Bebilderte Geschichte der Grabtücher

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Nach dem Zeugnis aller vier Evangelien wurde Jesus beim Begräbnis in ein Leinentuch gewickelt und in ein Felsengrab gelegt. Markus schreibt dazu: "Josef (von Arimathäa) kaufte ein Leinentuch (sindonem), nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war" (Mk 15, 46).

Matthäus schreibt: "Josef nahm ihn (den Leichnam) und hüllte ihn in ein reines Leinentuch (sindone munda)…" (Mt 27, 59). Lukas berichtet: "Und er (Josef von Arimathäa) nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch (sindonem) und legte ihn in ein Felsengrab…" (Lk23, 53). Und Johannes bezeugt: "Sie (Josef von Arimathäa und Nikodemus) nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden (linteis), zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist…Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei" (Jo 19, 40f).

Über die Auffindung der Grabtücher sagen Markus (Mk 16, 1– 8) und Matthäus (Mt 28, 1 – 8) nichts, obwohl der Engel die Frauen auf die Stelle hinwies, wo man den Leichnam Jesu hingelegt hatte.
Lukas dagegen schreibt: "Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden (linteamina) dort liegen"(Lk 24. 12). Während er hier von Leinenbinden spricht, erwähnt er beim Begräbnis nur "ein Leinentuch" (sindone). Er wusste also auch, dass es neben dem Leinentuch (sindone) noch Leinenbinden (linteamina) gab, maß aber denen wenig Bedeutung zu. Johannes aber, der als Augenzeuge sowohl beim Begräbnis wie bei der Auffindung der Grabtücher dabei war, schreibt: "Er (Johannes) beugte sich vor und sah die Leinenbinden (linteamina) liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden (linteamina) liegen und das Schweißtuch (sudarium), das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle" (Jo 20, 5ff). Er sah also Leinenbinden (wohl einschließlich Grabtuch) und das Schweißtuch (sudarium). Zusammenfassend kann man feststellen, dass es nach den Zeugnissen der Evangelien im leeren Grab das Schweißtuch (sudarium), das Grabtuch (sindone) und Leinenbinden (linteamina) gab.
Die Frage erhebt sich nun: Welche der noch vorhandenen Grabtücher sind mit denen identisch?
Das Turiner Grabtuch dürfte wohl jenes Leinentuch ("sindone") sein, von dem Markus, Matthäus und Lukas sprechen. Es wurde um 540 in der Stadtmauer von Edessa gefunden, 944 von dort nach Konstantinopel gebracht und befindet sich jetzt im Dom von Turin. Es war 3x gefaltet, so dass man nur das Haupt sah (s. Bild Nr. 3). Für Johannes mag dieses Grabtuch in den Leinenbinden (linteamina) mit enthalten sein. Doch warum spricht er in der Mehrzahl von Leinenbinden wie auch Lukas (Lk 24, 12)? Offenbar wurden beim Begräbnis Jesu nicht nur jenes große, über 4 m lange Grabtuch benutzt, sondern auch weitere Leinentücher. Sie dienten wahrscheinlich zum Reinigen des Leichnams Jesu und zum Abtupfen des Blutes.

Ein weiteres Grabtuch von den sog. "Leinenbinden" dürfte vermutlich das heutige Schweißtuch von Oviedo sein (s. Bild Nr. 5). Damit ist ein Stück Leinentuch gemeint, das seit dem XI. Jahrhundert in der Kathedrale von Oviedo (Spanien) aufbewahrt wird. Es sind darauf Schmutz und Blutspuren zu sehen. Die Blutgruppe soll mit der vom Blut auf dem Turiner Grabtuch übereinstimmen. Erstmals dokumentiert ist es im Jahre 614 durch einen Bericht des Bischofs Pelagius, wonach es nach dem Einfall der Perser im Jahre 614 in Palästina von dort nach Alexandria überführt wurde, aber schon 616 über Nordafrika nach Spanien gebracht wurde (s. Internet: Schweißtuch von Oviedo; Les Voiles de Veronique, Manoppello, et Oviedo; Das Grabtuch von Turin – eine wahre Reliquie von Jesus? von Prof. Pfeiffer S. 73ff).

Zu den Grabtüchern Jesu könnte auch eine der drei Reliquien (s. Bild Nr. 6) zählen, die in der ehemaligen Klosterkirche von Kornelimünster (b. Aachen) seit 814 aufbewahrt und verehrt werden, sofern sie echt sind. Nach der Tradition soll sie Kaiser Ludwig der Fromme dem Gründerabt, dem hl. Benedikt von Aniane (+ 11. 2. 821), geschenkt haben. Neben dem Schürztuch, mit dem Jesus sich zur Fußwaschung der Jünger beim letzten Abendmahl gegürtet haben soll, und dem Schweißtuch wird auch ein Grabtuch gezeigt, auf dem der Leichnam Jesu im Grab gebettet war. Über die Echtheit dieser Reliquien kann z. Z. nichts gesagt werden, da sie wissenschaftlich noch nicht untersucht wurden (s. Internet: Benediktinerabtei Kornelimünster – Spirituelles). Sicher nicht echt dürfte das sog. Schweißtuch von Kornelimünster sein. Denn das Schweißtuch der Bibel ist der Volto Santo von Manoppello (s. Bild Nr. 7). Er wurde mit dem Grabtuch zusammen in Edessa aufgefunden, kam 574 nach Konstantinopel, von dort um 700 auf geheimen Wegen nach Rom und wird seit 1646 in der Klosterkirche von Manoppello aufbewahrt.

 

Er ist mit dem Turiner Grabtuch die kostbarste Reliquie, weil darauf das Antlitz Jesu abgebildet ist. Es ist ein durchsichtiges Muschelseidentuch, das nicht bemalt werden kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass keine Farbe darauf ist. Es kann also nicht "von Menschenhand gemacht" ("acheiropoieton") sein, wie es seit seiner Auffindung um 540 in Edessa bezeichnet wird. Seitdem wird es ununterbrochen als authentisches "wahres Antlitz" ("vera ikon") Christi bezeichnet und verehrt. Sehr bald hat man nach diesem Urbild Christusbilder (Mandylion) gemalt. Die Ikonen, die man nach genauem Modell davon malte, nannte man auch "Acheiropoieton". Den Text (Joh 20, 5ff) über die Auffindung dieses Schweißtuches im Johannesevangelium übersetzte Prof. Pfeiffer so: " Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein und nimmt die liegenden Leintücher wahr und das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gewesen war. Dies lag nicht zusammen mit den Tüchern (flach), sondern blieb gesondert, einhüllend, (und zwar) an einer Stelle (so wie es vorher gewesen ist)" (Bulst/Pfeiffer, Das Turiner Grabtuch, S. 78).

Mit dem Wort "einhüllend" ist gemeint, dass es nicht zusammengefallen war. Dies wird bestätigt durch die Seherin Therese von Konnersreuth, die jenes Ereignis der Auffindung visionär schaute und sagt: "Petrus berührt die Tücher und überzeugt sich, dass sie leer seien. Sie liegen so da, wie wenn etwas herausgekrochen wäre, nicht durcheinander gebracht, nicht zusammengeklebt, aber zusammengefallen; nur das Tuch, mit dem der Kopf eingebunden gewesen war, liegt gesondert. Petrus nimmt die Tücher an sich und steckt sie unter seinen Mantel..." (J. Steiner, Visionen der Therese Neumann I, S. 263).

90 n. Chr.Evangelium nach Johannes (Joh 20, 5ff) zur Auffindung

"Er (Johannes) beugte sich vor und sah die Leinenbinden (linteamina) liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden (linteamina) liegen und das Schweißtuch (sudarium), das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle" (ökum. Übersetzung)
Übersetzung nach H. Pfeiffer: " Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein und nimmt die liegenden Leintücher wahr und das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gewesen war. Dies lag nicht zusammen mit den Tüchern (flach), sondern blieb gesondert, einhüllend, (und zwar) an einer Stelle (so wie es vorher gewesen ist)" (Bulst/Pfeiffer, Das Turiner Grabtuch und das Christusbild).

Anmerkung: Johannes erwähnt Leinenbinden und Schweißtuch, die Petrus im leeren Grab fand, obwohl er bei der Beisetzung nur von Leinenbinden spricht (vgl. Joh 19, 40). Die genaue Benennung scheint den Evangelisten nicht entscheidend zu sein. Deshalb ist die beiläufige Erwähnung des Schweißtuches, das auf dem Kopf gelegen hatte, historisch glaubwürdig.

5. Jh. Nikodemusevangelium (Pilatusakten) 5. Jahrhundert

Nikodemus berichtet den "Synagogenvorstehern, Priestern und Leviten" von seiner Befreiung aus dem Gefängnis, in das sie ihn gesteckt hatten, und von der Erscheinung des Auferstandenen: "Und ich sprach zu ihm: Wer bist du Herr, Herr? Er erwiderte: Ich bin Jesus, dessen Leichnam du von Pilatus erbeten, den du in reine Leinwand gewickelt, auf dessen Antlitz du ein Schweißtuch gelegt und den du in deinem neuen Felsengrab beigesetzt hast. Und dann hast du noch einen großen Stein vor den Eingang des Grabes gewälzt. Da forderte ich den Redenden auf: Zeig mir den Ort, wo ich dich hingelegt habe! Da trug er mich weg und zeigte mir den Ort, wo ich ihn hingelegt hatte. Und das linnene Tuch lag dort und das Schweißtuch, das sein Antlitz bedeckt hatte. Da erkannte ich, dass es Jesus war...".

Quelle: http://12koerbe.de/

Bild: Nr. 01 Bild: Nr. 02 Bild: Nr. 03 Bild: Nr. 04 Bild: Nr. 05 Bild: Nr. 06 Bild: Nr. 07
Volto Santo die Grabtücher Jesu_3
Volto Santo die Grabtücher Jesu_7
Volto Santo die Grabtücher Jesu_5
Volto Santo die Grabtücher Jesu_2
Die Grabtücher Jesu_6
Volto Santo die Grabtücher Jesu_6
Volto Santo die Grabtücher Jesu_1
Grablegung Jesu Frauen am Grab Grabtuch in Edessa Turiner Grabtuch
links:Foto
rechts:Fotonegativ
Schweißtuch von Oviedo Reliquien in Kornelimünster Volto Santo von Manoppello

Verfasser: Pfarrer Josef Läufer

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