farbbildenden Doppelbindungen (Abb. 6c) führen könnten, denn es ist nicht einzusehen, wie solche Chemikalien und Reaktionsbedingungen im richtigen Augenblick überhaupt entstanden sein sollten; außerdem ergäben diese auch nur verschwommene Diffusionsbilder; diese müssten dabei auch tiefer in den Stoff eindringen.
Die Körperbildspuren im Turiner Grabtuch stellen sehr klare und unverzerrte
»Strahlenbilder« dar, die nur an den freien Stellen maximal 125 Mikrometer in die Fasern eingedrungen sind; sie fehlen z. B. an den durch Blut oder durch andere Fäden gehen, dann tauchen aber die ungefärbten Regionen (die beider Entstehung des Körperbildes »verdeckt« waren) auf der anderen Seite des Querfadens auf.
Interessant sind in diesem Zusammenhang Beobachtungen, wie sie in den Berichten der Untersuchungen von 1978 beschrieben werden10: Die Gelbverfärbung, aus der die Körperbildspuren bestehen, ist nur an den obersten Stellen der Fäserchen vorhanden, aber nicht oberflächlich aufgetragen; sie fehlt, wenn im Gewebe der Faden unter einem anderen liegt. Es gibt einige Stellen, wo diese Verfärbungen (wegen späterer mechanischer Verschiebungen im Tuch) sogar bis unter andere Fäden gehen, dann tauchen aber die ungefärbten Regionen (die bei der Entstehung des Körperbildes »verdeckt« waren) auf der anderen Seite des Querfadens auf.
Solche Spuren, die 1978 dazu noch als »konjugierte Carbonylgruppen« identifiziert worden sind, können nur durch eine Strahlung entstanden sein. Da das Körperbild unverzerrt ist und sogar dreidimensionalem Charakter hat, müssen die Strahlen senkrecht aus der Körperoberfläche ausgetreten sein, sie verliefen dann parallel zueinander und wurden sehr stark durch die Luft absorbiert. Auch mussten die Strahlen über Energien verfügen, die aus dem Stoff des Grabtuchs Wasserstoffatome herausschlagen konnten, damit steh »Carbonylgruppen« bildeten: Von allen überhaupt möglichen Strahlenarten haben diese Eigenschaften nur Elektronenstrahlen sehr großer Dichte: Die charakteristische Ausbreitung und Absorption in der Luft bei den einzelnen Strahlenarten wird durch Abb. 7 (folgende Seite) charakterisiert.
Somit dürfte die Ursache für die Körperbildspuren im Turiner Grabtuch bewiesen sein, denn nur Elektronenstrahlen breiten sich bei großer Strahlungsdichte parallel zueinander aus und haben eine unterschiedliche Reichweite in der Luft. Die nach allen Seiten gehende Ausbreitungsrichtung von Gamma-, UV- und Röntgenstrahlen ist in Abb. 7c nur für zwei punktförmige Quellen eingezeichnet.
Auch die vorhin erwähnten experimentellen Untersuchungen von OSWALD SCHEUERMANN verweisen auf Elektronenstrahlen; denn er konnte durch eine elektrische Aufladung und anschließende Funkenentladung gegen ein Tuch ähnliche Münzspuren wie im Turiner Grabtuch erzeugen. So können Köperbild- und Münzspuren auf die gleiche Ursache zurückgeführt werden (eine von der Körperoberfläche ausgehende Elektronenstrahlung). Dies wird durch die Abb. 8 schematisch angedeutet:
3.3.2 Heterogenität des Radiocarbongehalts bei der Analyse von 1988
Von besonderer Bedeutung sind die Radiocarbonanalysen, weil wie gezeigt wird - von diesen weitestgehende Aussagen über die Ereignisse im Jerusalemer Grab vor 2000 Jahren möglich sind. Zunächst soll erklärt werden, warum man mithilfe von Radiocarbon (C 14) sehr zuverlässige Altersbestimmungen durchführen kann: Durch die »Höhenstrahlung« entsteht in den oberen Luftschichten dieses C 14, das dann im C02 der Luft enthalten ist; es ist aber radioaktiv, zerfällt also wieder gemäß Abb. 9
Hervorgerufen durch Neubildung und Zerfall, stellt sich ein Gleichgewicht ein, sodass weltweit der Radiocarbongehalt in der Atmosphäre einheitlich ist. Pflanzen bilden durch die Photosynthese ihre Biomasse aus dem C02 der Luft. Das darin enthaltene C 14 nimmt dann durch den radioaktiven Zerfall ständig ab. Deswegen kam man durch Radiocarbonanalysen das Alter ermitteln, wann. ein Naturprodukt (z. B. das Leinen vom Turiner Grabtuch) auf den Feldern gewachsen ist. Im Jahr 1988 wurden vom Material des Grabtuchs Radiocarbonanalysen durchgeführt. Diese ergaben ein Alter von nur 700 Jahren, obwohl das Tuch 2000 Jahre alt ist.
Bemerkenswert ist, dass der Radiocarbongehalt zweier, nur wenige Zentimeter auseinanderliegender Tuchteile unterschiedlich war, also eine gewisse »Heterogenität« (mit einer 95,7%igen Wahrscheinlichkeit) zeigt. Dies war ein Hinweis dafür, dass durch den Neutronenfluss, der von der Körperoberfläche ausgegangen ist, zusätzliches C 14 in das Grabtuch gekommen ist. Neutronen breiten sich wie Gase aus. Da sie keine elektrische Ladung haben, durchfliegen sie die Elektronenhüllen der Atome und können (im Gegensatz zu einem Gas) auch in feste Materie eindringen. Dieses wird verständlich durch den Aufbau der Atome: Stellen wir uns den Atomkern zu einem Fußball vergrößert vor, so umkreisen diesen die viel kleinen Elektronen in einem Abstand, welcher etwa der Höhe des Eiffelturms entspricht. Treffen die Neutronen auf den Atomkern, so können sie von diesem eingefangen oder reflektiert werden. Am leichtesten werden langsame Neutronen von den Atomkernen eingefangen; diese bezeichnet man als thermische Neutronen, weil sie Geschwindigkeiten wie Gasmoleküle bei normaler oder etwas erhöhter Temperatur haben. Schnelle Neutronen (mit sehr hohen Geschwindigkeiten) werden jedoch meist an den Atomkernen reflektiert. Im Jerusalemer Grab konnten durch die »Singularität« nur »thermische Neutronen« freigesetzt worden sein, die sich dann sich wie ein Gas von der Leichnamoberfläche ausgebreitet haben. Sie wurden von den Atomkernen des Grabtuchs eingefangen und bildeten aus dem Kohlenstoffisotop C 13 zusätzliches Radiocarbon nach der Formel: C 13 + n = C 14. Abb. 10 kann deswegen erklären, warum 1988 das zu junge Radiocarbonalter des Grabtuchs analysiert wurde:
Wie bei einem sich ausbreitenden Gas die Gasdichte unmittelbar an der Quelle am größten ist wird mit der Entfernung immer weiter abnimmt, so musste es auch mit den vom Leichnam ausgegangenen Neutronen gewesen sein. Also müssen die Tuchteile, die sich sehr nahe an der Körperoberfläche befunden haben, einen höheren Radiocarbongehalt aufweisen als die weiter entfernten. So entstand durch den Neutronenfluss bei der Auferstehung im Grabtuch eine »Heterogenität« des Radiocarbongehalts. Aus dem 1988 analysierten Radiocarbongehalt hat der renommierte Karlsruher Neutronenphysiker M. KÜCHLE die Neutronenflussdichte berechnet: Zur Verjüngung des Radiocarbonalters an der damals analysierten Stelle auf die Jahre um 1300 waren Neutronenflüsse von etwa 1016 Neutronen pro Quadratzentimeter notwendig. Aber die damals analysierte Stelle lag an einer Ecke des Grabtuchs, also in weiterer Entfernung der Leichnamoberfläche. Nach seinen Berechnungen wird man in der Nähe des rückwärtigen Körperbildes sogar Radiocarbonwerte finden, die höher sind als in der Atmosphäre möglich, die es also nicht auf der Erde geben kann: Es sind Radiocarbonalter, die noch in der Zukunft liegen. Solche Analysenergebnisse ergäben deswegen einen nicht mehr zu widerlegendem Beweis für eine »Singularität« bei der Auferstehung Jesu Christi.
Wenn die Körperbildspuren durch Elektronenstrahlen und das abnorme Radiocarbonalter durch einen Neutronenfluss entstanden sind, müssen diese Elementarteilchen von der Körperoberfläche ausgegangen sein. Man kann daraus folgern, dass sie dadurch freigesetzt wurden, dass die Protonen aus den Atomen der Körperoberfläche ins »Nichts« zurückgesunken sind. Dies lässt sich ableiten aus den Bildspuren der Haupthaare, die ebenfalls durch Elektronenstrahlen hervorgerufen wurden:
3.3.3 Abbildung der Haupthaare
Die Abbildung der Haupthaare gibt zwei Rätsel auf:
-
Warum wurden sie abgebildet, als hingen sie herab vom Scheitel, da doch der Leichnam waagerecht im Grabe lag?
-
Warum haben sich die Haupthaare wegen der starken elektrischen Aufladung nicht gesträubt?
Zu 1.: Eine Erklärung bietet das Johannesevangelium (Joh 19,39): »Es kam auch Nikodemus (..). Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund« (etwa 32 kg). Weil der Feiertag der Juden unmittelbar bevorstand, hat er diese Spezereien vermutlich provisorisch im »Troggrab« untergebracht, vor allem rechts und links vom Haupt, da dort genügend Platz war. Das Turiner Grabtuch zeigt Indizien hierfür: Es fehlen die Körperbildspuren der Schultern, weil sie damals durch die Kräuter bedeckt waren. Anschließend hat NIKODEMUS wohl die vorderen Partien der Haupthaare auf diese Kräuter gelegt, sodass Jesus aussah wie im Leben (aufrechtstehend).
Zu 2.: Die zweite Merkwürdigkeit lässt sich auch erklären: Die Haupthaare hätten sich, wenn sie durch eine starke Elektronenstrahlung abgebildet wurden, wegen der starken elektrischen Aufladung sträuben müssen. Da aber die Protonen der Haupthaare aus dem Dasein verschwanden, konnte sich die zurückgebliebenen Elektronen von den beinahe zweitausendmal massereicheren Neutronen abstoßen, um parallel gegen das Grabtuch zu strahlen, sodass dort die Haupthaare abgebildet wurden. Das stimmt sehr gut überein mit der bekannten »schwachen Wechselwirkung« zwischen Elektronen und Neutronen 11.
3.3.4 Folgerungen
Meine Entstehungstheorie für die Körperbildspuren und für die Ursache der gefundenen mittelalterlichen Radiocarbonwerte geht von einer Singularität bei der Auferstehung Jesu Christi aus. Alle von dieser Singularität zurückgebliebenen Elementarteilchen mussten aber als reale Bestandteile der materiellen Welt gemäß den (chemischen und kernphysikalischen) Naturgesetzen reagiert haben. Deswegen kann meine Theorie auch bestätigt werden durch:
- die analytischen Befunde im Grabtuch Jesu,
- bekannte chemische und kernphysikalische Reaktionsmechanismen,
- entsprechende Simulationsexperimente.
- erneute Radiocarbonanalysen, deren Notwendigkeit noch begründet wird.
Außerdem können alle anderen Erklärungsversuche naturwissenschaftlicheinwandfrei widerlegt werden durch die vielen Indizien, durch die erhaltenen Analysenergebnisse und durch Naturgesetze, wie dies im Folgenden gezeigt werden soll:
3.4 Widerlegung aller anderen Erklärungsversuche
Der berühmte Chemiker JUSTUS VON LIEBIG hat Folgendes empfohlen12:
»Es gehört zur Hauptaufgabe des Chemikers, wenn er sich zur Aufstellung einer Theorie entschließt, dass er Gründe entwickelt, welche allen Ansichten bis auf eine einzige, die Türe schließt. (..) Es ist zweifellos der Wissenschaft und allen Chemikern gleichgültig, welche von unseren Ansichten die richtige ist, es handelt sich nicht darum (…), wer von uns recht hat, wenn wir als Endresultat nur die Wahrheit erfahren.«
Zur Wahrheitsfindung müssen also alle anderen Erklärungsversuche für die Entstehung vom Körperbild und vom abnormen, 1988 gefundenen Radiocarbonalter falsifiziert werden, damit allein nur noch die von mir vertretene Theorie übrig bleibt.
3.4.1 Widerlegung der Hypothesen für die Körperbildspuren
Es gibt viele Versuche, die Ursachen für das Körperbild im Turiner Grab zu erklären. Allen ist gemeinsam, dass man optisch ähnliche Spuren in Leinen erzeugt, ohne durch Analysen zu überprüfen, ob auch die gleichen chemischen Strukturen entstanden sind, die 1978 durch exakte Analysen festgestellt wurden. Deshalb dürften alle vermuteten Ursachen für das Körperbild irrelevant sein: Entweder widersprechen sie den chemischen Spuren im Grabtuch (siehe Tabelle 4) oder den bekannten Naturgesetzen (Tabelle 5). So bleibt als Ursache für die Körperbildspuren übrig die bereits erwähnte Elektronenstrahlung hoher Dichte, die dazu noch in einem einzigen Augenblick erfolgt sein muss. Als Ergänzung zu meiner Abschiedsvorlesung sei (im Jahr 2011) die abwegige Erklärung erwähnt, dass LEONARDO DA VINCI der Urheber der Körperbildspuren gewesen sei. Aber die Körperbildspuren haben Negativcharakter (siehe Antlitz im Epilog); außerdem kann man sie erst im Abstand von 3-5 m erkennen. Auch ist abwegig die Erklärung, dass er mithilfe einer »Lochkamera« das Körperbild und sein eigenes Antlitz erzeugte, wobei Licht durch ein kleines Loch die Spuren auf Leinen hinein gebrannt haben soll). Man muss auch bedenken, dass das Grabtuch um das Jahr 1350 in Lirey wieder aufgetaucht ist, LEONARDO lebte aber erst von 1452 bis 1519.
Bedenkt man dies alles, o kann man mit großer Sicherheit folgern: nur eine von Gott bewirkte »Singularität« (eine Durchbrechung der Naturgesetze) konnte die Ursache für das Körperbild gewesen sein. Mit diesem Beweis für die Auferstehung Jesu wird gleichzeitig die christliche Religion vonseiten der chemischen Analytik in unserer Zeit bestätigt; sie erfährt damit eine Autorisierung durch Gott.
Tabelle 4: Widerlegung der bisherigen Erklärungsversuche für das Körperbild durch die 1988 analysierten Spuren
Tabelle 5: Widerlegung der bisherigen Theorie für die Körperbildspuren durch geltende Naturgesetze
Widerlegung aller Erklärungen für die abnormen Radiocarbonwerte von 1988
Auch alle bisherigen Erklärungen für die abnormen Radiocarbonanalysen von 1988 sind unzutreffend. Viele haben noch nicht einmal eine naturwissenschaftliche Grundlage, sondern sind teilweise nur Beschuldigungen von denjenigen, welche die Analysen ausgeführt haben. Die wichtigsten Einwände soll stichwortartig genannt werden:
a) Verunreinigungen
Damit ein Analysenfehler von ca. 1300 Jahren auftritt, müsste der Anteil von Verunreinigungen (mit heutigem Material) über 55% betragen haben. Dies ist bei den sehr gründlichen Reinigungsoperationen in allen drei Instituten auszuschließen.
b) Messfehler, »Ausreißer« oder eine unsachgemäße Bestimmung
Die weitgehende Übereinstimmung der insgesamt 12 Messungen in drei Instituten (mit großen Erfahrungen) schließen Fehler bei den Analysen aus.
c) Isotopenanreicherung beim Brand von Chambéry
Auch die Hypothese von KOUSNETZOV, beim Brand im Jahre 1532 sei C 14 (Radiocarbon) aus der Luft innerhalb des Silberschreins im Tuch fixiert worden, ist unzutreffend, denn die überhaupt in der betreffenden Atmosphäre zur Verfügung stehenden C 14 -Mengen sind so gering, dass hierdurch eine »Verjüngung« des Tuches allerhöchstens um wenige Jahre, aber nicht um 13 Jahrhunderte eintreten konnte.
Im Institut für Mittelenergiephysik der ETH Zürich wurde experimentell geprüft, ob durch leichte Verkohlung von organischem Material (Cellulose) eine Isotopenverschiebung auftreten kann. Es zeigten diese Versuche, dass dabei keine Anreicherungen von C 14 stattfinden. Dies eröffnet deswegen auch die Möglichkeit, für zukünftige Radiocarbonanalysen Proben an den Brandstellen von 1532 zu entnehmen (vgl. hierzu 3.6).
D) Betrugshypothesen
Durch Photos der Tuchabschnitte, die in Turin einerseits und in den drei Laboratorien (Arizona, Zürich Oxford) andrerseits angefertigt wurden, kann man zeigen, dass 1988 wirklich das Material vom Turiner Grabtuch analysiert worden ist. Diese Photos sind entnommen aus dem Buch von KARL HERBST: »Kriminal fall Golgatha«, Anhang.
An der Echtheit der Aufnahmen kann nicht der geringste Zweifel bestehen, zumal auch die drei Laboratorien diese Photos der untersuchten Proben publiziert haben. KARL HERBST13 schreibt zum Bildnachweis (auf s. 260):
»Der Verlag bemühte sich um das Copyright der Bilder. Aber die >Eigentümer< jener Fotos, die für den Nachweis der Probenvertauschung unverzichtbar sind, reagierten nicht. (...) Dass jedoch alle, die ihren Anspruch auf das übliche Copyright Entgelt beim Verlag anmelden, korrekt bedient werden, ist selbstverständlich. (...) Entscheidend und notwendig ist aber, dass ich (…) in aller Form erkläre: Die Fotos (..) sind echt und wurden nicht manipuliert. Das weiß ich und kann es beweisen.«
KARL HERBST hat mit seinem Buch beweisen wollen, dass die 1988 analysierten Proben nicht vom Turiner Grabtuch stammten. Er hat aber die Einzelproben aus den drei Laboratorien falsch angeordnet, obwohl er auch eine Zeichnung von RIGGI DI NUMANA zur Verfügung hatte (diese ist sogar auf S. 148 in seinem Buch abgebildet). RIGGI, der ein Tuchstück vom Turiner Grabtuch herausschnitt und davon die Proben für die drei Laboratorien abtrennte, zeigte in seiner Zeichnung die hier in Abb. 11 (folgende Seite) wiedergegebene Anordnung. Kurios ist Folgendes: Erst mithilfe der Photos aus dem Buch von KARL HERBST konnte ich den hinreichenden Nachweis erbringen, dass 1988 wirklich die Proben vom Turiner Grabtuch für die Radiocarbonanalysen verwendet worden sind, während KARL HERBST durch die falsche Kombination beweisen wollte, dass 1988 nicht die wirklichen Grabtuchproben analysiert worden sind, Als ich diese optische Dokumentation 1993 beim 2. Internationalen Symposium über das Turiner Grabtuch (in Rom) vorgetragen habe (publiziert in Collegamento Pro Sindone, Sept./ Okt. 1993, S. 32), wurde dies zum Anlass einer wissenschaftlichen Diskussion, bei der Dr. TITE, der 1988 in Turin die Codierung der Proben für die drei Laboratorien vorgenommen hatte, schließlich schrieb14, dass meine Rekonstruktion übereinstimme mit allem, woran er sich erinnern könne. Zu bemerken ist noch, dass KARL HERBST nicht sagen kann, woher der mittelalterliche Stoff (der angeblich als Probe vom Turiner Grabtuch »untergeschoben« worden sei) stamme; denn dieser Stoff weist ein sehr charakteristisches Fischgrätenmuster auf: welches sofort von den drei Laboratorien erkannt worden ist, wie sie dies in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift »nature« bei der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse beschrieben wurde. Es Kann nach dem hier vorgestellten optischen Beweis und die sich daran anschließende Begründung als gesichert gelten, dass 1988 die Stoffproben vom Turiner Grabtuch untersucht wurden.
Das von KARL HERBST verwendete Photo vom Turiner Tuchabschnitt ist aber oben links unvollständig, die betreffenden Teile waren nämlich verdeckt durch ein Lineal. Es war mir aber nicht möglich, aus Turin ein anderes Photo vom abgeschnittenen Stoffstück zu erhalten, weil nach dortigen Mitteilungen zwar sehr viele Videoaufzeichnungen und Photos gemacht wurden; man hat sie aber nicht beim Erzbischöflichen Ordinariat oder beim »Centro lntemazionale di Sindonologia« abgegeben, sondern sie verbliebenen in privater Hand. Diese Personen weigern sich aber wegen der vielen Belästigungen, denen sie in der Vergangenheit ausgesetzt waren, irgendwelche Unterlagen überhaupt noch zur Verfügung zu stellen. So bleibt mir keine andere Möglichkeit, als die Abbildung aus dem Buch von KARL HERBST zu verwenden. Es gibt also insgesamt genügend Anhaltspunkte dafür, dass in den drei Laboratorien wirklich die Proben vom Turiner Grabtuch analysiert worden sind. Genannt seien besonders:
- Man hat in den drei Laboratorien die Proben vom Turiner Grabtuch erkannt
- Die vorhin erwähnten Aussagen von Dr. TITE
- Eine bereits erkennbare Systematik der Heterogenität, die aus den angegebenen Radiocarbonaltem der Abb. 11 ersichtlich ist.
-
Nichtexistenz einer Stoffprobe aus dem 14. Jahrhundert mit »Fischgrätenmuster«, durch das die Grabtuchproben in den Laboratorien erkannt wurden.
Deswegen kann durch die optische Dokumentation von Abb. 11 die Betrugshypothese endgültig falsifiziert werden. Die hervorragende Übereinstimmung zeigt sich, wenn man die Tuchabschnitte der drei Laboratorien auf Transparentfolie kopiert und auf die in Turin photographierte Probe legt. Besonders sind die folgenden Details:
- Anordnung der Proben von den drei Instituten auf dem Originalstück aus Turin,
- die gleichen Winkel des Fischgrätemnusters,
- eine Falte in der Oxford-Probe,
- die Größe und Anzahl der einzelnen Fäden.
Bedenkt man diese hervorragende Übereinstimmung, so kann man nicht mehr behaupten, die Radiocarbonwissenschaftler hätten die Proben ausgetauscht oder eine »Verschwörung« gegen das Turiner Grabtuch oder die Kirche durchgeführt. Nahrung hat eine solche »Betrugshypothese« auch dadurch erhalten, dass immer wieder verschiedene Zahlen für die Gewichte und die Abmessungen der Tuchabschnitte aufgetaucht sind, sodass man dies schon als »Ballett der Zahlen<< (»il balletto delle cifre«)15 bezeichnet hat. Aber all diese Zahlen sind nicht authentisch; sie sind teilweise von anderen Größen abgeleitet, wobei dann auch die betreffenden Angaben zweifelhafter Herkunft sind.
Besonders verleumderisch ist die Unterstellung, dass die Institute bewusst falsche Ergebnisse geliefert hätten. Dies wäre bei den vielen Menschen, die mit diesen Arbeiten beschäftigt waren, nicht verborgen geblieben! Besonders bemerkenswert ist eine signifikante Differenz der Altersbestimmungen in den drei Instituten, die schon jetzt (nach dem PEARSON-Test) 16 mit 95,7%iger Wahrscheinlichkeit auf eine »Heterogenität« des Radiocarbonalters der nur wenige Zentimeter auseinanderliegenden Proben schließen lässt. Sogar eine gewisse Systematik dieser Abweichungen lässt Abb. 11 erkennen; sie kann als wichtiges Indiz für die wahre Ursache der abnormen Radiocarbonanalysen von 1988 gelten, nämlich für einen Neutronenfluss. In Abb. 11 sind auch die Werte von inoffiziellen Radiocarbonanalysen eingezeichnet (rechts unten), die mit einer 1973 von G. RAEs entnommenen Probe durchgeführt wurden. 17
e) Widerlegung aller Hypothesen für den abnormen C 14 - Gehalt (Überblick)
In der Übersicht von Tabelle 6 (auf der folgenden Seite) wird die Falsifizierung aller Deutungsversuche für das abnorme Ergebnis der Radiocarbonanalysen von 1988 durch wenige Stichworte zusammengefasst. So bleibt nur noch meine Erklärung übrig, nämlich dass ein Neutronenfluss bei der Auferstehung das Radiocarbonalter des Tuchmaterials »verjüngt« hat.
3.4.3 Generelle Überlegungen zu unerwarteten wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen
Die Radiocarbonanalysen von 1988 widersprechen zwar allen bisherigen Befunden vom Turiner Grabtuch, die (ohne Ausnahme) seine Herkunft von der Grablegung Jesu Christi beweisen. Dennoch kam man die 1988 analysierten Werte nicht mehr anzweifeln oder integren Wissenschaftlern einen Betrug oder eine Unfähigkeit bei der Ausführung der Analysen unterstellen. In der Wissenschaftsgeschichte ist es oft vorgekommen, dass zunächst neue Analysen unerwartete, im Widerspruch zu bisherigen Erkenntnissen stehende Ergebnisse gebracht haben. In der Annahme, dass sowohl das bisher Erkannte als auch die neuen (dazu widersprüchlichen) Ergebnisse richtig sind, hat man schließlich die Ursachen für diese Diskrepanzen gefunden, und zwar hat dieses dann zu ganz neuen Erkenntnissen geführt. Zwei Beispiele hierfür seien nur erwähnt:
- Die Widersprüche bei der Strahlung »schwarzer Körpern führten zur Entdeckung der Quantenphysik durch MAX PLANCK.
- Bei der Neutron-Proton-Umwandlung haben die emittierten Elektronen wechselnde Energiebeträge aufgenommen; dies wäre eine Verletzung des Energie- Erhaltungssatzes gewesen; deswegen wurden zusätzliche, noch nicht bekannte Teilchen angenommen, auf weichen die Restenergiebeträge verblieben. Tatsächlich wurden ca. 25 Jahre später (1956) diese Teilchen (nämlich »Neutrinos«) entdeckt.
In beiden Fällen konnten die Rätsel durch neue Erkenntnisse aufgelöst werden, um dann die zunächst widersprüchlichen Phänomene auf einer höheren Ebene zu vereinen.
Wissenschaft hat zum Ziel, die Wirklichkeit mithilfe angemessener Methoden zu verstehen. Beim Grabtuch Jesu sind, weil es sich um einen materiellen Gegenstand handelt, die Naturwissenschaften zuständig mit ihren spezifischen Methoden. Wenn aber nach der christlichen Glaubenslehre Jesus Christus in der Einheit des Trinitarischen Gottes von Ewigkeit her als Gott existiert und vor ca. 2000 Jahren Menschengestalt angenommen hat, wäre es ein wissenschaftlicher Methodenfehler, wenn man dieses nicht berücksichtigen wollte. Damit verbaute man sich den Weg zur Wahrheitsfindung — das ist eine zutiefst unwissenschaftliche Haltung. Dann wäre man ein vom Materialismus beeinflusster, aber für die Problemlösung vollkommen ungeeigneter »Forscher«. Dies gilt leider auch für sogenannte »Experten« oder »Grabtuchforscher«.
Es ist schon erstaunlich: Trotz der vielen Analysen, trotz einer hervorragenden Übereinstimmung mit den Naturgesetzen, trotz einer (wie noch zu zeigen sein wird) Bestätigung durch Simulationsexperimente (3.5), trotz widerspruchsfreier Erklärungen (welche den Grundlagen der christlichen Religion entsprechen) wurde meine Theorie kaum in Publikationen über das Grabtuch erwähnt; sie hat keine nennenswerte Beachtung bei den »Grabtuchforschern« gefunden. Selbst Theologen zeigten kaum Interesse an den mit dem Grabtuch Jesu zusammenhängenden Fragen, obwohl sie die gesamte Thematik angehen müsste.
3.5 Beweise meiner Theorie durch Simulationsexperimente
3.5.1 Bestrahlungsexperimente mit Neutronen
Meine Erklärung, dass ein thermischer Neutronenfluss das Grabtuch »verjüngt« hat, lässt sich experimentell beweisen. Deswegen habe ich heutiges Leinen im Forschungszentrum in Jülich (bei Aachen) einem thermischen Neutronenfluss (n) aussetzen lassen. Dabei konnte auch ermittelt werden, welche Reaktionen dazu beigetragen haben, denn im Prinzip könnte C 14 durch folgende Möglichkeiten entstehen:
1.: C 13 + n = C 14
2.: N 14 + n = C 14 + p+
Beim 2. Reaktionsweg wird (wie in den oberen Luftschichten) N 14, also ein Stickstoffatom durch Aufnahme eines (durch die Höhenstrahlung entstandenen) Neutrons in Radiocarbon (C 14) umgewandelt, wobei aus dem Kern ein Proton (p+) entweicht. Die notwendigen Neutronenflüsse für beide Reaktionswege hängen ab vom Gehalt in der Flachsfaser und vom »Einfangquerschnitt«, wie es folgende Tabelle 7 zeigt:
Die Berechnungsergebnisse (= Neutronenflüsse in Tabelle 7) zeigen, dass durch thermische Neutronen in Flachsfaser 176-mal mehr C 14 aus Stickstoffatomen (N 14) entsteht als aus C 13. Bei der Umwandlung von Stickstoffatomen mit fünf; in Kohlenstoffatome mit vier Außenelektronen entstehen aber »Radikale«, die sehr reaktionsfähig sind, besonders bei Anwesenheit von Luft und Wasser. Deswegen ist das aus N 14 entstandene C 14 (spätestens bei den Reinigungsoperationen der Radiocarbonanalysen) aus dem Leinen verschwunden, wie ich es durch Auswaschversuche mit dem in Jülich bestrahlten Leinen beweisen konnte. Insgesamt bestätigten meine Simulationsexperimente, dass ein thermischer Neutronenfluss den Radiocarbongehalt der Flachsfaser erhöht und deswegen ein zu junges Alter des Tuchmaterials vortäuschen kann.
3.5.2 Simulationsexperiment mit Elektronenstrahlen
Im Jerusalemer Grab wurden in einem einzigen Augenblick neben Neutronen auch etwa gleiche Mengen Elektronen freigesetzt. Der Karlsruher Neutronenphysiker M. KÜCHLE hat berechnet, dass an der 1988 analysierten Stelle der Neutronenfluss etwa 1016 Neutronen pro Quadratzentimeter betrug. Entsprechend große Elektronenmengen sind für Simulationsexperimente (dazu noch in einem einzigen Augenblick) nicht verfügbar. Das entstandene Körperbild muss aber sofort sichtbar gewesen sein. Sonst hätte man wegen der jüdischen Reinheitsgesetze diesen mit Blut befleckten Gegenstand, in dem ein Toter lag, verbrannt, denn derjenige, der das Tuch berührte, war kultisch unrein und musste sich dann umfangreichen Reinigungszeremonien unterziehen. Man hat aber das Grabtuch aufbewahrt und sogar verehrt, denn die sichtbaren Körperbildspuren im Tuch wurden sicherlich als Zeichen für die Auferstehung angesehen. Zusätzlich sollte man bedenken: Mit welchen Mitteln und zu welchem Zweck hätte jemand vor ca. 2000 Jahren solche Körperbildspuren auf Leinen erzeugen können, die erst 1898 als fehlerfreies photographisches Negativ erkannt wurden (siehe S. 94). Selbst heute ist dies überhaupt nicht möglich, wo wir sogar das Grabtuch als Vorlage dafür hätten.
Mit meinem Simulationsexperiment konnte ich aber die Entstehung von konjugierten Carbonylgruppen durch Elektronenstrahlen beweisen: Im Strahlenzentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen stand dafür ein Betastrahler (Ni 63) zur Verfügung. Dieser emittiert Elektronenstrahlen aus den Atomkernen (ohne zusätzliche andere Strahlen). Einzelheiten dieser Bestrahlungsversuche werden in der Fußnote l8 beschrieben. Um beim Simulationsexperiment die gleichen Mengen an Elektronenstrahlen wie im
Jerusalemer Grab auf Leinen einwirken zu lassen, war mit dem damals verwendeten schwachen Betastrahler Ni 63 eine Bestrahlungsdauer von 39 Tagen notwendig. Danach war zunächst noch keine Verfärbung sichtbar. Der Grund ist einleuchtend: Die Strahlen hatten eine sehr geringe Dichte; deswegen fand nach Abspaltung der Wasserstoffatome zunächst eine Oxidation mit dem vorhandenen Luftsauerstoff statt, ohne dass sich sofort Carbonylgruppen gebildet hätten. Aber ich konnte die dort entstandenen Oxidationsprodukte (die -OH-Gruppen) durch eine Wärmebehandlung (15 Minuten bei 150 °C) abgespalten, wobei diese mit Wasserstoffatomen dann Wassermoleküle (H2O) ergaben und gleichzeitig konjugierte Carbonylgruppen entstanden, was an der deutlichen Gelbfärbung zu erkennen ist. Das Resultat ist in Abb. 12a zu sehen.
Die nicht bestrahlten Stellen wurden dabei nicht verfärbt. In Abb. 12b sieht man, dass nur die Oberfläche der Fasern verändert wurde, während die Elektronenstrahlen zu den tiefer liegenden Partien nicht vordringen konnten; so blieben die Fäden, die unter anderen gelegen haben, unverändert. Um dies zu zeigen, habe ich drei Fäden entfernt (1, 2, 3). Beim Turiner Grabtuch geht die Verfärbung nur ca. 1 25 Mikrometer in die Faser hinein. Die Gelbfärbung zeigt die gleichen spektralanalytischen Merkmale, wie im Grabtuch 1978 analysiert, was durch FTIR-Analysen bewiesen wurde. Man muss also annehmen, dass vor 2000 Jahren die Farbe der Köperbildspuren etwa wie beim Simulationsexperiment war. Heute erscheint sie (zusammen mit der gealterten ins Bräunliche gehenden Verfärbung des Tuchmaterials als »Sepia«. Insgesamt habe ich also die gleichen chemischen Spuren erzeugen können wie im Turiner Grabtuch.
3.6 Neue Radiocarbonanalysen zur Bestätigung meiner Theorie
Wenn von der Oberfläche des Leichnams ein Neutronenfluss ausgegangen ist, müssen die Radiocarbonwerte in der Nähe des Körperbildes besonders hoch sein. Der international renommierte Karlsruher Neutronenphysiker M. KÜCHLE hat 1989 und 1991 für mich Berechnungen durchgeführt, von denen nur wenige Ergebnisse in Abb. 13 wiedergegeben werden. An vielen Stellen sind Werte zu erwarten, die höher sind als der atmosphärische Radiocarbongehalt (Zahl größer als 1,0). Das wäre dann ein naturwissenschaftlich sicherer Beweis für die »Singularität« vor ca. 2000 Jahren. Die dazu benötigten Stoffmengen zeigt Abb. 13 (in Originalgröße) für jeweils eine »Doppelbestimmung«. Sie sind immer noch gering, obwohl durch die Reinigungsoperationen vor den Analysen an den teilweise versengten Stellen die Materialverluste größer sind.
Solche Analysen können in unserer Zeit eine wichtige Funktion für die Kirche haben, und zwar aus folgenden Überlegungen:
- Gott muss die Körperbildspuren durch eine Singularität vor ca. 2000 Jahren in das Tuch eingebrannt haben, denn die »Auferstehung« Jesu Christi, also das Verschwinden seiner materiellen Bestandteile aus dem Dasein, hätte auch ohne folgende Besonderheit stattfinden können: Zuerst sind nur die Protonen aus den Atomen von der Oberfläche des Leichnams (und aus den Haupthaaren) ins Nichts zurückgesunken, danach ist der übrige Leichnam aus dem Dasein verschwunden. Also muss die heute noch nachweisbare Singularität bei der Entstehung der Spuren im Grabtuch eine ganz besondere Bedeutung für unsere Zeit haben, wo dies erst nachweisbar ist.
- Dieses verletzliche Tuch ist (trotz der vielen Wechselfälle in seiner Geschichte) erhalten geblieben, während alle festen Gebäude, die das Tuch vor dem 14. Jahrhundert beherbergt haben, zerstört wurden! Beim Brand im Jahre 1532 wurden gerade an jenen Stellen Löcher in das Tuch hineingebrannt (ohne dass das Körperbild zerstört wurde), wo wir heute durch neue Radiocarbonanalysen das Auferstehungsgeschehen vor 2000 Jahren naturwissenschaftlich nachweisen können.
- Der christliche Glaube an die Auferstehung und die Gottheit Jesu Christi könnte durch diesen jetzt möglichen Naturwissenschaftlichen Nachweis vom biblischen in das kosmische Weltbild »übersetzt« werden.
Bedenkt man dies, so zeigt sich, wie der »Regisseure der Weltgeschichte« Seine »Regie« führt, nämlich mit vorausschauender Souveränität: Es kann viele Jahrhunderte vorher etwas bewirken, was erst in späterer Zeit notwendig gebraucht wird.
Man kann erwarten, dass neue Radiocarbonanalysen (mit geringen Stoffmengen) von essenzieller Bedeutung für die Kirche sind.
Dazu folgende Überlegung: - Neue Radiocarbonanalysen brauchen, um möglichst wenig Stoff zu verwenden, nur an einem einzigen Institut ausgeführt werden. Es wäre günstig, wenn Radiocarbon-Fachleute von anderen Instituten bei den Analysen anwesend sind.
- Wichtig ist eine fälschungssichere optische Dokumentation der Probenentnahme und der Analysendurchführung, und zwar unter notarieller Aufsicht und bei Anwesenheit von international angesehenen Wissenschaftlern als Zeugen. Digitale Photographien müsste man wegen der Manipulationsmöglichkeiten sofort ausdrucken, dann durch Unterschriften beglaubigen lassen und anschließend gleich versiegeln.
- Notwendig wäre eine Probenentnahme möglichst an zwei Stellen mit sehr hohen Radiocarbonwerten, die voraussichtlich höher sein werden als in der Atmosphäre. Um eine Heterogenität des Radiocarbonalters zu beweisen, wäre zumindest auch die Probeentnahme von einer Stelle mit geringem Radiocarbongehalt vorteilhaft. Man könnte auch den Faden analysieren, der beim Nähen des Seitenstreifens verwendet worden ist (in Abb. 13 als »Annähfaden« bezeichnet): Dieser müsste ein Radiocarbonalter von ca. 2000 Jahren aufweisen, weil er nicht im Grab beim damaligen »Auferstehungsgeschehen« anwesend war. Der Seitenstreifen rührt nämlich her vom Einnähen eines Saumes, um das Körperbild im Tuch zu zentrieren.
2002 wurde das Turiner Grabtuch restauriert, denn durch die 1532 aufgenähten Flicken sind schädliche Spannungen im Tuch entstanden. Man hat diese Flicken entfernt und nicht durch neue ersetzt. Das hinten aufgenähte Stütztuch (das »Hollandtuch«) wurde durch ein neues ersetzt, das ungefähr die gleiche Farbe hat wie das Grabtuch. Dadurch sind die Brandstellen nicht mehr so auffällig wie früher. Hinter den auf genähten Flicken befanden sich teilweise verkohlte Stoffreste. Diese wurden, je nach Entnahmeort, gesondert aufbewahrt. Da in Zürich durch Experimente festgestellt wurde, dass bei einer Verkohlung von Leinenproben keine Isotopenverschiebungen statt finden (siehe unter 3.4.2c), eignen sich diese Stoffreste für neue Radiocarbonanalysen zum Nachweis einer »Heterogenität« des Radiocarbonalters vom Stoff ohne neue Proben vom Turiner Grabtuch entnehmen zu müssen. Ich habe auch Versuche unternommen zur fälschungssicheren Dokumentation dieser Stoffreste: Diese müsste man zwischen 2 Objektträgern fixieren, an den Rändern durch Tesafilm verschließen, photographieren und die Identität am Analysenort feststellen (alles notariell beglaubigt).
Im Zusammenhang mit der Probenentnahme an Stellen mit leichten Versengungen (an den Löchern vom Brand im Jahr 1532) stellt sich die Frage, ob die Radiocarbonbestimmungen an solchen Stellen noch zuverlässige Werte ergeben können. Es wäre möglich, dass beim Versengen auf dem Leinen befindliche jüngere organische Ablagerungen in die Faser »eingebrannt« wurden. Aber an den Stellen negativer Radiocarbonalter (die nicht in der Natur vorkommen) würde man immer noch in der Zukunft liegende Werte analysieren. So werden neue Radiocarbonanalysen an den Brandstellen von 1532 (auch mit den vom Grabtuch abgetrennten Stoffresten) große Aussagekraft haben.
Angesichts der vielen unzutreffenden Äußerungen von Nichtfachleuten im Anschluss an die Radiocarbonanalysen von 1988 halte ich es für angebracht, zu betonen, dass solche Verunreinigungen für die abnormen Ergebnisse der Analysen von 1988 nicht verantwortlich gewesen sin können. Dies zeigen schon die Ergebnisse vom Züricher Institut als exemplarischer Beweis dafür: Es wurden nämlich drei sehr verschieden artige Reinigungsmethoden angewendet: Die erste Probe wurde nur mit Ultraschall behandelt. Zwei weitere Proben (»strong treatment«) wurden 1 Std. mit 5%iger Salzsäure bei 80 °C, dann 1 Std. mit 2,5%iger Natronlauge, schließlich wieder mit Salzsäure behandelt. Zwei andere Proben (»weak treatment«) wurden mit 0,5%iger Salzsäure (bei Raumtemperatur), 0,25%iger Natronlauge (bei Raumtemperatur) und nochmals mit Salzsäure gereinigt. Man wird die großen Unterschiede in diesen Vorbehandlungsmethoden erst dann verstehen, wenn man die Wirkung auf die Flachsfaser berücksichtigt: Durch die Reinigung nur mit Ultraschall werden die oberflächlich anhaftenden Verunreinigungen entfernt. Beim »strong treatment« wird bereits ein erheblicher Teil (über 20%) der Flachsfaser aufgelöst. Beim »weak treatment« wurden immerhin einige Prozente herausgelöst. Es gab trotzdem keine Unterschiede des Radiocarbonalters zwischen den Proben mit ganz unterschiedlicher Vorbehandlung (eine davon wurde in Zürich nur mit Ultraschall gereinigt!). Wenn die Analyseproben von 1988 durch Verunreinigungen verfälscht worden worden wäre, hätten diese zu mehr als 55 % aus Verunreinigungen bestehen müssen! Daher ist die oft geäußerte Meinung, dass Verunreinigungen für die ab normen Ergebnisse der Radiocarbonanalysen von 1988 verantwortlich seien, völlig irrelevant. Abb. 14 zeigt beispielhaft, wie gering Verunreinigungen auf einer Flachsfaser ausfallen können; man stelle sich vor, wie es aussehen müsste bei einem Anteil von Verunreinigungen von über 55 % des Gesamtgewichts.
Die 1200-fache Vergrößerung zeigt das typische schilfrohrartige Aussehen einer Flachsfaser. An der Oberfläche sind einige Verunreinigungen zu erkennen. Was geschieht, wenn solches Material durch Erhitzen in Gegenwart von Luft versengt wird? Eine Oxidation erfolgt zunächst von der Oberfläche her. Dabei erscheint eine Isotopenverschiebung schon aus folgenden Überlegungen kaum möglich zu sein: Die Massenunterschiede zwischen C 12 und C 14 betragen nur ca. 16 %.
Isotopenanreicherungen kann man zwar z. B. bei der Elektrolyse von Wasser beobachten, wo das normale Wasserstoffisotop H 1 an den Elektroden leichter gasförmig abgeschieden wird als das schwerere Wasserstoffisotop H 2 (wegen des Massenunterschieds von 200 % reagieren in einer wässrigen
Lösung die beiden Isotope etwas unterschiedlich). Bei der Flachsfaser hingegen werden die Kohlenstoffisotope mit viel geringerem Massenunterschied gemeinsam in einem festen Stoff angegriffen, so dass eine selektive Reaktion nicht zu erwarten ist.
Ergänzung im Jahr 2011:
Naturwissenschaftlich sicherer Beweis für einen Neutronenfluss im Jerusalem Grab
Mitte April 2011. machte mich mein Kollege: PAUL BRUNNER darauf aufmerksam, dass (gemäß HESEMANN45) die Holztafel, die am Kreuz über Jesus hing, ein zu junges Radiocarbonalter hat. Meine Nachforschungen zeigten. dass sogar drei Gegenstände, die im Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu standen, ein verjüngtes Radiocarbonalter aufweisen46. Deswegen folgerte ich, dass sie im Grab bei der Auferstehung Jesu anwesend waren und Zeugnis geben vorn damaligen historischen Ereignis. Wegen ihrer unterschiedlichen Verjüngung müssen sie an verschiedenen. Steilen im Grab gelegen haben, wie es Abb. 18 (folgende Seite) zeigt. Diese drei Gegenstände sind:
1. Die »Schuld-Tafel« Die auf ihr zu sehenden Inschriften (in Hebräisch, Griechisch und Latein, alle in der hebräischen Schreibweise von rechts nach links) verweisen mit großer Sicherheit mittels der »Paläographie«47 auf das frühe erste Jahrhundert, also auf die Zeit Jesu, was Hesemann durch viele Experten bestätigt bekam und in seinem Buch »Die Jesus-Tafel« veröffentlicht hat. Der Vatikan genehmigte eine Radiocarbondatierung von dieser »Schuld-Tafel«; die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Radiocarbon veröffentlicht49. Gemäß den Ergebnissen in dieser Zeitschrift wäre das Holz der Tafel einzuordnen in die Zeit zwischen 996 und 1023 n. Chr.; es stammte also etwa aus dem Jahr (= A. D.) 1010. Deswegen hat diese »Schuld-Tafel« wahrscheinlich auf dem Rand des Troggrabes in der Nähe des Hauptes gestanden. Die Proben für die Radiocarbonanalysen wurden entnommen am unteren Rand auf der rückwärtigen Seite des ca. 4 cm dicken Nussbaumholzes. Diese Entnahmestelle konnten nur die im Grabesraum reflektierten »Streuneutronen« erreichen, die außerdem noch durch das ca. 4 cm dicke Holz hindurchgingen. Die Radioearbonanalysen ergaben dort eine Verjüngung dieser »Schuld-Tafel« von ca. 1000 Jahre50.
2. Der 2. Gegenstand ist die Tunika, das Untergewand, das Jesus auf dem Kreuzweg trug. Dieses befindet sich heute in Argenteuil, nördlich von Paris. Man konnte darin Blutkörperchen identifizieren mit der Blutgruppe AB wie beim Turiner Grabtuch.
45 MICHAEL HESEMANN: »Jesus von Nazereth« Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2009, S 229
46 Das Bluttuch Christi « (Herbig Verlagsbuchhandlung, München 2010). S. 235-237.
47 Die »Paläographie« bestimmt mithilfe von historishcen auftauchenden Merkmalen das Alter von Schriften.
48MICHAEL HESEMANN: »Jesus Jesus-Tafel«, Verlag Freibug, Basel, Wein 1999.
49 FRANCESCO BELLA, CARIO Azzi: »14C DAting of the »Titulus Crueis«; dieser puplizierte ARtikel ist im Internet erhältlich: Radiocarbon Vol. 33. Nr. 3 2002. p. 685-689.
50 Die geringere »Verjüngung« gegenüber dem Grabtuch ist zu erklären, dass sie nur bewirkt werden konnte durch die auf die Vorderseite der Tafel treffenden, vom Grabstein refelktierten »Streuneutronen« vermindert um die mittlere Eindringtiefe der Neutronen in Nussbaumholz. Entsprechend den frühen Berechnungen von KÜCHLE (siehe 3.), sind dort auch Verjüngungen um ca. 1000 Jahre zu erwarten.
Abb. 18: Das Troggrab mit den drei Zeugnissen der Kreuzigung Jesu
Das festgestellte Y-Chromosom verweist auf einen Mann. Es gibt Übereinstimmungen mit den Blutflecken aus dem Turiner Grabtuch, sodass »mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit derselbe Mensch, der im Grabtuch bestattet wurde, zuvor die Tunika getragen hat.«51 HESEMANN berichtet noch von anderen Übereinstimmungen, die aber hier nicht erwähnt werden sollen. Wichtig hingegen ist, dass die Radioearbonanalyse von dieser Tunika auf eine Zeit zwischen 530 und 650 n Chr. Verweist52. Wegen der geringeren Verjüngung hat diese Tunika wohl am Fußende neben dem Troggrab gelegen 53. Vermutlich hat der Soldat, der diese Tunika enthielt (vgl, Joh 19,23-24), weil sie blutbefleckt war, am Grab abgegeben. Man hat sie dann am Eingang zum Troggrab deponiert.
51 Michael Hasemann »Das Bluttuch Christi« (siehe Fußnote 46) und zwar auf S. 222
52 Michael Hasemann »Das Bluttuch Christi« (a.a.o.), und zwar auf S. 219.
53 Begründet werden kann die dort geringe »Verjüngung« durch die »schwache Wechselwirkung« zwischen den Elektronen und Neutronen die auf Seite 34, Fußnote 11 beschrieben wurden): Die Streuneutronendiche war zwar am Fußende geringer als am Kopfende, wo wegen der Abbildung der Haupthaare etwa eine 103-fache größere Anzahl von Elektronen und Neutronen freigesetzt wurde gegenüber der übrigen Leichnahmsoberfläche. Auf die Tunika wirkte aber ein nur »Streuneutronen«, die also vom Grabstein reflektiert wurden. Deswegen muss man berücksichtigen, dass dadurch auch ihre Konzentrationsunterschiede im Felsgrab bereits etwas nivelliert wurden (d. h. sich aneinander angeglichen haben).
3. Schließlich ist es das »Bluttuch«, das nach der Abnahme vorn Kreuz beim kurzen Weg zum Grab auf dem Gesicht Jesu lag. Auch hier stimmen die Blutspuren sehr gut überein mit denen vom Turiner Grabtuch. HESEMANN schreibt dazu 54: »Schon 1990 hate , Prof. BAIMA BOLLONE eine Probe des Sudariums an der Universität von Arizona datieren lassen; damals hieß es, es sei zwischen 540 und 869 n. Chr. entstanden.«
Wegen der etwas stärkeren Verjüngung als bei der Tunika wurde dies wohl am Kopfende deponiert (direkt neben dem Troggrab); dort wurde es nur durch »Streuneutronen« verjüngt auf die Zeit (A. D.) 660 bis 890 54. Interessant sind HESEMANNS Bemerkungen über Frau FLURY-LEMBERG (Wissenschaftlerin für historische Textilien, die 2002 das Turiner Grabtuch restauriert hat), als sie das Bluttuch untersuchtes55:
»Gut eine Viertelstunde lang studierte Dr. Flury-Lemberg das Tuch (…). Danach stand ihr Urteil fest: »Es ist definitiv ein altes Tuch« sagte sie mir. »ein sehr altes Tuch. Es ist die einzige Reliquie, die ich bisher sehen durfte, die eindeutige Bezüge zum Turiner Grabtuch aufweist. Es würde mich nicht wunder, wenn das Sudarium das ist, für das man es hält. Dass es authentisch ist. «
»Und die C 14-Datierung?« warf ich ein.
Sie machte nur eine abweisende Handbewegung.
Am Montag nach der Konferenz teilten wir uns das Taxi zum Flughafen, als ich sie
noch einmal auf das Sudarium ansprach. Sie hatte ihre Meinung nicht geändert.«
So ist HESEMANN als Historiker auch ein Opfer der allgemein in Umlauf gesetzten Diffamierungen der Radiocarbon-Analysenmethode geworden. Für diejenigen, die die Radiocarbonanalysen als zutreffend annehmen, bleibt nach seiner Meinung nur »die Flucht in die Absurdität«:
»Sie müssen glauben, dass derselbe Mann um 590 die Tunika von Argenteuil trug, um 775 posthum in das Sudarium blutetet und um 1325 in das Grabtuch gehüllt wurde, das heute in Turin verehrt wird. Oder dass zu allen drei Zeitpunkten in Israel Männer mit identischer Kopfform Frisur und Blutgruppe lebte, denselben grausamen Tod mit gleich platzierten Wunden erlitten und von skrupellosen Betrügern in Leinentücher gehüllt wurden, um christliche Reliquien zu fälschen.
Die Alternative ist offensichtlich. Wenn Tunika und Sudarium das Haupt desselben »Mannes auf dem Grabtuch« umhüllten kann die Radiocarbondatierung nicht stimmen. Dann stammt das Turiner Leichentuch eben nicht aus dem 14. und das Sudarium genauso wenig aus dem 8. Jahrhundert. Dann führten sie uns beide zurück nach Jerusalem, in jene Tage, die zum Wendepunkt der Weltgeschichte und zu Schlüsseldaten der Heilsgeschichte wurden. Und dann ist das Sudarium von Oviedo tatsächlich das Bluttuch Christi.«55
Die Radiocarbon-Altersbestimmung ist aber eine sehr zuverlässige Analysenmethode. Dies hat sich sogar gezeigt bei den Radiocarbonanalysen vom Turiner Grabtuch von 1988: Schon damals konnte man - und zwar nur bei den Grabtuchproben - eine
54 Michael Hasemann »Das Bluttuch Christi« (a.a.o.), und zwar auf S. 227. Eine 2006 in Miami USA analysierte Probe ergab ein Radiocarbonalter von 660 bis 890 a D., wie Hasemann auf Seite 226 erwähnt.
55 Michael Hasemann »Das Bluttuch Christi« (a.a.o.), und zwar auf S. 235 ff.
»Heterogenität« des Radiocarbonalters mit 95,7 %iger Wahrscheinlichkeit feststellen, wie es der französische Mathematiker PHILIPPE B. DE CARBON berechnet und publiziert hat (siehe Ende von 3.4.2d). Außerdem haben in allen drei Instituten die analysierten Vergleichsproben verschiedener historischer Textilien immer das von diesen bekannte Alter ergeben, trotz der unterschiedlichen Vorbehandlungsmethoden (wie auf S. 47 'ausführlich durch die Einzelheiten bei den Analysen von 1988 beschrieben). Auch dürfte es eindeutig bewiesen sein, dass keinesfalls irgendwelche Verunreinigungen das Radi¬ocarbonalter des Turiner Grabtuchs verfälscht hätten, denn beim Grabtuch hat man bei den auf S. 47 beschriebenen sehr unterschiedlichen Vorbehandlungsmethoden immer die gleichen Radiocarbonalter gefunden, obwohl (um dies zu betonen) durch Ultraschall nur oberflächlich anhaftende Verunreinigungen entfernt wurden, beim »strong treatment« hingegen nahezu ein Viertel des Stoffmaterials aufgelöst wurde. Insgesamt muss man feststellen: Alle falschen Behauptungen zu den Rudiocarbonanalysen haben der christlichen Religion geschadet: So konnte über zwei Jahrzehnte der naturwissen¬schaftliche Beweis für die Auferweckung von Jesus Christus aus dem Jerusalemer Grab nicht erbracht und der christliche Glaube in unserer Zeit nicht erneuert werden!!
Im Anschluss an die eben erwähnten Radiocarbonalter von drei Gegenständen, die im Jerusalemer Grab durch die dortigen Neutronenflüsse ebenfalls »verjüngt« wurden und damit meine Entstehungstheorie über die Ursache der abnormen Radiocarbonana¬lysen von 1988 hervorragend bestätigen, erlaube ich mir noch vier Bemerkungen:
1. Bemerkung: Die beschriebenen Radiocarbonanalysen von den Gegenständen, die von der Kreuzigung Jesu Christi stammen und ebenfalls im Jerusalemer Grab unterge¬bracht wurden, bestätigen den damaligen Neutronenfluss und können jetzt wenigstens den gläubigen Christen eine neue Sicherheit verleihen für die Grundlagen der christli¬chen Religion, besonders auch von der wirklichen, historischen Auferweckung Jesu Christi. Aber es warten noch viele, die den christlichen Glauben nicht mit dem kosmi¬schen Weltbild verbinden können, ferner sogar nicht-christliche Völker auf den Erlöser der Menschen. Diese Menschen wird man wohl erst durch erneute Radiocarbonanolysen erreichen können, wenn in der Nähe des Körperbildes Radiocarbonalter erhalten werden, die in der Zukunft liegen und deswegen nicht auf der Erde existieren können. Dann würde sich Jesus Christus mit Seinem Grabtuch, das heute noch Neutronen Seines irdischen Leibes enthält, als der »gute Hirt Welt zeigen (Ez 34,16):
»Die verlorenen gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist«
2. Bemerkung: Es ist möglich, dass die Aussagen des »naturwissenschaftlichen Evan¬geliums« im Grabtuch Jesu für heutige Menschen mit ihren Kenntnissen von der Größe des Kosmos und der Kleinheit der materiellen Bestandteile Schwierigkeiten bereiten. Das gilt besonders auch für Theologen. Aus den eben erwähnten, einwandfreien Analysen ist zu folgern, dass sich im Jerusalemer Grab eine »Singularität« zugetragen hat.
Anhang B II
Dorn, Physik, Mittelstufe, Oberstufe, Verlag Schroedel, Hannover
Seifenblasen unter der Lupe
Warum schillern sie?
Wird Seifenlauge zu einer dünnen Lamelle gezogen, so bilden sich zwei Oberflächen (bimolelkulare Tensidschicht).Trifft Licht auf diese Oberfläche wird es reflektiert
Zurückgeworfen werden dabei zwei Strahlen (a + b), wobei das Licht des Strahls b, der an der Innenseite der Seifenhaut reflektiert wind einen sehr wenig längeren Weg zum Auge des Betrachters zurücklegt. Der "längere Strahl" schwingt so mit anderer Frequenz (= 1/Wellenlänge) als der kürzere. Aufgund diese unterschiedlichen Wellenlängen sehen wir eine Farbe.
Die Lamelle der Seifenblase ist nicht rundherum perfekt aus einem Tensidmolekül neben tkm anderen aufgebaut. Es gibt Anhäufungen und Stellen geringerer Konzentration. Dadach ist einerseits die Differenz der an oberer und untere Lamellenschicht gebrochen und reflektierten Lichtstrahlen an verschiedenen Stellen der Seifenhaut unterschiedlich, und andererseits die Seifenhaut stände in Bewegung, um den Konzentrationsunterscheid auszugleichen.
So entsteht das Schillern.
Ist die Haut der Seifenblase en einer Stelle allerdings 'dicker" als 1/1000 mm erscheint die Seifenblase durchsichtig.
Dies liegt daran, dass sich das reflektierte Licht zweier dicht nebeneinander teuf die Seifenhaut auftreffenden Strahlen Oberlagen und sich so die Farben gegenseitig aufheben.
Interferenzen an parallelen oder keilförmigen Schichten
Christian Gerthsen, Physik. Ein Lehrbuch zum Gebrauch
neben Vorlesungen. Berlin 1956 (S. 381-383)
20.13. Interferenzen an parallelen oder keilförmigen Schichten
20.132. Farben dünner Plättchen. Dünne Schichten (Seifenblasen, Ölschichten auf Wasser, Luftschichten in Sprüngen von Glas usw.) können im reflektierten oder durchtretenden weißen Licht lebhafte, glänzende Farben zeigen. Das rührt daher, dass die an den Grenzflächen reflektierten Wellen je nach der Größe des Einfallswinkels und der Dicke der Schicht solche Gangunterschiede erleiden, dass einige im weißen Licht enthaltene Farben nach dem Durchtritt bzw. der Reflexion sich auslöschen, andere sich verstärken.
Fällt weißes Licht auf die Schicht, so werden aus dem Spektrum die Farben, deren Wellenlängen diesen Bedingungen genügen, bevorzugt reflektiert bzw. ausgelöscht. Farben, deren Wellenlänge nur wenig von derjenigen verschieden ist, für welche die Auslöschung eintritt, werden geschwächt. Die Überlagerung der durch die Interferenz in ihrer Intensität veränderten Wellen gibt dann Mischfarben, welche wir als Farben dünner Plättchen bezeichnen. Man kann aus ihnen mit guter Näherung Schichtdicken von 20 m p bis zu etwa 1000 m p schätzen ... (mathematische Berechnungen) ...
Auf diese Interferenzen sind auch die Farben dünner Blättchen im durchfallenden Licht zurückzuführen. Sie sind viel weniger leuchtend als die Farben im reflektierten Licht, weil infolge der zweimaligen Reflexion die Intensität des überlagerten Lichtes nur einen sehr kleinen Bruchteil des direkt durchtretenden weißen Lichtes beträgt.
Bei eingehender Behandlung muss berücksichtigt werden, dass sowohl bei den Interferenzerscheinungen im reflektierten, als im durchgehenden Licht innerhalb der Schicht nicht nur eine oder zwei, sondern sehr viele Reflexionen, so genannte Zickzackreflexionen, stattfinden, die jedesmal mit einem Austritt eines Bruchteils des noch vorhandenen Lichts verbunden sind.
Das Zerlegen des weißen Lichtes
1. Das Entstehen des kontinuierlichen Spektrums
Bisher sind bei unseren optischen Versuchen Farben selten aufgetreten, z.B. als farbige Ränder des durch ein Prisma abgelenkten Lichtbündels.
V 51: Wir beginnen daher nach Abb. 206.1 nochmals mit diesem Versuch und bilden den senkrecht stehenden geraden Glühfaden einer Glühlampe mit Hilfe einer Linse auf einem einige Meter entfernten Schirm ab. Eine rote Glasscheibe, die wir in den Strahlengang des weißen Lichtes halten und die nur rotes Licht durchläßt, läßt das Bild des
Glühfadens rot aussehen. Jetzt schieben wir dicht hinter der Linse ein Prisma in den Weg des Lichtes (brechende Kante parallel zum Glühfaden). Die Strahlen worden gebrochen, und das rote Bild wird zur Basis hin abgelenkt. Ersetzen wir die rote Glasscheibe durch eine gelbe, so sehen wir ein gelbes Bild, das aber etwas stärker als das rote abgelenkt wird. So können wir mit verschiedenfarbigen Gläsern die entsprechenden farbigen Bilder erzeugen. Lassen wir alle Farbengläser weg, so sehen wir nicht etwa ein einziges Bild des Glühfadens, sondern viele farbige, dicht nebeneinander liegende Bilder. Sie bilden ein zusammenhängendes Farbenband, ein Spektrum (spicere, lat.; schauen).
Man sprichtFarbenzerlegungzerlegung des weißen Lichtes (Kepler-Newto n sch er Versuch). Dabei werden die einzelnen farbigen Lichter verschieden stark gebrochen, Rot am wenigsten, Violett am stärksten.
Man hebt 6 Spektralfarben namentlich hervor: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Doch sehen wir weit mehr (etwa 140) Farbtöne.
Ein ganz entsprechendes Spektrum liefert das Licht glühender fester oder flüssiger Körper. Auch das Sonnenlicht kann in ein kontinuierliches Spektrum zerlegt werden. Deshalb entstehen z.B. Farben, wenn die Sonne auf geschliffene Glasschalen, Weingläser u. dgl. scheint.
In der Natur erleben wir einen großen Versuch der Farbenzerlegung des Sonnenlichtes, den Regenbogen.
Das Licht glühender fester oder flüssiger Körper wird beim Durchgang durch rin Prisma zerlegt und ergibt ein kontinuierliches Spektrum.
207.1 Wenn weißes Sonnenlicht auf eine Regenwand fällt, entsteht durch die Brechnung in den unzähligen Wasstertropfen eine Farbzerlegung. Das Auge empfängt nach der Berechnung und Totalreflexion die farbigen Lichtstrahlen aus bestimmten Richtungen und sieht den Haupt- und Nebenregenbogen. |
Johannes Kepler (1571 bis 1630) beschreibt den Versuch zur Farbenzerlegung 1611 in seiner Dieefak. Isaac Newton (1643-1727) wiederholte ihn 1666, ging aber in systematischen Versucempfängtter und baute seine eneassende Farbenlehre auf. Er experimentierte dabei mit Sonnenlicht. Auch die folgenden Versuche sind von Ihm erdacht. |
2. Spektralreines farbiges Licht
V55: Blenden wir nach Abb 207.2 aus dem Spektrum Licht einer einzelnen Farbe aus und brechen es erneut durch ein Prismar, so tritt keine weitere Zerlegung, dieses Lichtes ein. Es handelt sich um spektratreines oder monochromatische Licht (monos, griech.: einzeln; chrorna, griech., Farbe).
Farbiges Lieht, das nicht weiter zerlegt werden kann, heilt spektatralrein.
297.2 Spektralreines Licht kann nicht weiter zerlegt werden |
Die Interferenz des Lichtes an dünnen Schichten
1. Interferenz bei einfarbigem Licht
V 14: Wir ziehen einen rechteckigen Drahtrahmen aus einer Seifenlösung hoch, so daß sich zwischen den Drähten eine dünne Seifenhaut bildet (Abb.322.1 und 2). Wenn diese mit einfarbigem Licht, z.B. von einer Natriumlampe, beleuchtet wird, sehen wir auf der Lamelle waagerechte helle
und dunkle Streif en. Beobachten wir von vorn, d.h. Im reflektierten Licht, einen hellen Streifen, so erscheint dieselbe Stelle von der Rückseite betrachtet, d.h. im durchfallenden Licht, dunkel. Entsprechend sieht eine von vorn dunkel erscheinende Stolle von hinten hell aus.
Dies erklären wir mit einer vereinfachten Überlegung an Hand von Abb. 323 1 Wenn dort Strahlen eingezeichnet sind, so geben sie uns selbstversländlich nur die Ausbreitungsrichtung und den Weg von Lichtwellen an. Fällt Licht mit parallelen Wellenflächen in Richtung 1 nahezu senkrecht auf die Oberfläche einer sehr dünnen, planparallelen, durchsichtigen Platte, so wird ein Teil in Richtung 1' reflektiert, während der Rest in Richtung 2 in die Platte eintritt. Dieser Teil spaltet sich an der unteren Grenzfläche wieder auf. Ein Teil tritt in Richtung 3 aus, der Rest wird in die Platte zurückgeworfen und bei seinem Auftreffen auf die obere Fläche erneut aufgespalten. Der eine Teil verläßt die Platte In Richtung 2', der andere wird reflektiert und verläßt die Platte in Richtung 4.
Die jeweils in der gleichen Richtung verlaufenden Lichtbündel überlagern sich und interferieren. Beschränken wir uns auf einen nahezu senkrechten Lichteinfall, so hängt die Interferenzerscheinung von der Dicke der lichtdurchlässigen Schicht ab. Die Dicke messen wir In Wellenlängen. Dabei ist zu beachten, daß sich beim Übergang des Lichtes aus Luft (oder Vakuum) in ein anderes Mittel die Wellenlänge ändert. Ist die Wellenlänge in Luft gleich λ1 so bezeichnen wir sie in dem Stoff mit λ1 = λ/n.
Die Schichtdicke d sei zunächst sehr klein gegenüber der Wellenlänge, wie es bei einem Seifenhäutchen kurz vor dem Zerreißen der Fall ist. Dann erwartet man zunächst, daß bei der Beobachtung im reflektierten Licht, da seine beiden Anteile 1' und 2' keinen Laufwegunterschied besitzen, die reflektierende Schicht hell erscheint. Betrachten wir aber den oberen Teil der Seifenhaut im Versuch kurz bevor die Lamelle abreißt, wenn demnach die Schichtdicke äußerst klein wird, dann bemerken wir dort Dunkelheit. Man muß nämlich beachten, daß das Licht bei seiner Reflexion am dichteren Mittel (das ist in diesem Fall die obere Oberfläche) einen Phasensprung von erfährt (s.§125.1!). Der Gang unterschied der beiden Wellen ist also λ/2; Berg fällt auf Tal. Den gleichen Vorgang kennen wir bereits von mechanischen Wellen bei der Reflexion am festen Ende.
Ist die Dicke d=λ1/4 so haben die Wellen in Richtung 2' den zusätzlichen Weg Δ s=2d=λ1/2 zurückgelegt, bis sie wieder auf die Wellen der Richtung 1' treffen. Dann ist ihre Phase um π verschoben, so daß beide Wellenzüge phasengleich zusammenkommen. Die Schicht erscheint im reflektierten Licht hell.
Im durchgehenden Licht tritt für den Anteil 4 zweimal Reflexion am dünneren Mittel auf. Bei der Schichtdicke d ≈ 0 besteht daher zwischen den Anteilen 3 und 4 Phasengleichheit. Es herrscht Helligkeit, was mit der Erfahrung übereinstimmt. Wenn d=λ1/4 ist, hat der Anteil 4 gegen 3 den um 2d=λ1/2 längeren Weg in der Schicht zurückgelegt.
Wegen des Phasenunterschiedes, der daraus resultiert, löschen sich die Wellen aus.
Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, wann eine dünne Schicht im reflektierten und im durchgehenden Licht hell bzw. dunkel erscheint: 21*
Die abwechselnd hellen und dunklen Streifen auf der Seifenhaut unseres Versuchs zeigen demnach an, daß die Lamelle nicht überall gleichmäßig dick Ist. Zu einem hellen Streifen gehört eine bestimmte Schichtdicke. In den beiden benachbarten hellen Streifen hat diese um λ1/2 zu- bzw. abgenommen.
Infolge der Schwere sinken die Teilchen der Seifenhaut nach unten, sie wird immer dünner. Diese Änderung der Schichtdicke erkennen wir als ein Wandern der Streifen nach unten. Sie können dabei auch Bogenturm annehmen, sog. Kurven gleicher Dicke. Sie sind den Höhenlinien einer Landkarte vergleichbar.
V 15:. Schaut man immer flacher auf solch eine Selfenhaut, so wandert das Streifensystem, denn nach Abb. 322.2 wächst der Gangunterschied trotz
gleichbleibender Schichtdicke d. Hierauf beruht der Interferenzversuch nach Pohl: Von einer dünnen, überall gleich dicken GIimmerplatte lassen wir einfarbiges Licht einer Natrium- oder Quecksilberdampflampe reflektieren und auf eine weiße Wand fallen. Dort entsteht ein sehr eindrucksvolles System heller und dunkler Ringe: Interferenzkurven gleicher Neigung.
V 10: Wir legen zwei ebene Glasplatten so aufeinander, daß sie sich an der einen Seite berühren, auf der anderen durch einen zwischengelegten Stanniolstreifen ein wenig voneinander abgehoben sind (Abb. 324.1). Im Natriumlicht sehen wir dann an dem dazwischen befindlichen Luftkeil ebenfalls Interferenzstreifen.
Haben wir Luft als optisch dünneres Mittel zwischen zwei Glasplatten, so verlegt sich im reflektierten Licht lediglich der oben betrachtete Phasensprung an die untere Fläche der Schicht. Im durchgehenden zweimal reflektierten Licht ergeben nun
zwei Phasensprünge von π.
Anhang B III
Tagebuch, Basilika des Volto Santo, 30.4.2007
Gegen 20 Uhr holte P. Emilio den Volto Santo ins Büro von P. Carmine. Es waren anwesend: Prof. Antonio Bini von der Universität Teramo und seine Frau Francesca, Fachärztin in Radiologie, Prof. Pietro Baraldi von der Universität Modena und seine Frau, P. Emilio, P. Carmine und ich.
Prof. Baraldi hatte Apparaturen zur Spektroskopie der "Farben" im Volto Santo mitgebracht und montiert, und Prof. Fanti aus Padua hatte eine Skizze angefertigt zum Volto Santo über alle Punkte, die er messen lassen wollte. Prof. Baraldi hatte nur den Auftrag, seine üblichen Messungen an Gemälden vorzunehmen und war im Übrigen nicht informiert.
Die Untersuchungen wurden mit Microscopia RAMAN und Laser Rosso durchgeführt, Geräte, die zusammen 70.000 € kosten.
Die zu untersuchenden Punkte wurden von der Seite durchgeführt, die nach dem Vergleich mit dem Grabtuch von Turin die Vorderseite, nach der Tradition in Manoppello aber die Rückseite ist. Es waren folgende Punkte:
1. die Randlinie des 2. Zahnes rechts
2. der 3. Zahn von rechts, die weiße Fläche
3. die Unterlippe in der Mitte
4. die Unterlippe, weiter rechts
5, die Unterlippe in einem anderen Punkt
6, die untere Linie des oberen linken Augenlids
7. das linke Weiß des Augapfels im linken Auge
8. die Pupille des linken Auges, Zentrum
9. die Pupille des linken Auges, etwas versetzt
10. die Pupille des rechten Auges, Zentrum
11. die Schläfe links, im roten Bereich
12. der Fleck an der Nase links
13. eine Stelle im Haarbüschel über der Stirn, links.
Alle diese Stellen wurden mehrfach geprüft, weil der Professor es nicht glauben wollte, dass nichts zu sehen war. Er langweilte sich sichtlich, denn er konnte von den Substanzen, die er kannte, keinerlei Spuren feststellen. Aber auch Kohle wurde nicht angezeigt, nichts, immer sah man nur die Kurve, wie sie für eine tierische Faser normal ist, ohne Fremdsubstanz. Er meinte, Prof. Fanti wolle sich über ihn lustig machen, lässt ihn von Modena eigens hierher führen mit Riesengepäck, und – ohne jedes positive Ergebnis! Selbst bei der tiefschwarzen Stelle in der Pupille änderte sich die Kurve nicht. Einen angegebenen Punkt in den Haaren hat er wegen der relativen Schwierigkeit, in dieser Höhe zu arbeiten, nicht gemessen. Er wollte auch nicht mehr, da er ja sowieso nichts findet, sagte er etwas frustriert.
Er hatte zwischendurch, nach den ersten zwei oder drei Messungen seine Woodlampe herausgenommen und fuhr damit über den Schleier hin: Keine Reaktion! Anderes Material leuchtete, der Schleier nicht.
Nachdem die anderen Punkte gemessen und gespeichert waren, wollte er noch mit einem digitalen Handmikroskop sehen, was Prof. Fanti denn gemeint und gesehen hatte, und wir konnten auf seinem Computer noch einmal die wunderschönen Aufnahmen des leeren Gewebes sehen, die glänzenden Byssusfäden, und wir sahen auch die schwarzen Pupillen und die roten Stellen im Gesicht: An der Oberlippe, an der Schläfe etc. sind wirklich rot leuchtende Punkte auf den Fäden. Das Raminmikroskop aber hatte nichts angezeigt, sondern dem Schleier eine vollkommene Leere (von Farbpartikeln) bescheinigt. Der Prof. wiederholte immer nur ganz fassungslos: Mysterium! Mysterium!
Ich erinnerte mich an einen anderen Abend im selben Büro von P. Carmine, als der Fotograf Cati seine Infrarotfotos vorstellte und erklärte: Das Institut in Rom habe angegeben, es handele sich bei dem Bild um eine einzige Substanz, das Bild sei vollkommen uniform, wie aus einem Guss und einem Material. Hier wurde dieses Ergebnis nun mit anderen Messungen bestätigt. Das Bild sitzt sozusagen substanzlos im Tuch des Schleiergewebes.
Während sich die Medien überstürzen, die Nachricht vom zerstörten Mythos des Schleiers als "nicht von Menschenhand gemacht" in Windeseile zu verbreiten, sehen wir von der Wissenschaft bestätigt, dass keine von den im Schleier sichtbaren Farben als Pigmente interpretiert werden dürfen. Es handelt sich um ein anderes, bisher nicht geklärtes Phänomen.
Sr. Blandina Schlömer
Anhang B IV
Die Untersuchung von Prof. Baraldi finden Sie auf dieser Website unter folgendem Link: https://antlitz-christi.de/forschung/forschung/untersuchung-des-volto-santo-von-manoppello-mit-dem-raman-mikroskop.html
Anhang B V
Mikroskopische Untersuchung eines originalen Muschelseidenfadens vom Schleierbild von Manoppello vom 23. April 2007 (Tagebucheintrag Blandina Schlömer)
Untersuchungen an Byssusfäden (unterzeichnet von Blandina Paschalis Schlömer)
Tagebuch - Eremo Santa Maria - Manoppello, 23. April 2007
Aus unerklärlichen Gründen nahm ich heute schließlich die Materialprobe vom Rahmen des Volto Santo in die Hand, öffnete das kleine Probedöschen und begann mit der mikroskopischen Untersuchung jenes Fadens, den ich mit Erlaubnis von P. Carmine am Karfreitagabend vom Reliquiar des Volto Santo, genauer vom inneren Holzrahmen, hatte entfernen dürfen. Wegen der weißen Farbe, des etwas -widerborstigen- Aussehens und der scheinbaren «Härte» dachten wir immer, es handele sich um Material, das zur Fixierung verwendet wurde und nichts mit dem Schleiergewebe zu tun hat. Ich hatte dem kleinen Probedöschen, das ich auf meinem Mikroskop abgestellt hatte, seitdem keine weitere Beachtung geschenkt. Irgendwann einmal wollte ich es mir in Ruhe ansehen. Warum ich es heute auf einmal in die Hand nehmen und untersu-chen musste, obwohl ich diesen Tag für den Beginn der Ikone des hl. Erzengel Michaels vorgesehen hatte, weiß ich wirklich nicht. Ich fand mich einfach über dem Mikroskop sitzend vor - und sollte es für den Rest des Tages bleiben.
Inzwischen sind Zeichnungen entstanden, einige vergebliche Telefonate ausgeführt, viele Gedanken hin und her erwogen. Der Tag besorgte mir die gleiche Aufregung wie jener Abend des 18. Juli 2004, als ich zum ersten Mal Muschelfäden studierte und der Verdacht sich erhärtete, dass das Material des Schleiers aus ähnlicher Substanz sein musste. Heute hatte ich nun tatsächlich einige Fasern vom Reliquiar des Volto Santo unter dem Mikroskop. Ich konnte es nicht so recht glauben. Täuschten mich meine Augen nicht? Ich nahm mir vor, langsam und immer wieder die Fasern
durchzugehen. Es bestätigte sich immer wieder: Unter den Augen hatte ich durchsichtige, schlauchartige, abgeflachte Fäden mit glänzender Oberfläche und wulstigem Rand, wie Schläuche, aus denen die Luft verschwunden ist! Ich dachte, es sieht wahrhaftig aus wie Byssus!
Nächster Arbeitsgang war dann der Vergleich mit dem mir zur Verfügung stehenden Byssusmaterial. Zum Glück hatte ich da einiges zur Hand, da Frau Chiara Vigo, die einzige noch im Handwerk arbeitende Byssusweberin und -meisterin, mir Proben aus verschie-denen Epochen hiergelassen hatte:
1.von San Antioco aus jüngster Zeit, um 2000 herum;
2.aus Taranto vom Jahre 1840;
3.von einer Mumie aus San Antioco aus dem ersten Jahrtau-send vor Christus.
Das Ergebnis: Alle drei Proben zeigten dasselbe Bild: abgeflachte durchsichtige «Schläuche» mit glatter, glänzender Oberfläche und kristallförmigen Ablagerungen entlang den Fasern, über die ganze Oberfläche hin. Einziger Unterschied: Bei der jüngsten Probe aus der Zeit nach 2000 waren nur wenige Fasern -ausgebeutelt-, flach, die Mehrzahl zeigte sich prall, rundlich, aber ich fand Stellen, die durchaus dem Bild des älteren Byssus entsprachen, wenigstens im Ansatz.
Nachdem ich mich also auf diese Weise in das Aussehen des Byssus neu eingesehen hatte, begann ich immer im Wechsel Byssusfasern und Volto Santo Fasern zu betrachten. Und ich bedauerte, dass ich keine Digitalkamera besitze, um diese Bilder aufnehmen zu können.
So fing ich, wie bei der Ikone vor 30 Jahren, die ich unbedingt für mich haben wollte, mit dem Zeichnen an. Wenigstens auf die-se Weise möchte ich das Ereignis des Tages festhalten. Ich nehme diese Zeichnungen mit in den Bericht auf.
Zu Abbildung 1:
Einzelfaser vom Faden des Volto Santo, der aus dem Holzrahmen des Reliquiars herausragte (entnommen am 06. April 2007, Kar-freitag); durchsichtiger, abgeflachter, schlauchartiger Faden mit glänzenden, wulstigen Rändern und kleiner, körniger, kristallartiger Substanz auf der ganzen Oberfläche.
Zu Abbildung 2:
Verschiedene Fasern am oberen Knick des Fadens: Es bietet sich auch hier das gleiche Bild. Die Fasern erscheinen wie transparente, -luftentleerte- Schläuche, die an den wulstigen Rändern eigentüm-lich glänzen und von Kleinstkristallen übersät sind. Handelt es sich hier um das Salz, das auf seine Herkunft aus dem Meer hinweist?
Zu Abbildung 3:
Fasern einer Mumie aus San Antiocho aus dem 1. Jahrhundert vor Christus: Die Fasern dieser Probe zeigen sich bedeutend dicker, haben aber gleiche Struktur, nämlich die eines abgeflachten z.T. silber- bis goldglänzenden, durchsichtigen Schlauches, der mit Kleinstkristallen übersät ist.
Zu Abbildung 4:
Byssusfasern aus dem Jahre 1840, Universität Bari bzw. aus der Region um Taranto: sehr ähnliches Bild wie beim Volto Santo Faden, nur erheblich weniger Kristalle.
Zu Abbildung 5:
Fasern einer Probe nach dem Jahr 2000: Diese Fasern scheinen "jung" im Verhältnis zu den anderen Proben; die Fasern sind wie prall, rundlich, goldglänzend oder auch silbrig weißlich, mit wenigen bereits abgeflachten Abschnitten. Diese wenigen aber zeigen deutlich, dass es sich um das gleiche Material handelt. Es sind durchsichtige -Schläuche- und auch hier fehlen die Kristalle nicht.
Schlussfolgerung:
Auf Grund dieser heutigen Beobachtungen glaube ich sagen zu dürfen, dass der vom Holzrahmen des Volto Santo entnommene Faden nichts anderes ist als Meeresbyssus, und zwar sehr alter. Herr Dr. Seltner, Dermatologe aus Österreich, der ebenfalls diese Vergleichsproben mit einem Auflichtmikroskop untersucht hat, sprach am Telefon von einer möglichen Alterung des Byssus, die höchstwahrscheinlich eine Altersbestimmung zulasse, es bedürfe nur noch einiger anderer Vergleichsproben, z.B. aus dem XV. oder XVI. Jahrhundert. Nach meinen heutigen Beobachtungen meine ich, diese -Alterung- in den untersuchten Byssusfasern ebenfalls erkennen zu können, und ich erkenne auch, dass der Faden vom Reliquiar des Volto Santo zu einer sehr alten Variante gehören muss auf Grund der deutlichen Abflachung der Fasern. Ich hoffe nun, dass eine redliche Weise der Untersuchung gefunden wird, verlässliche Institute, die das Material prüfen.
Vielleicht ist es jetzt die Stunde des BAM in Berlin; außerdem sollte ein Institut in Rom gefunden werden, und eventuell auch jenes in Turin, für das Piero Vercelli Kontaktperson sein könnte, den ich heute schon gesprochen habe. Er machte diesen Vorschlag. Am liebsten wäre mir ein Termin, bei dem ich selbst dabei sein könnte und die Probe nicht aus der Hand zu geben brauchte, nur während der Untersuchung und der Fotoaufnahmen. Man könnte aber auch einige Fasern der jeweiligen Proben nummeriert, ohne Angabe der Herkunft, auf Objektträgern fixiert, an drei verschiedene Institute geben mit dem Auftrag, Auflichtmikroskopie und Dokumentation durchzuführen. Dann könnte man nachher vergleichen.
Ich kann nicht anders als heute, am monatlichen P. Pio Gedenk-tag, dem 23. des Monats April, für diese besondere Fügung und Entdeckung Gott, unserem Herrn, zu danken, der sicher unter Mitwirkung seines Dieners meine Hände lenkte und mich diese für mich schon etwas aufregende Entdeckung machen ließ. Ich war sehr beschämt und dachte immerzu: Ich Blinde und Taube muss hier diese unglaublichen Dinge sehen, ich hier ganz alleine! P. Carmine wollte es nicht sehen, er hatte keine Zeit zu kommen, sagte er gegen 20 Uhr. Ich hatte um halb drei angerufen. Nun ja, es interessiert halt nicht besonders.
Ich aber sage: Danke, Herr, danke!
Paul (Badde), den ich um 18 Uhr anrief, meinte: Der Bischof muss es wissen! Und versprach, eine Mail zu schicken. Das ist der offizielle Stand heute Abend, 23. April 2007, um 22.25 Uhr.
Jesus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme Dich meiner! Und Dein Name sei gepriesen in Ewigkeit!
Blandina Paschalis Schlömer
Literaturverzeichnis
Liberato De Caro, Emilio Matricciani, Guilio Fanti in HERITAGE
A I Bildanalyse und digitale Restaurierung des Schleiers von Manoppello A II dasselbe Teil II
A III Ein Vergleich zwischen dem Gesicht des Schleiers von Manoppello und dem Gesicht des Turiner Grabtuchs
1. Helmut Pflüger, Zwei Grabtücher, Unbestechliche Zeugen der Auferstehung Christi, Fe- Medienverlag D88353 Kisslegg 2020
2. Maria Gracia Siliato, Und das Grabtuch ist doch echt, übersetzt aus dem Italienischen von Dr. Michael Pichler, Pattloch Verlag München 1998
3. Jan Wilson, The Blood and the Shroud, London 1998, deutsch: Das Turiner Grabtuch, die Wahrheit, Goldmann, München 1999, S.127-139
4. John Jackson, Eric J. Jumper, R.Mottern, Kenneth E. Stevenson, The Three Dimensional Image of Jesus‘ Burial Chloth, in: Proceedings of the 1977 United States Conference of research on the Shroud of Turin, Albuquerque 1977, Holy Shroud Guild, New York 1977 pp 74-94
5. Jan S. Jaworski and Giulio Fanti, 3-D Processing to Evidence Characteristics Represented in Manoppello Veil, https://it.scribd.com › document › 104346846 › (2005?)
6. John Jackson in: Shroud spectrum International 32/33, September/Dezember 1989
7. Wolfgang Waldstein, Neueste Erkenntnisse über das Turiner Grabtuch, Christiana Verlag Stein am Rhein ²2000 Seite 64
8. Oswald Scheuermann, Turiner Tuchbild aufgestrahlt, Nachweisversuch, VDM Verlag Dr.Müller, Saarbrücken 2008
9. Blandina Schlömer, Jesus Christus, Lamm und schöner Hirt, Johannes Wiemann Verlag Nürnberg 2015
10. Paul Badde, Das Göttliche Gesicht, Pattloch Verlag München 2006
11. Saverio Gaeta, L‘Altra Sindone, Milano 2005
12. Eberhard Lindner, Das Turiner Grabtuch und die Auferstehung, Karlsruhe 5. Auflage 2011, vergriffen, deshalb in wesentlichen Auszügen hier in den Text integriert.