Wichtige Quellen zum Volto Santo

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Wichtige Quellen zum Volto Santo und Grabtuch von Turin chronologisch zusammengestellt

Inhalt

I.

Begriffsklärung

II.

Dokumente über das Schweißtuch und Grabtuch Jesu

III.

Vermutliche Chronologie zum Schweißtuch Jesu (Volto Santo)

IV.

Anhang: Aussagen von Seherinnen zu den Grabtüchern Jesu

V.

Vermutliche Geschichte des Schweißtuches der Veronika


Das Bild

zeigt den Volto Santo von Manoppello in der Monstranz, wie ihn jeder in der Klosterkirche von Manoppello von nahe betrachten kann. Er ist kein Gemälde aus Farbe, sondern auf einem dünnen Muschelseidentuch abgedruckt. Wie das Antlitz darauf entstand, ist bis heute ungeklärt. Es gilt seit dem 6. Jahrhundert als "nicht von Menschenhand gemacht". Es ist durchsichtig und erscheint von der Rückseite im Spiegelbild wie ein Dia ( siehe Bild der Umschlagseite). Den Unterschied erkennt man u. a. an dem dunklen Fleck auf der Nase, dem Blick der Augen usw.

Einleitung

In der vorliegenden Schrift will ich die wichtigsten schriftlichen Quellen zum Schweißtuch und Grabtuch Jesu – heute Volto Santo von Manoppello und Grabtuch von Turin - chronologisch zusammengestellt dem interessierten Leser zugänglich machen. So kann sich jeder sein eigenes Urteil bilden über die Frage: Ist dieses Gesicht das "wahre Antlitz" Jesu, das er uns auf wunderbare Weise auf dem Schweißtuch im Grab hinterlassen hat?
Da es oft zwischen den einzelnen Tuchreliquien Jesu Verwechslungen und Unklarheiten gibt, will ich mit der anschließenden Begriffsklärung zunächst helfen, die entsprechenden Quellen richtig zuordnen zu können. Es gibt von diesen Tuchreliquien, die an Jesus erinnern, folgende:

I. Begriffsklärung

 

1. Das "Schweißtuch Jesu"

(Sudarium, Volto Santo von Manoppello) vgl. Joh. 20, 5ff

Anmerkung: Damit ist jenes kleine dünne Tuch gemeint, das Petrus und Johannes am Ostermorgen im leeren Grab fanden und auf dem das Antlitz Jesu abgebildet ist. Es wird heute in der Klosterkirche von Manoppello (Italien) aufbewahrt. Dazu werden in dieser Schrift die entsprechenden Dokumente chronologisch zusammengestellt.

2. Das "Grabtuch Jesu"

(Sindone, Turiner Grabtuch)

Anmerkung: Damit ist jenes große Leinentuch gemeint, in das man beim Begräbnis den Leichnam Jesu einhüllte und auf dem die ganze Gestalt des Leichnams Jesu im Negativ abgebildet ist. Dieses Tuch wird heute im Dom von Turin aufbewahrt (vgl. Pfeiffer S. 16ff). Dazu gibt es im Internet mehrere Dokumentationen, vor allem unter "Grabtuch: Geschichte " Weil das Gesicht auf dem Grabtuch und auf dem Schweißtuch deckungsgleich sind, also zwei verschiedene Bilder vom Gesicht Jesu sind und so zusammengehören, gibt es in der vorliegenden Dokumentation viele Berührungspunkte.
http://arbeitskreis-katholischer-glaube.com/

3. Die "Leinenbinden",

mit denen man den Leichnam Jesu umwickelte (Lk. 24, 12)

Anmerkung: Damit sind jene Leinenbinden gemeint, mit denen man den Leichnam Jesu umwickelte und die man neben dem Schweißtuch und Grabtuch am Ostermorgen im leeren Grab fand (Lk. 24, 12, vgl. dazu auch die Zeugnisberichte von A. K. Emmerich, Maria Valtorta und Th. von Konnersreuth im Anhang dieser Dokumentation).

4. Das "Schweißtuch der Veronika"

Anmerkung: Damit ist jenes Tuch gemeint, das eine Frau Jesus am Kreuzweg reichte (6. Station) und auf dem sich das Antlitz Jesu abgebildet haben soll. Wo sich heute dieses Tuch befindet, ist nicht bekannt. Da man das Schweißtuch Jesu seit 1143 auch "Veronika" (vera ikon, wahres Bild Jesu) nannte, wird beides oft miteinander verwechselt. Große Künstler haben im Mittelalter das "Schweißtuch der Veronika" gemalt. Es zeigt das Haupt Christi mit Dornenkrone. Im Unterschied dazu wurde das "Schweißtuch Jesu" anfangs ohne Dornenkrone gemalt (vgl. Veronikagemälde des "Meister von Flémalle" um 1375). Näheres zum Schweißtuch der Veronika siehe Internet unter:
http://www.haefely.info/

oder "Das große Buch der Heiligen": 4. Febr.

5. Das "Schweißtuch von Oviedo" (Spanien)

Anmerkung: Damit ist ein Stück Leinentuch gemeint, das seit dem XI. Jahrhundert in der Kathedrale von Oviedo (Spanien) aufbewahrt wird. Es sind darauf Schmutz- und Blutspuren zu sehen. Die Blutgruppe soll mit der vom Turiner Grabtuch übereinstimmen. Vermutlich ist dies ein Tuch, mit dem man den Leichnam Jesu bei der Beerdigung reinigte oder das man auf den Leichnam legte. Näheres dazu siehe Internet:
http://www.kathpedia.com/
http://spiritualite-chretienne.com/
http://arbeitskreis-katholischer-glaube.com/

6. Das "Abgar-Bild"

(König Abgar V. von Edessa, 13 –50 n. Chr.)

Anmerkung: Damit ist jenes Bild vom Antlitz Jesu gemeint, das König Abgar von Edessa durch den Abgesandten Hannan (Ananias) erhalten und aufbewahrt haben soll. Wie dieses Bild aussah und wo es heute sich befindet, ist nicht bekannt. Wir wissen, dass es ein solches Bild gab durch die sog. "Abgarlegende" ( siehe Dr. Martin Illert: Die Abgarlegende).
siehe Internet: Der Briefwechsel Jesu mit Abgarus Ukkama in Edessa, 3. Brief
http://www.neuoffenbarung.de

Bestätigt wird die Existenz eines solchen Christusbildes durch A. K. Emmerich: Vision im Mai 1822.
Dieses Christusbild – sofern es existiert hat – darf aber nicht mit dem "Schweißtuch Jesu" verwechselt werden. Es ist möglich, dass König Abgar V. mit dem "Schweißtuch Jesu" etwas zu tun hatte, weil u. U. Judas Thaddäus oder Thomas es ihm brachte, wodurch er gesund wurde.

7. Das "Mandylion von Edessa"

Anmerkung: Damit sind Abbildungen vom Schweißtuch Jesu gemeint (oder auch das Grabtuch von Turin, vgl. Pfeiffer, Das echte Christusbild Bd. 2, S. 32ff). Es gibt davon eines im Vatikan und eines in Genua. Auf dessen Silberrahmen ist die Geschichte des Schweißtuches (vgl. Abgarlegende) abgebildet. Dass es schon sehr früh solche Abbildungen gab, erwähnt bereits Bischof Irenäus (+202), der aus Kleinasien stammte (vgl. Internet: http://de.wikipedia.org/).

Das von ihm erwähnte "Urbild" ist wahrscheinlich das "Schweißtuch Jesu", der heutige Volto Santo, weil das Gesicht Jesu auf dem Grabtuch erst seit der Fotographie (1898) richtig zu sehen war. Die Christusbilder ähneln seit dem 4. bzw. 6. Jahrhundert dem Gesicht Jesu auf dem "Volto Santo" von Manoppello.

8. Das "Schweißtuch von Cornelimünster" (b. Aachen)

Anmerkung: Dieses 3,5 x 6m lange Tuch aus Muschelseide hat Karl d. Gr. vom Patriarchen von Jerusalem persönlich als "Sudarium aus dem Grab des Herrn" geschenkt bekommen. Es wird im Kloster Cornelimünster bei Aachen aufbewahrt und alle 7 Jahre zur Verehrung ausgestellt.

II. Dokumente zum Schweißtuch und Grabtuch Jesu

 

Die nachfolgenden Dokumente über das Schweißtuch Jesu sind chronologisch geordnet, aber nicht historisch gewertet. Es werden hier auch die legendären Zeugnisse aufgeführt, weil ihre historische Qualität nicht immer eindeutig ist. Diese Einordnung und Gewichtung soll dem geneigten Leser überlassen bleiben. Wichtig ist zu bedenken, dass es sich beim Schweißtuch Jesu ("Volto Santo") um eine Reliquie handelt, die vorhanden ist, die jeder sehen kann, die dem wissenschaftlichen Forscher Kopfzerbrechen macht und den Gläubigen zum Staunen bringen kann. Die vorliegende Dokumentation will helfen, sich selbst eine Meinung darüber bilden zu können und im Bild Jesu das "Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Kol. 1,15) sehen zu lernen.

60 n. Chr. Evangelium nach Matthäus (Math. 27, 59) zur Beisetzung:

"Josef nahm ihn (Leichnam) und hüllte ihn in ein reines Leinentuch (sindone munda)" (vgl. Lk. 23, 53 "sindone"; bei Joh. 19, 40 "linteis", vgl. dazu Anhang 2, a – c).

Evangelium nach Lukas (Lk. 24, 12) zur Auffindung

"Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden (linteamina) dort liegen..." (vgl. dazu Anhang 3, a – c).

Anmerkung: Lukas nennt bei der Auffindung nur Leinenbinden und bringt keine Erwähnung des Grabtuches und Schweißtuches, obwohl er das Grabtuch (sindone) bei der Beisetzung erwähnt.

90 n. Chr. Evangelium nach Johannes (Joh. 20, 5ff) zur Auffindung

"Er (Johannes) beugte sich vor und sah die Leinenbinden (linteamina) liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden (linteamina) liegen und das Schweißtuch (sudarium), das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle" (ökum. Übersetzung, vgl. dazu Anhang 3, a – c). Übersetzung nach H. Pfeiffer: "Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein und nimmt die liegenden Leintücher wahr und das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gewesen war. Dies lag nicht zusammen mit den Tüchern (flach), sondern blieb gesondert, einhüllend, (und zwar) an einer Stelle (so wie es vorher gewesen ist)" (Bulst/Pfeiffer, 1991, Das Turiner Grabtuch und das Christusbild, S. 78).

Anmerkung: Johannes erwähnt Leinenbinden und Schweißtuch, die Petrus im leeren Grab fand, obwohl er bei der Beisetzung nur von Leinenbinden spricht (vgl. Joh. 19, 40). Die genaue Benennung scheint den Evangelisten nicht entscheidend zu sein. Deshalb ist die beiläufige Erwähnung des Schweißtuches, das auf dem Kopf gelegen hatte, historisch glaubwürdig.

5. Jh. Nikodemusevangelium (Pilatusakten) 5. Jahrhundert

Nikodemus berichtet den "Synagogenvorstehern, Priestern und Leviten" von seiner Befreiung aus dem Gefängnis, in das sie ihn gesteckt hatten, und von der Erscheinung des Auferstandenen: "Und ich sprach zu ihm: Wer bist du Herr, Herr? Er erwiderte: Ich bin Jesus, dessen Leichnam du von Pilatus erbeten, den du in reine Leinwand gewickelt, auf dessen Antlitz du ein Schweißtuch gelegt und den du in deinem neuen Felsengrab beigesetzt hast. Und dann hast du noch einen großen Stein vor den Eingang des Grabes gewälzt. Da forderte ich den Redenden auf: Zeig mir den Ort, wo ich dich hingelegt habe! Da trug er mich weg und zeigte mir den Ort, wo ich ihn hingelegt hatte. Und das linnene Tuch lag dort und das Schweißtuch, das sein Antlitz bedeckt hatte. Da erkannte ich, dass es Jesus war.... "
(aus: http://12koerbe.de/)

um 200 Bischof Irenäus (+ 202),

geb. in Kleinasien, spricht davon:
"...dass Christusbilder angefertigt werden und dass dies nach einem Modell geschehe, das noch zur Zeit des Pilatus in Jerusalem hergestellt worden sei" (P. Badde S. 132; vgl. dazu Internet: Christusbild S.1; Pfeiffer S.109, Anm. 11). Prof. Pfeiffer vermutet, dass dieses "Urbild" oder ein Modell davon für Christusbilder in Rom aus dem 2. Jh. Vorbild war (vgl. Pfeiffer S. 87 ff).

um 230 Thomas - Tradition

"Die Tradition behauptet, dass um 230 die Reliquien des Apostels Thomas nach Edessa gebracht worden seien. Neben diese Thomas – Tradition tritt die Legende vom wahren Bildnis Jesu, dem Mandylion, das dieser den Boten des Abgar mitgegeben haben soll"
zitiert nach Internet: Edessa – Die heilige Stadt S. 1.
www.geschichtsforum.de

325 Der Geschichtsschreiber Eusebius von Caesarea

findet im Archiv von Edessa folgende Briefe und schreibt sie in seiner Kirchengeschichte ab:
Briefwechsel zwischen König Abgar V. und Jesus
Brief des Abgarus an Jesus: "Abgarus, Fürst in Edessa, Jesu dem guten Heilande, der in dem Lande um Jerusalem erschienen ist, alles Heil! Ich habe von Dir gehört und von Deinen Gesundmachungen, wie Du sie ohne Arzneimittel und Kräuter verrichtest. Denn die Rede geht, dass Du die Blinden sehen machst, die Lahmen gehen, dass Du die Aussätzigen reinigst und die unreinen Geister austreibst und diejenigen heilst, die mit langwierigen Krankheiten kämpfen, und endlich sogar die Toten auferweckst. Nachdem ich alle diese Dinge von Dir gehört habe, so habe ich demnach bei mir selbst geschlossen, eines von beidem müsse wahr sein: entweder Du seiest Gott, vom Himmel herabgekommen – oder Du, der diese Dinge tut, seiest doch zum wenigsten ein Sohn des großen Gottes!
Ich ersuche Dich aber durch dieses Schreiben, Dich zu mir zu bemühen, um die Krankheit, die ich habe, zu heilen! Ich habe auch gehört, dass die Juden wider Dich murren und Dir Böses zufügen wollen. – Ich aber habe eine zwar kleine, aber wohlgeordnete Stadt, welche für uns beide hinreichend sein wird. Daher komme Du, mein überaus hochgeachtetster Freund Jesus, zu mir und bleibe bei mir in meiner Stadt und in meinem Land! Da sollst Du von jedermann auf Händen und im Herzen getragen sein. – Ich erwarte Dich mit der größten Sehnsucht meines Herzens! Gesandt durch meinen getreuen Knecht Brachus".
Antwortschreiben von Jesus: "Abgarus, du bist selig, weil du Mich nicht gesehen und doch geglaubt hast! Denn siehe, es steht von Mir geschrieben, dass die, welche Mich gesehen haben, nicht an Mich glauben werden, auf dass die, welche Mich nicht gesehen haben, glauben und leben mögen in Ewigkeit!
Was aber das betrifft, darum du Mir schriebst, dass Ich solle zu dir kommen, da Ich im Judenlande verfolgt werde, da sage Ich dir: Es ist nötig, dass alles das, um dessentwillen Ich gekommen bin in die Welt, an diesem Orte an Mir erfüllt werde, und dass Ich, nachdem dieses alles in der Kürze an Mir erfüllt sein wird, zu Dem aufsteigen werde, von dem Ich ausgegangen bin in Ewigkeit.
Sei aber geduldig in deiner leichten Krankheit! So Ich in den Himmel werde aufgenommen sein, da werde Ich einen Jünger zu dir senden, damit er deine Krankheit heile und dir und allen, die bei dir sind, die wahre Gesundheit gebe" (Internet: "Briefwechsel Jesu mit Abgarus Ukkama in Edessa – Jakob Lorber"; vgl. Illert S. 105 ff; vgl. Pfeiffer S. 17f zur Entstehung).
Diese Briefe erwähnen nichts von einem Bild Jesu an Abgar. Eusebius fand im Jahre 325 auch keines im Archiv vor.

384 Die spanische Pilgerin Egeria

besuchte im Jahre 384 das Grab des Apostels Thomas in Edessa. Der Bischof zeigte ihr alle Sehenswürdigkeiten der Stadt und gab ihr Abschriften der Abgarbriefe mit, die in Edessa in großen Ehren gehalten werden. Dazu schreibt sie: "Unser Gott Jesus Christus bezeugte durch den Brief, den er an König Abgar durch den Schnellläufer Ananias schickte, nachdem er gen Himmel gefahren sei, werde er Thomas nach Edessa senden. Dieser Brief wird in Edessa, wo sich das Martyrium befindet, mit großer Ehrerbietung aufbewahrt. … Denn auch später, sooft Feinde kommen und diese Stadt erobern wollten, wurde dieser Brief hervorgeholt und am Stadttor verlesen, woraufhin sofort alle Feinde auf Befehl Gottes vertrieben wurden" (Illert, S.121, 129).
Dieser Pilgerbericht erwähnt nichts von einem Bild Jesu an König Abgar.

5. Jh. Doctrina Addai (älteste Form der Abgarlegende)

"Die erste gesicherte dokumentarische syrische Erwähnung eines Bildes des lebenden Gesichts Jesu, gemalt vom Abgesandten Hannan, findet sich zum Ende des 4. Jahrhunderts in den Lehren des Addai (Doctrina Addai). Demnach soll Hannan dem König Abgar nicht nur die Botschaft Jesu, sondern auch ein Bildnis mitgebracht haben, der es dann in seinem Palast verwahrte."
(Internet: http://de.wikipedia.org/, S. 1).
Dazu heißt es: "Als Hannan, der Archivar, sah, dass Jesus so zu ihm sprach, malte er kraft seiner Befähigung als königlicher Maler das Bild Jesu mit erlesenen Farben und brachte es mit sich zu König Abgar, seinem Herrn. Dieser schaute es an, nahm es in großer Freude entgegen und stellte es in großer Pracht in einem seiner Palastgebäude auf" (Illert S. 136f).

525 Der byzantinische Historiker Prokop von Caesarea

berichtet, dass dieses Bild bei Aufräumarbeiten nach einer großen Überschwemmung in der Stadtmauer von Edessa gefunden wurde (Internet: http://de.wikipedia.org/, S. 1 Internet: Edessa – Die heilige Stadt S.2).

544 Der Geschichtsschreiber Evagrius Scholasticus

erwähnt im Jahre 594 erstmals im Zusammenhang mit der Belagerung Edessas durch die Perser im Jahre 544 ein "von Gott erschaffenes Bild" und schreibt: "Als sie keinen Rat mehr wussten, brachten sie das von Gott erschaffene Bild herbei, das nicht von Menschenhand gemacht wurde, sondern das Christus, unser Gott, dem Abgar schickte, als dieser ihn zu sehen begehrte (Illert, S. 241).
Wusste Evagrius Scholastikus (594) schon um die wunderbare Entstehung des Abgarbildes von Ananias, wie es erstmals die Thaddäusakten (um 630) berichten (Illert S. 247)? Jedenfalls hat diese Identifizierung mit jenem legendären Bild des Ananias erhebliche Verwirrung gestiftet bis heute.
Ferner schreibt Evagrius nicht, woher man damals dieses "von Gott erschaffene Bild" plötzlich hatte. Die "Narratio imagine edessena" (950) (vgl. Illert, S. 297) und die altrussische Lukaslegende (12. Jh.) (vgl. Illert, S. 326) berichten darüber ausführlich: "Und so war es im Laufe jener Nacht, da erschien dem Bischof ... eine schön gekleidete, Ehrfurcht einflößende Gestalt einer Frau, überlebensgroß, die ihm den Rat gab, das göttlich geschaffene Bild von Christus zu nehmen und mit ihm zu flehen, der Herr möge seine Wundertaten ganz kundtun. Der Bischof antwortete, er habe keine Ahnung, ob das Bild überhaupt existiere oder, wenn es so wäre, ob sie oder jemand anderes es hätte. Dann sagte die Erscheinung in Gestalt einer Frau, dass ein solches Bild verborgen an der Stelle über den Stadttoren liege in einer Weise, die sie beschrieb ... Der Bischof war überzeugt durch die Klarheit der Vision, die ihm erschien, und deshalb ging er bei Morgengrauen betend zu der Stelle, suchte sorgfältig nach und fand dieses geheiligte Bild unversehrt, und die Lampe, die über so viele Jahre nicht ausgegangen war. Auf dem Stück Ziegel, das zum Schutz vor die Lampe gestellt worden war, fand er ein weiteres Abbild des Bildes … , das zum Glück bis jetzt (944) sicher in Edessa erhalten blieb" (Internet: http://www.haefely.info/ S.2f).
Wie die Bilder aber nach Edessa kamen, ist historisch nicht geklärt. Näheres berichtet die altrussische Lukaslegende aus dem 12. Jh., die aber irrtümlicherweise das "nicht von Menschenhand gemachte Bild" auch mit dem Abgarbild identifiziert (vgl. Illert S. 325). Für die Historizität dieser beiden Bilder ist es jedoch belanglos, ob sie bereits 525 oder erst 544 gefunden wurden. Denn es gibt diese gefundenen Bilder! Sie sind keine Legende und hatten eine erhebliche Wirkungsgeschichte.

550 lässt Kaiser Justinian

nämlich für diese Bilder die Hagia Sophia in Edessa bauen (vgl. Internet: http://de.wikipedia.org/).
Zur Einweihung wurde der Hymnus "Sugitha" gedichtet. Dazu schreibt Illert: "Eine der ältesten Erwähnungen des "nicht von Händen gemachten Mandylion bietet das syrische Preisgedicht (Sukitha) auf die Kathedrale von Edessa. Wörtlich heißt es darin: "Geprägt ist der Marmor durch das Bild, das nicht von Händen (gemacht ist)" (Illert, S. 63, Anm. S. 256).

560 Kamuliana – Legende, Handschrift in syrischer Übersetzung

Dieser Text erzählt von einer jungen Heidin names Hypatia, die ermahnt wurde, den christlichen Glauben anzunehmen. Sie habe argumentiert: "Wie soll ich jenen ehren, da er nicht sichtbar ist und ich ihn nicht kenne? Nun habe sie eines Tages in einem Gartenwasserbassin bei ihrem Haus ein Schleierbild mit dem darauf befindlichen Antlitz Christi gefunden. Sie nahm es aus dem Wasser heraus, und als sie es herausnahm, ohne dass es nass war, wunderte sie sich und verhüllte es mit dem Mantel, den sie trug, indem sie es ehrte ... Und da blieb auch in dem Mantel die Gestalt von dem, was aus dem Wasser genommen war, in allen (Einzelheiten). Später habe man zu Ehren des Bildes einen Tempel erbaut!"
(Internet: http://de.wikipedia.org/ Das Volto Santo von Manoppello S. 3; vgl. Prof. H. Pfeiffer, S. 13 ff und 23).
Wann sich dies zugetragen haben soll, wird nicht gesagt. Wird hier angespielt auf die Aufräumarbeiten im Jahre 525 und auf den Bau der Hagia Sophia (550), worauf sich der Geschichtsschreiber Prokop stützt? (Näheres zum Bild von Kamulia siehe Pfeiffer, S. 22ff)

6. Jh. Die 2. Kamuliana – Legende

berichtet von einer Heidin mit Namen Bassa, die auch Aquilina genannt wurde. Sie lebte zur Zeit der Christenverfolgung des Diokletian und wollte Christin werden. In Furcht vor ihrem heidnischen Gemahl Kamulos, dem Toparchen von Kamulia, wandte sie sich im Gebet an Christus und wurde erhört. Vom Himmel her sprach Christus zu ihr, dass er … jetzt sich auch ihr präsent machen wolle.
"Sie solle dort einen reinen Tisch bereitstellen, ein reines Tuch darauf legen sowie ein unberührtes Gefäß mit Wasser bereitstellen. Sie solle dies alles in einer geschmückten Kammer – mit was geschmückt, verrät der alte Text leider nicht – vorbereiten und sich sodann vor dem Gemach zu Boden legen und die Augen bedecken. In der Nacht war es dann soweit: sie muss wohl doch zwischen den Händen hindurchgeschaut haben, denn sie sah, wie der Herr zusammen mit mysteriösen himmlischen Heerscharen erschien. Sie hörte undefinierbare Laute, die sie ... als Heilig-, Heilig-, Heilig- Rufe interpretierte, und sie sah etwas wie Flammen oder Blitze in der Kammer. Nachdem der himmlische Spuk vorbei war, fand sie in der Kammer das wunderbare Schleierbild, ... wie es heute allen gezeigt wird" (Internet: Das Volto Santo v. Manoppello S. 3).
Aquilina verbarg dies "heilige Prägebild" in einem Winkel ihres Hauses, und bevor sie starb, schrieb sie die ganze Geschichte auf und vermauerte das Bild zusammen mit der Geschichte. Gregor, dem Bischof aber, wurde das Versteck offenbart. Er fand das Bild zusammen mit einem kleinen Räuchergefäß; nach einer der Handschriften sogar zusammen mit einer noch brennenden Kerze. Gregor ließ dann das Bild nach der Metropolis Kaisereia bringen. Dies alles geschah im Ort der Kamulianer, die Entstehung und das Verbergen des Bildes unter Diokletian, die Wiederauffindung unter Theodosius dem Großen (vgl. Pfeiffer, S. 25). Wird hier angespielt auf die Auffindung der Tuchbilder 544 in Edessa?

570 Kaiser Justin II.

schenkt Papst Johannes III ein Reliquienkreuz, dessen Christusmedaillon dem Schweißtuch gleicht. Es wird heute noch im Vatikan aufbewahrt. (vgl. Resch, Das Antlitz Christi)

574 Der Geschichtsschreiber Kedrenos

schreibt zur Überführung des Schweißtuches nach Konstantinopel:
"Es kam das nicht von Menschenhand gemachte aus Kamulia, einem Flecken Kapadokiens" (Internet: "Das Volto Santo von Manoppello" S. 3).

586 Theophylaktos Simokattes

schreibt von diesem Bild:" … seit alters und bis auf unsere Zeit gilt, dass göttliche Kunst es gebildet, nicht eines Webers Hände es gewirkt noch eines Malers Paste es gefärbt hat" (Pfeiffer, S. 22).

6.Jh. Auf einem Text aus Tiflis in Georgien heißt es:

"Nach der Himmelfahrt Christi bewahrte die unbefleckte Jungfrau ein Bild, das auf oder über dem Grabtuch entstanden war. Sie hatte es aus den Händen Gottes selbst erhalten und behielt es alle Zeit bei sich, damit sie das wundersam schöne Gesicht ihres Sohnes immer betrachten konnte. Jedes Mal, wenn sie ihren Sohn zu verehren wünschte, spannte sie das Bild nach Osten hin auf und betete davor mit Blick auf ihren Sohn und erhobenen offenen Händen. Bevor die Bürde ihres Lebens schließlich von ihr genommen wurde, trugen die Apostel Maria auf einer Bahre in eine Höhle. In dieser Höhle legten sie Maria zum Sterben vor das Angesicht ihres Sohnes" (P. Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 125).

622 Georgios Pisides

schwärmte in einem Gedicht vom Schweißtuchbild: "Als anfanglos – nicht ging´s aus Kunst hervor; als unaussprechlich – ohne Pinsel wird`s gemalt".
(zit. n. Internet: Das Volto Santo von Manoppello, S. 3; vgl. Badde, S. 127; Pfeiffer, S. 22)

622 Theophylaktos Simokatta berichtet von Kaiser Herakleios:

"...und im Vertrauen auf das gottgezeichnete Urbild begann er die Kämpfe" (zit. n. Internet: "Das Volto Santo von Manoppello" S. 3; vgl. Badde.S.127;vgl. Pfeiffer. S. 22).

707 Papst Johannes VII. erbaut die Kapelle "S. Maria vom Schweißtuch"

"Was nun die Aufbewahrung und die Verehrung des heiligen Antlitzes in der vatikanischen Basilika betrifft, so beweisen die besten und glaubwürdigsten Geschichtsschreiber, dass Papst Johann VII. im Jahre 707, nachdem er der ‚seligsten Jungfrau von der Krippe’ ein Oratorium hatte errichten lassen, ... dort einen Altar zu Ehren des heiligen Schweißtuches Christi, welches man Veronika nennt aufstellen ließ und das heilige Antlitz in einem schönen und großen, mit Marmorsäulen geschmückten Tabernakel darauf aufstellte; die Kapelle selbst erhielt davon den Namen ‚Sancta Maria vom Schweißtuch’, wie wir aus einer Urkunde vom Jahre 1017 ersehen, in welcher Papst Johannes VII. ‚Geistlicher und Kaplan der heiligen Maria von der Veronika’ genannt wird"
(Internet: http://www.immaculata.ch/, S. 10).

715 Patriarch Germanos I. (715 – 730) ( siehe LThK)

"Patriarch Germanos I., so heißt es aus jener Zeit, habe das Wunderbild beim Ausbruch des Bildersturmes unter Leon dem Isaurier den Fluten des Meeres anvertraut. Wie von selbst sei es danach nach Rom geschwommen, wo Papst Gregor II. (715 – 731) es selbst aus dem Wasser geborgen habe – nachdem es zuvor die Schiffe des byzantinischen Admirals Herakleios auf ebenso wunderbare Weise geschützt hatte wie die große Stadt Konstantinopel bei der Belagerung durch die Skythen" (Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 128f).

730 Ein anonymer Pilger aus Piacenza berichtet:

"In Memphis war ein Tempel, der jetzt eine Kirche ist. Dort sahen wir ein Tuch aus Leinen, auf dem das Bild des Heilandes ist, der, wie man sagt, damals sein Gesicht damit abgewischt habe und darin sei das Ebenbild von ihm selbst geblieben, das zu allen Zeiten verehrt wird. Auch wir haben zu ihm gebetet, aber wegen des Glanzes hatten wir nicht genau darauf schauen können, weil es sich in den Augen veränderte, während man darauf schaute" (Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 129f).
Ist dies der Volto Santo von Manoppello oder das Grabtuch (Prof. Pfeiffer!) oder das Schweißtuch der Veronika? Wenn ja, wie kam es nach Memphis Ägypten und wo ist es heute?

um 730 begründet der Metropolit Andreas

von Kreta (660 – 740) die Bilderverehrung mit dem Hinweis auf "das verehrungswürdige Bild unseres Herrn Jesus Christus, das ein Abbild seiner Körperlichkeit ist" (Illert, S. 70). Er spielt hier vermutlich auf das Grabtuch an.

731 Papst Gregor II. (+ 731)

begründet in einem von ihm veranlassten Brief an Kaiser Leon die Bilderverehrung mit dem Hinweis auf "das nicht von Händen gemachte Bild Christi" (Illert, S. 70).

753 Papst Stephan II.

trägt "… ein nicht von Menschenhand gemachtes" Christusbild durch Rom, um die Langobarden aufzuhalten (Liber Pontificalis, P. Badde, S. 131).

944 Zur Überführung des Grabtuches nach Konstantinopel

heißt es: "Byzantinischer General Johannes Gurgen ("Kurkas") erobert eine Nachbarstadt von Edessa von den Sarazenen zurück und belagert Edessa. In Verhandlungen bietet Byzanz den Rückzug an gegen Herausgabe des Grabtuches. Arabischer Chronist Al Masudi: "… ein Tuch auf dem das Gesicht Christi aufgedrückt war." Der Vertrag: byzantinischer Rückzug, Friedensgarantie, Freilassung muslimischer Gefangener, 12.000 Silberdenare gegen muslimische Herausgabe des Grabtuches. Die (muslimischen) Edessener versuchten zweimal vergeblich, gefälschte Tuchkopien anstelle des Originals herauszugeben. Daraus folgt, dass die Byzantiner Kenntnis hatten, was als Merkmale des Grabtuches anzusehen sind."
(Bild und Näheres zur Überführung siehe Internet: Grabtuch: Geschichte 2 S. 3f ;vgl. Internet: Abgar – Bild – Edessabild S. 2; vgl. Internet: Abgar – Bild – Wikipedia S. 1f).
Prof. Pfeiffer meint: Der "vielleicht wichtigste Text zur Überführung des nicht von Menschenhänden gemachten Bildnisses Christi von Edessa nach Konstantinopel, (ist) die Homilie, die Gregor der Referendar 944 vor dem im kaiserlichen Palast aufgestellten Bild gehalten hat" (Pfeiffer, S. 16).

1130 Römischer Kirchenbrauch

(Museum italicum t.II,P.122)
"Dann begibt sich der Papst zu dem Schweißtuch Christi, Veronika genannt, und streut Weihrauch."
Im Internet: http://immaculata.de/ S. 10

1143 Das Schweißtuch wird "Veronika" genannt

"Im Jahre 1143 wird erstmals überliefert, … dass das Schweißtuch auch Veronika genannt wird" (P. Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 133, vgl. dagegen 707 s.o.).

1208 Papst Innozenz III. (1198 – 1216)

"Da verfügte Papst Innozenz III. – unter dessen Herrschaft am 13. April 1204 Konstantinopel von den Kreuzfahrern erobert und geplündert worden war -, da bestimmte dieser Papst also erstmals, dass das Bild fortan an jedem zweiten Sonntag nach dem Epiphaniefest am 6. Januar in einem Rahmen in feierlicher Prozession vom alten Petersdom zur Kirche des alten Hospitals Santo Spirito in Sasso und zurück getragen wurde" (zu dieser Zeit befand sich der Volto Santo noch in der Sancta Sanctorum), (P. Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 133f).

1290 Nikolaus IV. bemerkt im Jahre 1290

"Der Herr hat gewollt, dass man in genannter Basilika das kostbare Bild seines heiligen Antlitzes, bekannt unter dem Namen Veronika, mit dem Körper des Hl. Petrus und vieler anderer Heiligen verwahre."
(http://www.immaculata.ch/, S. 12).

1350 Papst Clemens VI. ließ das 2. allg. Jubeljahr in Rom feiern

"Der Zulauf der Pilger war bei dieser Gelegenheit unermesslich. Der Papst schrieb an die Domherren der Basilika, um ihnen die häufige Ausstellung des heiligen Antlitzes anzuempfehlen, wegen der großen Verehrung der Gläubigen für diese kostbare Reliquie. Ludwig I. König von Ungarn, erbat und erhielt von demselben Papst die Erlaubnis, sie täglich zu verehren."
(http://www.immaculata.ch/, S. 12)

1410 Cancellieri berichtet nach einem Tagebuch

dass "… den 4. Oktober 1410 das Schweißtuch der Veronika von der Sakristei von St. Peter nach der Engelsburg gebracht wurde, damit es nicht den Schmähungen der Soldaten ausgesetzt sei."
(http://www.immaculata.ch/, S. 13).

1492 Papst Innocens VIII. erhielt 1492 vom türkischen Kaiser

"… die heilige Lanze, welche die Seite des Erlösers geöffnet hatte. Er behielt das Geschenk in seinem Zimmer zurück, da er sich vorgenommen hatte, ihr eine reiche Kapelle in der Basilika von St. Peter zu errichten. Jedoch, sein Ende nahen fühlend, ließ der Papst die kostbare Reliquie in die sogenannte Kapelle des heiligsten Schweißtuches unterbringen."
(http://www.immaculata.ch/, S. 13)

1506 Bei der Grundsteinlegung des Petersdomes

wird einer der 4 Pfeiler der Kuppel als Aufbewahrungsort für die "Veronika" vorgesehen.

1510 Giorgo Vasari berichtet in seinen Schriften

"… dass Albrecht Dürer ein auf Byssos gemaltes Selbstbildnis an Raffael geschickt habe, welches ähnliche Qualitäten aufwies, wie sie beim Volto Santo zu beobachten sind" (Internet: Volto Santo v. Manoppello–Wikipedia, S. 2).

1527 In Berichten über den Sacco di Roma

heißt es u. a.: "... und die Veronika ging von Hand zu Hand durch die Spelunken Roms!"
(P. Badde, S. 140).

1545 Martin Luther

bemerkt in seinem Buch gegen das Papsttum:
"... wo er von der Veronika schreibt, dass der Papst die armen Pilger täusche: von dem der arme Hans aus Jena nicht mehr sehen könne als ein klaret Lin- also ein durchsichtiges Tüchlein" (P. Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 120).

1625 Papst Urban VIII.

"... war es, welcher das heilige Antlitz an den Ort verbringen ließ, welchen man ihm in der soeben wieder erbauten Basilika von St. Peter unter der großen Kuppel, jenem Meisterwerk des Michael Angelo, bestimmt hatte. Die Ceremonie fand am 23. Dezember 1625 statt. Das heilige Antlitz und die heilige Lanze, welche man inzwischen in den Archiven der Basilika verwahrt und in einem eisernen, mit einem reichen Stoff bedeckten Kasten verschlossen hatte, wurden in Prozession unter einem Traghimmel nach der großen Nische gebracht, welche seither "Nische der heiligen Veronika" heißt. Der Erzherzog Leopold, Sohn des Kaisers Ferdinand III. und andere hohe Persönlichkeiten hielten den Prachthimmel."
(http://www.immaculata.ch/, S. 13).

1628 Urban VIII. erlässt ein Edikt, wo es heißt, dass der Papst

"... Kenntnis von diversen Kopien bekommen hat, die das wahre und geweihte Bild des Heiligen Gesichtes gegen alle Regeln und apostolischen Verbote darstellen würden, von denen Seine Heiligkeit dringend unterrichtet werden müsse, damit diese Bilder aus dem Verkehr gezogen werden können. Zuwiderhandlungen gegen die strenge Anweisung würden unwiderruflich mit dem Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft geahndet werden müssen" (P. Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 138).

06.04.1646 Bericht von Donato da Bomba zusammengefasst:

"Im Jahre 1506 befand sich, an einem Sonntag Nachmittag, Doktor Giacomo Antonio Leonelli, ein Physiker und Gelehrter der Freien Künste, auf dem Platz vor der Kirche des Hl. Nikolaus von Bari in Manoppello, als sich ihm ein Unbekannter näherte, der ihm etwas Verpacktes überreichte und ihm empfahl, es mit Verehrung aufzubewahren, weil es sich um eine sehr kostbare Sache handle. Dr. Leonelli entfernte die Umhüllung und hielt das Schleierbild in Händen. Er sah auf, um den Unbekannten um Auskunft zu bitten, was das für ein Bild sei, doch zu seiner Verblüffung war der Unbekannte spurlos verschwunden. Dr. Leonelli ließ diesen überall suchen, jedoch ohne Ergebnis. Der mysteriöse Unbekannte war und blieb unauffindbar. Später meinten die Leute, es könne nur ein Engel gewesen sein, denn nur diese seien imstande, sich im Augenblick zu dematerialisieren. Dr. Leonelli verwahrte das Schleierbild zunächst in seinem Hause, wo es recht schnell zum Gegenstand der Verehrung wurde und die bei christlichen Reliquien folgenden Wunderheilungen bewirkt haben soll. Bei seinem Tod hinterließ Dr. Leonelli das Wunderbild seinen Erben, die fortfuhren, es in der Wohnung auszustellen. Etwa ein Jahrhundert später verkaufte Maria Leonelli den Schleier für vier Skudi an Dr. Fabritiis.
… In den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts kamen dann erstmals Kapuziner in den Ort, die dann eine Kirche erbauten. Dr. Antonio Fabritiis schenkte 1638 den Kapuzinern dieses Bild. Da der Schleier inzwischen an den Rändern ausgefranst war, schnitt Pater Clemente da Castelvecchio mit einer Schere den abgenützten Rand ab und ließ das Bild zwischen zwei Gläsern einrahmen. Es wurde auf den Altar gestellt, umgeben von einem einfachen Holzrahmen" (Internet: Der Volto Santo von Manoppello S. 4; vgl. Internet: Manoppello – Die Reliquie ... Jubiläum in den Abruzzen; vgl. P. Badde, S. 137f; Originalkopie des Ediktes im Pfarrarchiv der Pfarrei von San Nicola di Bari aus Chius Scalfani in Sizilien).

1740 Benedikt XIV. (1740 – 58) schreibt.

"In der vatikanischen Basilika … wird außer dem Eisen der Lanze mit großer Verehrung das Schweißtuch aufbewahrt, welches deutlich die Züge des Antlitzes Unseres Herrn Jesus, voll Schweiß und Blut, behalten hat und noch behält."
(http://www.immaculata.ch/, S. 12).
Um welches Schweißtuch handelt es sich hier? Das der Veronika am Kreuzweg? Welches Tuch ist im Veronikapfeiler?

1849 Pius IX.

lässt das Bild im Veronikapfeiler zur dreitägigen Verehrung ausstellen. "Am dritten Tag… erfolgte ein Wunder. Die Kanoniker der Basilika und eine große Anzahl von Gläubigen …stellten eine bemerkenswerte Veränderung in dem Schleier des hl. Antlitzes fest … Durch einen anderen Schleier aus Seide, der die wahre Reliquie von Veronikas Schweißtuch bedeckte, erschien das göttliche Antlitz sehr deutlich, als ob es lebendig sei und es wurde von einem sanften Licht erhellt."
Das Bild von Tour ist ein Gemälde davon ( siehe Leo Dupont).

01.09.06 Papst Benedikt XVI. besucht Manoppello

27.04.08 Kardinalstaatssekretär Bertone besucht Manoppello

III. Chronologie zum Schweißtuch Jesu (Volto Santo)

 

In Würdigung aller vorliegenden Quellen kann man für das Schweißtuch Jesu (Volto Santo von Manoppello) folgende Chronologie festhalten:

Im Jahre 30 (am Ostermorgen 08. 04. 30) finden Petrus und Johannes neben dem Grabtuch auch ein "Schweißtuch" im leeren Grab (vgl. Joh. 20, 5ff). Ob sie damals schon die Abbildungen auf den Tüchern sahen, bleibt offen.

Zwischen 30 – 50 (nach der Himmelfahrt Christi) bewahrte Maria das Schweißtuch bei sich auf, wie ein Text aus Tiflis bezeugt.

Um 50 n. Chr. bringt der Apostel Thomas (oder Judas Thaddäus) das Schweißtuch nach Edessa zu König Abgar (13 – 50). Zur Sicherung bei einer Belagerung wird es in der Stadtmauer versteckt, wie es die "altrussische Lukaslegende" (12. Jh.) berichtet. Was daran historisch zu werten ist, bleibt offen, weil hier das "nicht von Menschenhand gemachte Bild" mit dem Abgarbild identifiziert wird.

Um 200 bezeugt Bischof Irenäus (+202), der aus Kleinasien stammte, dass Christusbilder nach einem "Urbild" angefertigt werden, das schon z. Z. des Pilatus entstanden ist (vgl. P. Badde S. 132). Ob dieses "Urbild" jenes ist, das man 544 (525) in der Stadtmauer von Edessa fand, ist historisch nicht zu klären.

Im Jahre 544 wird das "Schweißtuch" ("von Gott erschaffenes Bild") und "Grabtuch" ("ein weiteres Abbild des Bildes") von einem Bischof in der Stadtmauer von Edessa gefunden (vgl. Internet: haefely. Info, Christliche Ikonographie S. 2f; siehe Illert S. 326f). Der Geschichtsschreiber Evagrius Scholasticus nennt es "das von Gott erschaffene Bild, das nicht von Menschenhand gemacht wurde." Er identifiziert es aber mit dem Abgarbild, was zu großer Verwirrung und Legendenbildung führt (vgl. Abgarlegende).

Im Jahre 550 lässt Kaiser Justinian (527 – 567) die Kirche Hagia Sophia in Edessa erbauen, in der das Grabtuch (und das Schweißtuch) die zentrale Reliquie ist (vgl.Internet: Grabtuch: Geschichte 2 S. 1). Zur Einweihung dieser Kirche wird der Hymnus (Sykitha) auf die Kathedrale von Edessa gedichtet. Wörtlich heißt es darin: "Geprägt ist der Marmor durch das Bild, das nicht von Händen (gemacht ist)" ( sieheIllert, S. 63, Anm. 256). Dies ist die älteste historische Erwähnung des "nicht von Händen gemachten Bildes". Danach kam es wahrscheinlich nach Kamulia (Kamulialegenden). Was daran historisch wahr ist, lässt sich schlecht feststellen. Jedenfalls existierte dieses Tuchbild in Kamulia und kam von dort nach Konstantinopel (vgl.Pfeiffer, S. 21ff).

Im Jahre 570 schenkte Kaiser Justin II. Papst Johannes III. ein Reliquienkreuz, dessen Christusmedaillon dem Schweißtuch gleicht. Es wird noch heute im Vatikan aufbewahrt. Ab dieser Zeit entstehen Ikonen und Christusbilder, die dem Volto Santo ähnlich sind.

Im Jahre 574 kam das "Schweißtuch" ("das nicht von Menschenhand gemachte aus Kamuliana") nach Konstantinopel (vgl. Internet: Das Volto Santo von Manoppello S. 3), wie der Geschichtsschreiber Kedrenos schreibt.

Im 6. Jahrhundert gilt dieses "Schweißtuch" allgemein als "nicht von Menschenhand gemacht" (vgl. 585 Theophyklatos; 586 Georgios Pisides; 622 Theophanes).

Im Jahre 731 begründet Papst Gregor II. die Bilderverehrung mit dem Hinweis auf "das nicht von Händen gemachte Bild Christi" (Illert, S. 70).

Vor 740 begründete der Metropolit Andreas v. Kreta (660 – 740) die Bilderverehrung mit dem Hinweis auf "das verehrungswürdige Bild unseres Herrn Jesus Christus, das ein Abbild seiner Körperlichkeit ist" (Illert, S. 70). Er meint hier vermutlich das Grabtuch.

Im Jahre 753 trägt Papst Stephan II. "ein nicht von Menschenhand gemachtes" Christusbild durch Rom (vgl. Liber pontificalis, P Badde S. 131). Wie es von Konstantinopel nach Rom kam, ist nicht geklärt.
(vgl. Patriarch Germanos I. (715 – 730); vgl. P. Badde, S. 128f).

Im Jahre 1011 lässt Papst Sergius im alten Petersdom dem sog. "Schweißtuch" (sudarium) in der Veronikakapelle einen eigenen Altar errichten (vgl. P. Badde, S. 133).

Im Jahre 1143 wird erstmals das "Schweißtuch" auch "Veronika" (=vera ikon) genannt (P. Badde S. 133). Dies führte zur Verwechslung mit der Veronika am Kreuzweg (vgl. Veronikabilder).

Im Jahre 1208 ordnete der Papst eine Prozession mit der "Veronika" vom Petersdom zur Kirche Santo Spirito an (vgl. P. Badde, S. 133).

Im 13. Jh. malt Pietro Cavallini in der Kirche S. Cecilia (Rom) Christus ähnlich dem Gesicht des Schweißtuches (vgl. Internet unter: Pietro Cavallini oder P. Badde).

Im Jahre 1350 sieht die hl. Brigitta auf einer Romwallfahrt das Schweißtuch und erkennt es als Wunder.

Um 1375 malt der "Meister von Flémalle" sein Veronikabild mit dem Schleierbild, wie die "Veronika" in Rom vermutlich aussah (vgl. P. Badde).

Im Jahre 1507 wird für die "Veronika" beim Neubau des Petersdomes ein Pfeiler als Schatzkammer vorgesehen. Danach gelangt sie nach Manoppello.

Im Jahre 1545 nennt M. Luther die "Veronika" zwar eine Fälschung. Damit bestätigt er aber ungewollt, dass er sie 1512 wohl gesehen hat (vgl. P. Badde, S. 120).

Im Jahre 1574 sucht Dottore Rozzi überall nach der "Veronika", sie muss also bereits damals schon abhanden gekommen sein (vgl. P. Badde, S. 139).

Seit 1608 wird die "Veronika" im Pfeiler nur noch von ferne gezeigt und kein Foto davon veröffentlicht. Dies ist ein eindeutiger Hinweis, dass dieses Bild eine Kopie (Fälschung) sein muss.

Am 19. 05. 1628 erlässt Papst Urban VIII ein Edikt, dass alle Kopien der römischen Veronika zurückgegeben werden müssen (vgl. P. Badde, S. 138).

Am 06. 04. 1646 veröffentlicht Donato da Bomba den Bericht über den "Volto Santo". Seitdem ist er im Besitz der Kapuziner und wird in der Klosterkirche von Manoppello aufbewahrt. Heute ist er in einer Monstranz ( siehe Titelbild) am Hochaltar ausgestellt und kann von jedem aus nächster Nähe betrachtet werden.

Geschichte des "Volto Santo" nach Aussagen des Berichtes von da Bomba: 1506 übergibt ein geheimnisvoller Pilger (Engel?) das Tuch dem Physiker Giacomo Leonelli auf dem Platz der Kirche San Nicola di Bari in Manoppello. Die Reliquie bleibt im Besitz der Familie Leonelli bis 1608. Maria Leonelli verkauft nach dem Tod ihres Mannes dieses Tuchbild an Dr. Antonio de Fabritiis. 1638 schenkt Dr. Antonio de Fabritiis das Tuchbild dem Kapuzinerkloster, das um 1620 in Manoppello erbaut wird. Es wird durch den Bruder Remigio da Rapino restauriert und danach in der Kirche aufgestellt, wo es noch heute zu sehen ist.

Am 1. Sept. 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. Manoppello und hält mit über 5000 Pilgern eine Feierstunde vor dem Volto Santo.

Schlussbemerkung

In Würdigung aller vorhandenen Zeugnisse liegt der Schluss nahe, dass der heutige Volto Santo von Manoppello jenes "nicht von Menschenhand gemachte Bild" Christi ist, das man im Jahre 544 (oder 525) in Edessa fand. Er ist vermutlich auch jenes "Urbild", nach dem man nach Aussage des Bischofs Irenäus (+202) Christusbilder malte. Christusgemälde in Rom aus dem 3. und 4. Jahrhundert lassen vermuten, dass sie nach diesem Urbild oder einem Modell davon gemalt wurden, wie Prof. Pfeiffer meint. Und wenn Irenäus weiter sagt, dass dieses Urbild z. Zt. des Pilatus entstanden sei, dann kann es nur jenes Schweißtuch sein, das Petrus und Johannes am Ostermorgen zusammen mit dem Grabtuch im leeren Grab fanden (Joh. 20, 5ff). Allerdings hat man es fälschlicherweise mit dem legendären Abgarbild des Ananias (ab 544) und mit der Veronika am Kreuzweg (ab 1143) identifiziert. Und Legenden, die sich um dieses Bild ranken (Abgarlegenden und Kamulialegenden) verschleiern den Blick auf die Geschichte dieses einzigartigen Schleierbildes. - Doch die Bilder sind keine Legende, sondern heute noch sichtbar. Alle Aussagen der geschichtlichen Zeugnisse über das "nicht von Menschenhand gemachte Bild" treffen nur auf den Volto Santo, bzw. das Grabtuch von Turin zu, deren Antlitze nachweislich deckungsgleich sind. Für den Gläubigen sind diese historischen und ikonographischen Indizien Grund genug, in diesen beiden Bildern das authentische Antlitz Jesu zu sehen.

Literatur:

Prof. Heinrich Pfeiffer: Das Turiner Grabtuch und das Christusbild, Band II Das echte Christusbild, Verlag Josef Knecht, 1991

Martin Illert: Die Abgarlegende–Das Christusbild, Breplos–Verlag, 2007

Paul Badde, Das göttliche Gesicht, Pattloch, 2006

Andreas Resch, Das Antlitz Christi, Resch-Verlag, 2006

IV. Anhang: Aussagen von Seherinnen zu den Grabtüchern Jesu

 

In diesem Anhang sollen einige Seherinnen zu Wort kommen, die das Leben und Leiden Jesu visionär miterlebt haben. Ihre Aussagen sind zwar ihrer Herkunft wegen nicht direkt als historische Dokumente anzusehen. Doch da sie vielfach übereinstimmen, obwohl sie ihre Visionen unabhängig voneinander hatten, müssen ihre Visionen nicht weniger wahr sein. Sie haben deshalb insgesamt auch ein großes historisches Gewicht in dem, was sie zum Schweißtuch und Grabtuch Jesu sagen. Sie ergänzen gleichsam die oft kurzen Berichte in den Evangelien.

1. Zur "Schweißtuch der Veronika" am Kreuzweg sahen sie:

a) Anna Katharina Emmerich (+ 09. 02. 1824)

"… Beinahe zweihundert Schritte hatte Simon dem Herrn geholfen, die Kreuzeslast zu tragen, als aus einem zur Linken der Straße liegenden schönen Hause, zu dessen Vorhof mit breiter Mauer und blinkendem Gitter eine Terrasse mit Treppen führt, eine große, ansehnliche Frau mit einem Mägdelein an der Hand dem Zuge entgegenstürzte. Es war Seraphia, das Weib Sichas, eines Mitgliedes aus dem Tempelrate, welche durch ihre heutige Handlung den Namen Veronika, von vera ikon (das wahre Bild), erhielt. Seraphia hatte zu Hause einen köstlich gewürzten Wein bereitet mit der frommen Begierde, den Herrn auf seinem bitteren Leidensweg damit zu erquicken. Sie war in schmerzlicher Erwartung dem Zuge schon einmal entgegengeeilt, ich sah sie verschleiert mit einem jungen Mägdlein, das sie an Kindesstatt angenommen, an der Hand neben dem Zuge schon hereilen, als Jesus seiner heiligen Mutter begegnete. Sie fand in dem Getümmel aber keine Gelegenheit, und so eilte sie dann nach ihrem Hause zu, den Herrn zu erwarten.

Sie trat verschleiert in die Straße, ein Tuch hing über ihrer Schulter, das Mägdlein, etwa neun Jahre alt, stand neben ihr und hatte die mit Wein gefüllte Kanne unter einem Überhang verborgen, als der Zug sich näherte. Die Vorausziehenden versuchten vergebens, sie zurückzuweisen...(Sie) trat Jesus in den Weg, fiel auf die Knie und hob das Tuch, an einer Seite ausgebreitet, zu ihm auf mit den flehenden Worten: `Würdige mich, meines Herrn Antlitz zu trocknen!` Jesus ergriff das Tuch mit der Linken und drückte es mit der flachen Hand gegen sein blutiges Angesicht und dann, die Linke mit dem Tuch gegen die Rechte bewegend, welche über den Kreuzarm herüberfasste, drückte er das Tuch zwischen beiden Händen zusammen und reichte es ihr dankend zurück, sie aber küsste es und schob es unter den Mantel auf ihr Herz und stand auf. ... Kaum hatte sie ihr Gemach betreten, als sie das Schweißtuch vor sich auf den Tisch legte und ohnmächtig niedersank, das Mägdlein kniete winselnd mit dem Weinkrug bei ihr. So fand sie ein Hausfreund, der zu ihr eintrat, und sah sie bei dem ausgebreiteten Tuche, auf dem das blutige Angesicht Jesu schrecklich, aber wunderbar deutlich abgedrückt war, wie tot liegen; er war ganz entsetzt, erweckte sie und zeigte ihr das Angesicht des Herrn, sie war voll Wehklage und Trost und kniete vor dem Tuche und rief aus: `Nun will ich alles verlassen, der Herr hat mir ein Andenken gegeben.` Dieses Tuch war eine etwa dreimal so lange als breite Bahn feiner Wolle, sie trugen es gewöhnlich um den Nacken hängend, manchmal ein zweites über der Schulter nieder. ... Es hat dieses Tuch nachher immer zu Häupten ihres Lagers gehangen. Es ist nach ihrem Tod durch die heiligen Frauen an die Mutter Gottes und durch die Apostel an die Kirche gekommen." (Seraphia war eine Base des Täufers Johannes, denn ihr Vater war der Sohn von dem Bruder des Vaters Zacharias)
(zit. n. A. K. Emmerich: Das bittere Leiden unseres Herrn, S. 256f).

1820 Anna Katharina Emmerik sah in einer Vision folgendes:

"... Ich sah ein Bild, das ich mich nicht erinnere, jemals früher gesehen zu haben. Im dritten Jahre nach Christi Himmelfahrt sandte der römische Kaiser (war es Kaiser Abgar?) einen seiner Leute nach Jerusalem, Zeugnisse über alle Gerüchte über Jesu Tod und Auferstehung zu sammeln. Dieser Mann brachte den Nikodemus, die Seraphia (Veronika) und einen Verwandten der Johannes Chusa, den Jünger Epaphras mit nach Rom (Edessa?)... Ich sah Veronika bei dem Kaiser, er war krank, sein Lager war auf ein paar Stufen erhöht, es hing ein großer Vorhang nieder, die Stube war viereckig, nicht sehr groß, ich sah keine Fenster, aber von der Decke des Zimmers kam Licht herab, und es hingen Schnüre nieder, durch welche man Klappen öffnen und schließen konnte. Der Kaiser war allein, seine Leute waren in der Vorstube. Ich sah, dass Veronika außer dem Schweißtuche noch ein anderes Tuch von den Grabtüchern Jesu bei sich hatte, und dass sie das Schweißtuch vor dem Kaiser ausbreitete. Es war eine lange, schmale Zeugbahn, welche sie ehedem als Schleier um Kopf und Hals getragen, der Abdruck von Jesu Gesicht befand sich an dem einen Ende, und da sie es dem Kaiser vorhielt, fasste sie die längere Seite des Tuches, welche nieder hing, mit der einen Hand zusammen. Das Antlitz Jesu war nicht wie ein reines Gemälde, sondern mit Blut darin abgedrückt, es war auch breiter als ein Gemälde, denn es hatte um das Antlitz herum gelegen. (Ist dies das Volto Santo von Manoppello oder das "Schweißtuch der Veronika? War es ursprünglich größer und mit Blutspuren, die man allmählich abgewaschen hatte?). Auf dem anderen Tuch, das Veronika bei sich hatte, sah ich den Abdruck des zergeißelten Leibes Jesu, ich glaube, dass es eines der Tücher war, worauf er vor der Grablegung gewaschen worden ist. (Ist das das Grabtuch von Turin?). Ich sah nicht, dass der Kaiser mit diesen Tüchern berührt ward oder sie anrührte. Er ist aber durch ihren Anblick gesund geworden. Er wollte Veronika in Rom behalten, und ihr zum Lohne ein Haus und Güter und gute Dienstleute geben, aber sie verlangte nichts, als wieder nach Jerusalem zurück zu kehren und zu sterben, wo Jesus gestorben. ... Ich erinnere mich im allgemeinen einmal gelesen zu haben, wie das Schweißtuch der Veronika nach ihrem Tod bei den heiligen Frauen blieb, wie der Jünger Thaddäus es mit nach Edessa nahm und dort und anderwärts viele Wunder damit tat, wie es auch in Konstantinopel war, und durch die Apostel an die Kirche gekommen ist, aber ich habe damals die Geschichte aller heiligen Tücher gesehen, und sie haben sich mir in der Erinnerung vermengt. Auch heute habe ich noch vieles von Serahphia oder Veronika gesehen, was ich aber nicht erzähle, weil es mir nicht mehr ganz deutlich ist."
(Internet: http://www.haefely.info/, Das Schweißtuch der Veronika S. 1ff).

Fragen:

a. Meint A. K. Emmerik mit dieser Vision Berenice, die laut Zeugnissen, mit dem "Schweißtuch der Veronika" nach Rom ging, um dort den kranken Kaiser Tiberius (14 – 37) zu heilen? (vgl. Internet: Christliche Ikonographie http://www.haefely.info)
b. Was ist wahr an der Thaddäus- Tradition, dass er König Abgar das Schweißtuch brachte und er dadurch gesund wurde? Dies würde durch A. K. Emmerik bestätigt, wie sie in der folgenden Vision berichtet.

Mai 1822 Anna Katharina Emmerik sah in einer Vision erneut den König

"...in der Ferne. Ein König in einer Stadt, nicht sehr weit von Damaskus. Er war krank. Er hatte einen Ausschlag, aber noch nicht ganz äußerlich. Er war ihm in die Füße getreten, und er hinkte" (vgl. Aussage im 5. Brief an Jesus)....Wenig später sah sie, wie der König "einen jungen Mann, der malen konnte" mit Geschenken nach Jerusalem schickte. Er versuchte Jesus zu malen, aber es gelang ihm nicht. Da rief Jesus ihn zu sich, nahm Geschenke und Brief des Königs Abgar entgegen und schrieb auf die Rückseite. Er schlug den Brief ein, ließ sich Wasser geben, wusch sein Gesicht und drückte das weiche Umschlagende des Briefes gegen sein Gesicht und gab es dem Gesandten zurück. "Nun war das Bild ganz anders und ganz ähnlich" und der Maler entzückt. Katharina sah, wie er sogleich abreiste, wie seine Diener am Jordan bei Jesus blieben und sich taufen ließen, und "ich sah auch, dass der Gesandte in Edessa ankam und der König ihm eine Strecke durch die Gärten entgegenkam und durch den Brief und das Bild unbeschreiblich gerührt war" (P. Badde, Das Göttliche Gesicht, S. 179ff, Internet: http://haefely.Info/ Christliche Ikonographie, Das Schweißtuch der Veronika S. 1ff).

Fragen:

1. Warum korrigiert A.K. Emmerik mit dieser Vision nicht selbst die Aussage betr. römischem Kaiser?
2. Sind dies zwei verschiedene Kaiser?
3. Was ist an diesen Visionen historisch wahr? (Vgl. Das Große Buch der Heiligen, 4. Februar)
4. Betrifft die Vision über dieses Bild jenes, von dem Abgar im 3. Brief schreibt (vgl. oben Thomas-Tradition um 230)?

b) Maria Valtorta (* 14. 03. 1897, + 12. 10. 1961)

"Eine andere Frau hatte eine junge Dienerin dabei, die ein Kästchen trägt. Sie öffnet es, nimmt ein feines viereckiges Leinentuch heraus und reicht es dem Erlöser. Das nimmt er an. Da er es mit nur einer Hand nicht auf sein Gesicht drücken kann, hilft ihm die Mitleidige und achtet darauf, die Dornenkrone nicht zu berühren. Jesus drückt das frische Linnen eine ganze Weile auf sein armes Antlitz, als ob es eine große Wohltat für ihn wäre. Dann gibt er das Tuch zurück und sagt: Danke, Johanna, danke Nike, Sara..." (Maria Valtorta: Der Gottmensch Band XI S. 259),

c) Therese Neumann v. Konnersreuth (* 08. 04. 1898, + 18. 09. 1962)

"Eine Frau kommt heran mit einem jungen Mädchen, das einen Krug mit Wasser trägt. Resl kennt die Frau. Es ist die, die sich heimlich dem Heiland genähert und sein Kleid berührt hatte, und dabei vom Blutfluss geheilt worden war (Veronika, Mat. 9, 18 – 26). Dieser geht es tief zu Herzen, wie sie nun das mit Blut verklebte, entstellte Antlitz des Heilandes sieht, sie nimmt ihr Schultertuch ab und reicht es ihm. Er drückt das Tuch mit einer Hand, mit der anderen hat er nicht auslassen können, an sein Gesicht und gibt es ihr zurück: Der Abdruck seines Angesichts ist darauf sichtbar" (Johannes Steiner, Visionen der Therese Neumann, I, S. 210).

2. Zum Begräbnis Jesu sahen sie: (vgl. Joh 13, 31 – 42)

a) A. K. Emmerich (+09. 02. 1824)

"Die heilige Jungfrau saß auf einer ausgebreiteten Decke, ihr rechtes Knie, etwas erhöht, und auch ihr Rücken lehnte gegen einen Wulscht, vielleicht von zusammengerollten Mänteln, um der von Schmerz und Erregung ermüdeten Mutter die traurige Liebesarbeit an dem Leichnam ihres ermordeten Sohnes zu erleichtern, welchen die Männer auf einem Tuche ihr in den Schoß legten. ... Sie nahm die Dornenkrone, indem sie dieselbe hinten öffnete, mit großer Behutsamkeit und Beihilfe der andern vom Haupte Jesu. ... Maria wusch das elende Haupt und Angesicht Jesu und weichte das vertrocknete Blut mit den nassen Schwämmen aus den Haaren. ... Schon standen Joseph und Nikodemus eine Weile harrend in der Gegend, als Johannes der heiligen Jungfrau mit der Bitte nahte, sich von dem Leibe Jesu zu trennen, auf dass sie ihn zum Grabe bereiten könnten, weil der Sabbat nahe. Maria umarmte Jesu Leib nochmals inniger und nahm mit rührenden Worten Abschied von ihm. Nun hoben die Männer den heiligen Leib Jesu auf dem Tuche, worauf er lag, aus dem Schoße seiner Mutter und trugen ihn hinab zur Stelle der Leichenbereitung. Maria, von neuem ihrem Schmerz, der in der liebenden Pflege einigen Trost gefunden, ganz hingegeben, ruhte mit verhülltem Haupte in den Armen der Frauen. Magdalena aber, als wolle man ihren Geliebten rauben, eilte mit ausgestreckten Händen einige Schritte nach und wendete sich dann zu der heiligen Jungfrau zurück. ... Sie legten sodann ein ellenbreites, etwa drei Ellen langes Tuch unter seine Lenden, füllten seinen Schoß ganz mit Kräuterbüscheln... Nach dieser Verhüllung salbten sie alle Wunden der Lenden, bestreuten sie mit Spezereien und legten Kräuterbüschchen zwischen den Beinen bis zu den Füßen herab und wickelten die Beine von unten herauf ein in die Gewürze.

Nun führte Johannes die heilige Jungfrau und die anderen heiligen Frauen wieder heran. Maria kniete bei dem Haupte nieder, sie legte ein feines Tuch, das sie von Claudia Procle, der Frau des Pilatus, empfangen und das sie um den Hals unter ihren Mantel hängen hatte, unter das Haupt Jesu, ... Hierauf legten sie den Leib des Herrn auf das große, sechs Ellen lange Tuch, das Joseph von Arimathäa gekauft hatte, und schlugen ihn darin ein. Er lag quer darauf, eine Ecke ward von den Füßen zur Brust herauf, die andere über den Kopf und die Schultern niedergeschlagen, und die Seiten wurden um den Leib herumgewickelt.
Als sie nun alle den Leib des Herrn weinend umgaben und abschiednehmend um ihn her knieten, zeigte sich ein rührendes Wunder vor ihren Augen: die ganze Gestalt des heiligen Leibes die ganze Gestalt des heiligen Leibes Jesu mit allen seinen Wunden erschien auf der Oberfläche des Tuches, das ihn bedeckte, braunrötlich abgebildet, als wolle er ihre liebende Pflege und ihre Trauer dankbar belohnen und ihnen sein Bild durch alle Verhüllung hindurch zurücklassen. Weinend und wehklagend umarmten sie den heiligen Leib und küssten verehrend das wunderbare Abbild; ihr Staunen war so groß, dass sie das Tuch nochmals öffneten, und es war noch größer, da sie alle Binden des heiligen Leibes weiß wie vorher und nur das obere Tuch mit der Gestalt des Herrn bezeichnet fanden. Die Seite des Tuches, worauf der Leib lag, enthielt das Abbild des ganzen Rückens des Herrn, die Seite, die ihn bedeckte, seine vordere Gestalt, diese aber musste zusammengelegt werden, weil das Tuch hier mit verschiedenen Ecken über ihn zusammengeschlagen war. Es war dies kein Abdruck von etwa blutenden Wunden, denn der ganze Körper war in Spezereien mit vielen Binden dicht eingewickelt, es war ein Wunderbild, ein Zeugnis der schaffenden, bildenden Gottheit im Leibe Jesu.
Ich habe auch vieles von der nachherigen Geschichte dieses heiligen Tuches gesehen, was ich aber nicht mehr in bestimmte Ordnung bringen kann. Es war nach der Auferstehung mit den anderen Tüchern im Besitze der Freunde Jesu. Ich sah es einmal einem, der es unter dem Arme trug, hinwegreißen, ich sah es zweimal in den Händen der Juden, ich sah es auch lange in Verehrung der Christen an verschiedenen Orten. Einmal war ein Streit darüber, und es wurde zur Beilegung desselben in ein Feuer geworfen, flog aber wunderbar über der Flamme empor in die Hände eines Christen.
Es sind drei Abdrücke von demselben durch Auflegung unter Gebet von heiligen Männern gemacht worden, und zwar von dem ganzen zusammengelegten Bilde der vorderen Seite. Diese Abdrücke sind durch Berührung in der feierlichen Intention der Kirche geweiht und haben von je große Wunder getan. Das Original habe ich einmal mit einiger Beschädigung, einigen Rissen, in Asien bei nichtkatholischen Christen in Verehrung gesehen. Ich habe den Namen der Stadt vergessen, sie liegt in einem großen, der Heimat der Heiligen Drei Könige nahen Lande. Ich habe in diesen Gesichten auch etwas von Turin und Frankreich und dem Papst Clemens I. gehabt und vom Kaiser Tiberius, der fünf Jahre nach Christi Tod gestorben, habe es aber vergessen" (A. K. Emmerich, S. 321ff).

b) Maria Valtorta (* 14. 03. 1897, + 12. 10. 1961)

"Unten angelangt wollen sie den Leichnam auf ein Leinentuch legen, das sie auf ihren Mänteln ausgebreitet haben. Doch Maria will ihren Sohn haben. Sie hat ihren Mantel geöffnet und ihn auf einer Seite ausgebreitet, und sie hat auch ihre Knie etwas geöffnet, so dass sie für ihren Jesus eine Wiege bilden. ... Nun liegt er im Schoß der Mutter ... Er gleicht einem großen, müden Kind, das ganz zusammengekauert an der Brust der Mutter ruht. Maria hält ihn in ihrem rechten Arm, den sie um die Schultern des Sohnes gelegt hat, und mit dem linken fasst sie über seinen Leib und hält ihn an der Hüfte. Der Kopf liegt auf der mütterlichen Schulter. Und sie ruft ihn ... sie ruft ihn mit herzzerreißender Stimme. Dann löst sie ihn von ihrer Schulter und liebkost ihn mit der Linken. Sie nimmt seine Hände, biegt sie gerade, küsst sie und beweint die Wunden, bevor sie sie über dem toten Schoß kreuzt. Dann liebkost sie die Wangen, besonders dort, wo der blaue Fleck und die Schwellung ist. Sie küsst die eingesunkenen Augen und den auf der rechten Seite etwas schief gebliebenen und leicht geöffneten Mund. Sie möchte auch seine Haare ordnen, wie sie den blutverkrusteten Bart in Ordnung gebracht hat. Aber dabei stößt sie auf die Dornen. Sie sticht sich, als sie die Krone abnimmt, und will es doch selbst tun mit der einen freien Hand, weist alle ab und sagt: Nein, nein! Ich! Ich! Es scheint, als habe sie das zarte Köpfchen eines Neugeborenen vor sich, so sanft geht sie dabei vor. Und als es ihr gelungen ist, diese quälende Krone abzunehmen, neigt sie sich, um alle Kratzer der Dornen mit Küssen zu heilen. Mit zitternder Hand teilt sie das wirre Haar, ordnet es und spricht leise, leise, leise und wischt mit den Fingern die Tränen ab, die auf den armen, kalten, blutigen Körper fallen, und will ihn dann mit ihren Tränen und ihrem Schleier reinigen, der noch die Lenden Jesu bedeckt. Sie zieht ein Ende davon herauf und säubert und trocknet damit die heiligen Glieder. Immer wieder liebkost sie das Antlitz, die Hände, dann die zerschlagenen Knie und beginnt erneut, den Körper zu trocknen, auf den Tränen über Tränen fallen. ... Auch Johannes und die Frauen bitten sie, und Maria lässt sich ihren Sohn vom Schoß nehmen. Sie erhebt sich mühsam, während man Jesus in das Leinentuch hüllt, und bittet: Oh, seid vorsichtig!" …
"Ich sehe das Grab so: Es ist eine in Stein gehauene Stätte am Ende eines blühenden Gemüsegartens. Sie gleicht einer Höhle, aber man erkennt, dass sie von Menschenhand geschaffen wurde. Sie enthält die eigentliche Grabkammer mit ihren Grabnischen, die aber anders sind als bei den Katakomben. Diese hier sind eine Art in den Stein gehauene runde Löcher, ähnlich den Öffnungen eines Bienenstockes – damit man eine ungefähre Vorstellung davon hat. Die leere Höhlung jeder Grabnische sieht aus wie ein schwarzer Fleck auf dem gräulichen Stein. Vor dieser Grabkammer befindet sich etwas wie ein Vorraum und in seiner Mitte der steinerne Tisch für die Einbalsamierung. Auf diesen legt man Jesus in seinem Leinentuch. ... Während sie in einer Ecke, auf einer Art Regal, im Scheinwerferlicht zweier Fackeln die Binden und die Salben vorbereiten, neigt sich Maria über ihren Sohn und weint. Und wieder trocknet sie ihn mit dem Ende des Schleiers, der noch um die Lebenden Jesu gewickelt ist. Diese mütterlichen Tränen sind die einzige Waschung für den Leichnam Jesu, und obgleich sie reichlich fließen, gelingt es mit ihnen nur oberflächlich und teilweise, Staub, Schweiß und Blut von diesem gequälten Körper abzuwaschen. " ...
"Die beiden Männer sind nun fertig mit der Vorbereitung der Binden. Sie treten an den steinernen Tisch und nehmen das Lendentuch Jesu ab. In großer Eile wischen sie die überall tropfenden Glieder ab, wie mir scheint mit einem Schwamm oder einem Leinenbausch. Dann bestreichen sie den ganzen Körper mit Salben. Sie begraben ihn geradezu unter einer dicken Schicht Salbe. Zuvor noch haben sie ihn hochgehoben und auch den steinernen Tisch gereinigt und das Grabtuch darüber gebreitet, von dem mehr als die Hälfte am Kopfende hinunterhängt. Sie legen ihn auf den Bauch und salben den ganzen Rücken, die Schenkel, die Beine, die ganze Rückenseite. Dann drehen sie ihn vorsichtig um und achten darauf, dass der duftende Balsam nicht abgewischt wird, und salben nun auch die Vorderseite. Zuerst den Rumpf, dann die Glieder. Sie beginnen an den Füßen und enden mit den Händen, die sie über dem Leib zusammenlegen. Die Salbenmischung muss klebrig wie Lehm sein, denn ich sehe, dass die Hände an ihrem Platz bleiben, während sie vorher durch das Gewicht des toten Fleisches immer hinuntergerutscht sind. Die Füße nicht. Sie bleiben an ihrem Platz, der eine etwas gerader, der andere leicht gestreckt. Zum Schluss kommt das Haupt. Nachdem sie es sorgfältig gesalbt haben, so dass die Züge unter der Salbenschicht verschwinden, binden sie das Kinn auf, um den Mund geschlossen zu halten. ... Joseph gibt acht, dass alles richtig an seinem Platz ist, breitet noch ein Schweißtuch über das Gesicht und weitere Tücher – kurze und lange rechteckige Streifen – von rechts nach links über den Körper, die das Grabtuch eng anliegend um den Leichnam festhalten sollen. Es ist nicht die typische Bandagierung, die man von den Mumien kennt, und nicht einmal die, die ich bei der Auferstehung des Lazarus gesehen habe. Es ist nur ein Ansatz von Bandagierung" (M. Valtorta, Der Gottmensch, Band XI, S. 287ff).

c) Therese Neumann v. Konnersreuth (* 08. 04. 1898, + 18. 09. 1962)

"Die Mutter sitzt auf einem Teppich und lehnt sich an einen Stein. Man legt ihr den toten Sohn in den Schoß. ... Sie spürt Wohlgeruch, den Duft der Salbe, mit der Maria Magdalena, noch mit blutbespritztem Kleid, das lange Linnen bestreicht – vielleicht das Tuch der Kreuzabnahme – das den Heiland umhüllen soll. Therese legt eine Hand über die andere und deutet damit an, wie man die Hände Jesu legt. Dann wird der eingehüllte Leichnam noch mit Binden gewickelt. Therese bewegt die Hand in der Art des Einwickelns, während sie zusieht. Dann sieht sie noch, wie man den Leichnam fortträgt, wobei auch der, der den Heiland durchstochen hat, und ein anderer Soldat mithelfen, und ins Grab legt, das nicht weit vom Kreuzigungshügel entfernt ist ..." (J. Steiner, Visionen der Therese Neumann, S. 220).

3. Zum Schweißtuch Jesu (Volto Santo) sahen sie (vgl. Joh. 20, 1 – 10)

a) A. K. Emmerich (+ 09. 02. 1824)

 

"… Während alledem sah ich Magdalena am Coenaculum angekommen, sie war außer sich und pochte heftig, es lagen mehrere noch an den Wänden umher schlafend, einige standen und sprachen, Petrus und Johannes öffneten. Magdalena sagte nur die Worte hinein: Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, wir wissen nicht, wohin und nach diesen Worten eilte sie wieder mit großer Eile hinaus nach dem Grabgarten. ... Johannes stand auf dem Rand vor dem Eingang und bückte sich durch die Türe der Vorhalle, nach der halbgeöffneten Grabtür schauend, und sah die Tücher liegen. Nun kam Petrus und ging hinab in die Höhle und vor das Grablager und sah die Grabtücher in der Mitte des Lagers von beiden Seiten gegen die Mitte zusammengerollt, es waren die Gewürze hineingewickelt, und die Binde war darum geschlungen, so wie die Frauen dergleichen Tücher zum Aufbewahren zusammenzurollen pflegen, das Angesichtstuch aber lag rechts davon gegen die Wand und war auch geordnet. Hierauf folgte Johannes dem Petrus auch an das Grablager, sah dasselbe und glaubte an die Auferstehung ... Petrus aber nahm die Tücher unter seinen Mantel, und sie eilten nach Haus durch das Pförtchen des Nikodemus, Johannes aber lief dem Petrus wieder voraus" (A. K. Emmerich, Die Leiden... S. 371ff).

b) Maria Valtorta (* 14. 03. 1897, + 12. 10. 1961)

"... Johannes, der schneller ist, kommt als erster am Grab an. Die Wachen sind nicht mehr da. Auch der Engel ist nicht mehr da. Johannes kniet furchtsam und schmerzerfüllt am offenen Eingang nieder, um zu beten und aus den Dingen, die er sieht, zu schließen, was vorgefallen ist. Aber er sieht nichts als die Binden, die in einem Häufchen auf dem Leichentuch am Boden liegen.
"Er ist wirklich nicht da, Simon! Maria hat es richtig gesehen. Komm, geh hinein und schau." Petrus, der vom Laufen ganz außer Atem ist, geht in das Grab hinein. Unterwegs hat er noch gesagt: ‚Ich werde es nicht wagen, mich diesem Ort zu nähern.’ Jetzt aber will er nur eines, herauszufinden, wo der Meister sein kann. Er ruft ihn sogar, als ob er sich in irgendeinem dunklen Winkel versteckt haben könnte.
"Er ist nicht da, Johannes! Er ist nicht da...! Oh, komm auch du! Ich habe soviel geweint, dass ich in diesem schwachen Licht fast nichts sehe." Johannes steht auf und geht hinein. Während er es tut, hat Petrus das in einer Ecke liegende, schön gefaltete Schweißtuch entdeckt. Darin befindet sich das sorgsam aufgerollte Grabtuch. Sie haben ihn wirklich weggebracht. Die Wächter hat man nicht unseretwegen aufgestellt, sondern um dies zu tun ... Und wir haben es zugelassen. Wir haben es ermöglicht, da wir fortgegangen sind... Oh, wo haben sie ihn wohl hingebracht? Petrus! Petrus, das... ist das Ende!’ Die beiden Jünger gehen ganz vernichtet hinaus..." (M. Valtorta, Der Gottmensch Band XII S. 29f).

c) Therese Neumann v. Konnersreuth (* 08. 04. 1898,+ 18. 09. 1962)

"...Dort lässt ihn Johannes an sich vorbei und geht nach ihm in das Grab. Petrus berührt die Tücher und überzeugt sich, dass sie leer seien. Sie liegen so da, wie wenn etwas herausgekrochen wäre, nicht durcheinander gebracht, nicht zusammengeklebt, aber zusammengefallen; nur das Tuch, mit dem der Kopf eingebunden gewesen war, liegt gesondert. Petrus nimmt die Tücher an sich und steckt sie unter seinen Mantel…" (J. Steiner, Visionen der Therese Neumann, I, S. 263).

d) Nikodemusevangelium (Pilatusakten, 5. Jahrhundert)

Nikodemus berichtet den "Synagogenvorstehern, Priestern und Leviten" von seiner Befreiung aus dem Gefängnis, in das sie ihn gesteckt hatten, und von der Erscheinung des Auferstandenen: "Und ich sprach zu ihm: Wer bist du Herr, Herr? Er erwiderte: Ich bin Jesus, dessen Leichnam du von Pilatus erbeten, den du in reine Leinwand gewickelt, auf dessen Antlitz du ein Schweißtuch gelegt und den du in deinem neuen Felsengrab beigesetzt hast. Und dann hast du noch einen großen Stein vor den Eingang des Grabes gewälzt. Da forderte ich den Redenden auf: Zeig mir den Ort, wo ich dich hingelegt habe! Da trug er mich weg und zeigte mir den Ort, wo ich ihn hingelegt hatte. Und das linnene Tuch lag dort und das Schweißtuch, das sein Antlitz bedeckt hatte. Da er kannte ich, dass es Jesus war..." (Internet: http://12koerbe.de/, S. 14).

Zusammenfassend kann man zu den Aussagen der Seherinnen feststellen:

1. Es hat nach allen drei visionären Zeugnissen eine Frau am Kreuzweg gegeben, die Jesus ein Schweißtuch reichte. Sie wird "Veronika" genannt, weil sich auf ihrem Tuch das wahre Gesicht Jesu (vera ikon) abgebildet haben soll. Maler haben dieses "Schweißtuch der Veronika" oft gemalt, aber immer mit einer Dornenkrone um das Haupt. Wo sich dieses Tuch heute befindet, ist nicht bekannt.
(Internet: http://de.wikipedia.org//)

2. Diese "Veronika" darf aber nicht verwechselt oder gleich gesetzt werden mit der "Veronika" in Rom, mit jenem Schweißtuch Jesu (sudarium), das man Jesus im Grab auf das Haupt legte und auf dem auf wunderbare Weise sich das Gesicht Jesu abgebildet hat.

3. A. K. Emmerich und M. Valtorta bezeugen, dass man Jesus auch ein Schweißtuch auf das Haupt legte. Dies bekräftigt die Aussage des Johannesevangeliums, dass Petrus und Johannes am Ostermorgen neben dem Grabtuch auch ein "Schweißtuch" fanden.

4. Th. Neuman sieht, wie Petrus die Tücher an sich nimmt. Auch wenn dies Johannes nicht ausdrücklich erwähnt, so ist dies selbstverständlich. Denn sonst hätten wir heute ja nicht das "Turiner Grabtuch" und das "Volto Santo von Manoppello."

5. Nach A. K. Emmerich bildete sich die Gestalt Jesu schon beim Begräbnis ab.

4. Weitere Dokumente über das Schweißtuch der Veronika

6. Jh. Pilatusakten (Nikodemusevangelium)

"Und ein Weib mit Namen Berenike (lat. Veronika) schrie von weitem und sagte: Ich litt am Blutfluss und berührte den Saum seines Gewandes, und der Blutfluss, der zwölf Jahre angedauert hatte, hörte auf" (Mk. 5, 25ff).
(Internet: http://12koerbe.de/).

"In einer koptischen Version der Pilatusakten aus dem 6. Jahrhundert hat Veronika den schwerkranken Kaiser Tiberius geheilt, indem der Anblick des Schweißtuches bei ihm ein Wunder bewirkte."
(Internet: http://de.wikipedia.org/)

Dies wird bestätigt durch den Schriftsteller Philipp von Bergamo und Piazza.
(vgl. Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 6
vgl. Das Große Buch der Heiligen, Veronika).

Fragen:

1. Warum zählt man die Pilatusakten zu den Legenden?
2. Wo ist der Originaltext der koptischen Version?
3. Kam das "Schweißtuch der Veronika" mit den anderen Tüchern nach Edessa?
(vgl. A. K. Emmerich: S. 37)

Alte Messbücher

Glaubwürdige Schriftsteller bestätigen, dass die fromme Israelitin Berenike von Veronika nicht verschieden ist. Was zu dieser Meinung berechtigt, ist ein Dokument, welches drei sehr alten Messbüchern entnommen ist. Das eine ist von Mailand, das ambrosianische genannt, das andere ist von Jaen in Spanien, und das dritte von Aosta. In der Messe des Festes, welches auf den 4. Febr. fällt, ruft man in den Orationen die hl. Veronika an, welche das Antlitz unseres Herrn trocknete, in der Prose nach der Epistel verehrt man dieses heilige Bild und das Evangelium ist dasjenige des hl. Lukas, welches wir erwähnten (Luk. 24,12).

Philipp von Bergamo, Verfasser der "Blumen der Heiligen" berichtet:

"Was den Offizier betrifft, welcher vom Kaiser beauftragt worden war, Veronika vorzuführen, so nennen ihn die Verfasser ... Volusianus. Die Präfation des ambrosianischen Messbuches erwähnt nebst seinem Namen noch den Vorteil, dass auch er durch die Berührung des wundertätigen Schleiers Genesung von seiner Krankheit gefunden hat."
(Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7).

Sualdi sagt betr. des 4. Februar:

"An diesem Tag wurden Veronika und Volusianus nicht nur in dem Hochgebet, sondern auch in der Messe erwähnt, in deren besonderen Präfation Volusianus genannt wurde. Dieselbe ist auch in den allerdings neuen Gemälden dargestellt, welche die Krypta des St. Peterskirche zu Rom schmücken" (Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7).

730 Bericht des Pilgers aus Piazenza

"In Memphis war ein Tempel, der jetzt eine Kirche ist. Dort sahen wir ein Tuch aus Leinen, auf dem das Bild des Heilandes ist. Der, wie man sagt, damals sein Gesicht damit abgewischt habe, und darin sei das Ebenbild von ihm selbst geblieben, das zu allen Zeiten verehrt wird..." (P. Badde, S. 129f).

Fragen:

1. Dieses "Tuch aus Leinen" zum "Abwaschen des Gesichtes" kann nicht das "Volto Santo von Manoppello" sein, auch nicht das "Turiner Grabtuch", sondern nur das "Schweißtuch der Veronika".
2. Wenn ein Pilger dies gesehen hat und dieses Zeugnis glaubwürdig ist, weil es in Memphis (Ägypten) in einer Kirche zu sehen war, kann das Schweißtuch der Veronika dann noch legendär sein?
3. Was ist in Memphis heute davon noch zu sehen? Gab es diese Kirche? Gibt es dort noch andere Zeugnisse?

1160 Vatikanische Bibliothek

"Auch in zwei alten Büchern der Vatikanischen Bibliothek ist die Rede von ihm. In dem ersten, zur Zeit Alexanders III. 1160 geschriebenen, erzählt man, Volusianus sei ein Freund des Tiberius gewesen, und von ihm nach Jerusalem gesandt, habe er mit Veronika zugleich das Schweißtuch mitgebracht."
"Das Bild Christi, von welchem die Überlieferung berichtet, dass es Veronika auf dem Schweißtuch gegeben worden sei, besteht noch, und ist in großer Verehrung, dass nicht allein die Wunder, sondern auch der Anblick des Bildes selbst genügen, um allen Zweifel daran zu benehmen" (Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7, Calganicus).

Frage:

Ist damit das Schweißtuch der Veronika oder das "Volto Santo" gemeint?

1350 Wörterbuch vom Jahre 1350

"Es besteht in der Vatikanischen Bibliothek, fügt der belgische Doktor hinzu, ein Bericht über die Überführung dieses Bildes nach Rom unter Tiberius; der Bericht ist sorgfältig gearbeitet und die Schrift sehr alt. Der berühmte englische Theologe Thomas Stapleton hat dieselbe vollständig gelesen, wie er mir berichtet hat" (Albericus).
"In der Kirche von Sankt Maria von den Märtyrern bewahrt man am Altar des Kreuzes sorgfältig die wurmstichigen Überbleibsel eines hölzernen Schreines auf, welcher zur Überführung der heiligen Reliquie gedient hat" (Baronius).
"Was das Schweißtuch der Veronika betrifft, ist außer Zweifel für jeden rechtgläubigen Christen. Dass Veronika das heilige Bild selbst nach Rom brachte, ist die übereinstimmende Meinung aller Schriftsteller" (Bollandisten).
"Alle Zeugnisse stimmen darin überein, dass Veronika den Schleier dem hl. Clemens übergab, welcher damals Mitarbeiter des hl. Petrus war und später sein dritter Nachfolger (92-101) wurde"
(Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7 f).

Fragen:

1. Wann ist das Schweißtuch der Veronika nach Rom gekommen?
2. Wo sind die Quellen und die Zeugnisse, auf die man sich bezieht?
3. Wo befindet es sich jetzt? Angeblich in der Abteikirche zu Corneli-Münster. siehe S. 7

1824 Vision der A. K. Emmerick von der Heilung des Tiberius ( siehe o. S. 37)

"... Ich sah Veronika bei dem Kaiser, er war krank, sein Lager war auf ein paar Stufen erhöht, es hing ein großer Vorhang nieder... Ich sah, dass Veronika außer dem Schweißtuch noch ein anderes Tuch von den Grabtüchern Jesu bei sich hatte, und dass sie das Schweißtuch vor dem Kaiser ausbreitete. Es war eine lange, schmale Zeugbahn, welche sie ehedem als Schleier um Kopf und Hals getragen, der Abdruck von Jesu Gesicht befand sich an dem einen Ende, und da sie es dem Kaiser vorhielt, fasste sie die längere Seite des Tuches, welches nieder hing, mit der einen Hand zusammen. Das Antlitz Jesu war nicht wie ein reines Gemälde, sondern mit Blut darin abgedrückt, es war auch breiter als ein Gemälde, denn es hatte um das Antlitz herum gelegen. (Schweißtuch der Veronika?) Auf dem anderen Tuch, das Veronika bei sich hatte, sah ich den Abdruck des zergeißelten Leibes Jesu, ich glaube, dass es eines der Tücher war, worauf er vor der Grablegung gewaschen worden ist..." (Turiner Grabtuch?).
(Internet: http://www.haefely.Info/ Christliche Ikonographie, das Schweißtuch der Veronika S. 1ff).

Fragen:

1. Mit diesen beiden Tüchern kann nicht das "Volto Santo von Manoppello" gemeint sein. Es muss also neben diesem das "Schweißtuch der Veronika" gegeben haben.
2. Wenn es aber ein anderes "Schweißtuch" gab, auf dem das Antlitz Jesu (mit Blut) abgedruckt war, muss es dann aber nicht auch eine Frau am Kreuzweg gegeben haben, die Jesus dieses Tuch gereicht hat?
3. Kann A. K. Emmerick dies alles visionär nur geträumt haben? Wird sie nicht durch Maria Valtorta und Therese v. Konnersreuth bestätigt, die unabhängig voneinander Ähnliches sahen?
4. Warum ist es geschichtlich nicht denkbar, dass Veronika bei Tiberius in Rom war? Kaiser Tiberius erkrankte doch nachweislich im Jahre 35 n. Chr. (Internet: Tiberius)
5. A. K. Emmerick unterscheidet sehr genau zwischen dem "Abgar – Bild" und dem Schweißtuch usw. Macht dies sie nicht geschichtlich glaubwürdig, zumal andere sie darin bestätigen?
6. Konnte sie die "Lehre des Addai" aus dem 4. Jahrhundert kennen, wonach König Abgar von Jesus durch den Boten Hannan ein Bild von Jesus bekam (Abgar-Bild)? (vgl. Vision vom Mai 1822 über das Abgar – Bild, S. 38)

1824 Visionen der A. K. Emmerich vom Kreuzweg

"... Dieses Tuch war eine etwa dreimal so lange als breite Bahn feiner Wolle, sie trug es gewöhnlich um den Nacken hängend ..." (A. K. Emmerick, Das bittere Leiden unseres Herrn, S. 256f, vgl. dazu: P. Badde: Das Göttliche Gesicht S. 179ff; vgl. Internet: http://haefely.Info/ Christliche Ikonographie, Das Schweißtuch der Veronika S. 1ff).

Fragen:

Dieses Tuch kann nicht das "Volto Santo von Manoppello" und auch nicht das "Turiner Grabtuch" sein. Wenn die Visionen der A. K. Emmerick wahr sind, kann es nur das "Schweißtuch der Veronika" sein. Wenn neben A. K. Emmerick auch andere visionär begabte Frauen unabhängig voneinander eine Frau am Kreuzweg Jesu sahen, die ihm ein Schweißtuch reichten, kann man die "Veronika" dann noch als legendäre Person bezeichnen?

1961 Vision der Maria Valtorta (+ 1961) zum Schweißtuch der Veronika

"Eine andere Frau hatte eine junge Dienerin dabei, die ein Kästchen trägt. Sie öffnet es, nimmt ein feines viereckiges Leintuch heraus und reicht es dem Erlöser..." (M.Valtorta, Der Gottmensch, Band XI, S. 259).

Frage:

Bei ihr ist nicht die Rede davon, dass sich das Antlitz Jesu darauf abgedrückt haben soll.
Macht dies ihre Aussage über eine Frau, die Jesus am Kreuzweg ein Schweißtuch reichte, nicht eher glaubwürdiger?

1962 Vision der Th. V. Konnersreuth zum Schweißtuch der Veronika

"Eine Frau kommt heran mit einem jungen Mädchen, das einen Krug mit Wasser trägt. ... Dieser geht es tief zu Herzen, wie sie nun das mit Blut verklebte, entstellte Antlitz des Heilandes sieht, sie nimmt ihr Schultertuch ab und reicht es ihm. Er drückt das Tuch mit einer Hand, mit der anderen hat er nicht auslassen können, an sein Gesicht und gibt es ihr zurück: Der Abdruck seines Gesichtes ist darauf sichtbar" (J. Steiner, Visionen... I, S. 210).
Dieses "Schultertuch" kann nicht das "Volto Santo von Manoppello" sein.
Th. V. Konnersreuth bestätigt sowohl eine Frau am Kreuzweg als auch dass sich auf dem Tuch das Antlitz Christ abgedrückt hat.
Wie kann man angesichts solcher unabhängiger Zeugnisse die "Veronika" als legendäre Gestalt bezeichnen?
Das Fehlen von schriftlichen Zeugnissen aus der frühen Zeit der Kirche rechtfertigt doch nicht, eine solche mündliche Tradition als Legende abzutun, zumal die Geschichte (Bilderstreit usw.) gegen das öffentliche Eintreten für solche Gegenstände eingestellt war!

V. Vermutliche Geschichte des Schweißtuches der Veronika

 

Berenice, jene blutflüssige Frau, die Jesus geheilt hat (Mk. 5, 25), hat Jesus auf dem Kreuzweg sein Kopftuch aus Leinen als Schweißtuch gereicht. In den Pilatusakten aus dem 6. Jahrhundert wird ihr Name genannt und auch, dass sie beim Verhör auf ihre Heilung hinwies ( siehe Pilatusakten VII, vgl. Visionen der A. K. Emmerich, der Maria Valtorta und Therese v. Konnersreuth;
Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7 f).

Darauf hat sich Jesu Antlitz abgebildet, weshalb man jene Frau auch "Veronika" (= vera ikon) nannte.

Veronika ist mit ihrem Schweißtuch und dem Grabtuch Jesu um 33 n. Chr. nach Rom zu Kaiser Tiberius gegangen und hat ihn geheilt.
(vgl. A. K. Emmerich, S. 37; koptische Pilatusakten; Das große Heiligenbuch, 4. Febr.;
Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7 f).

Nach dem Tod der Veronika um das Jahr 70 (vgl. Internet: Veronika, Jüngerin Jesu S. 1 – sie wurde demnach in Soulac bei Bordeaux beigesetzt) kam das "Schweißtuch der Veronika" nach Rom oder mit den anderen Tüchern nach Edessa (vgl. A. K. Emmerich, S. 37).
(Internet: http://www.immaculata.ch/ S. 7 f)

Bei der Eroberung von Edessa könnte es mit dem Schweißtuch von Oviedo nach Memphis (Ägypten) gebracht worden sein, wo der unbekannte Pilger es im Jahre 730 sah. Dass man erst im 6. Jahrhundert diese Tradition in den sog. Pilatusakten aufschrieb, ist angesichts der politischen Umstände nicht verwunderlich. Vielleicht sind auch diesbezügliche Akten in der Zeit des Bildersturmes vernichtet worden. Das "Schweißtuch Jesu" und das Grabtuch hatte man ja in der Stadtmauer versteckt und erst wieder 544 gefunden.
("Schweißtuch von Oviedo" siehe Internet: http://www.infos-aus-germanien.info/)

Hier verliert sich seine Spur. Wo es heute ist und ob es überhaupt noch existiert, ist unbekannt.

Als im 12 Jahrhundert (1143) das Schweißtuch Jesu in Rom auch "Veronika" hieß, wurde dieses Tuch vermutlich mit dem Schweißtuch der Veronika verwechselt oder gleichgesetzt. Man malte die Veronika mit dem "Schweißtuch Jesu" auf dem durchsichtigen Seidentuch, wie die Veronika in Rom aussah, ohne Dornenkrone. Andere malten sie auf Leinwand mit und ohne Dornenkrone
(vgl. Internet : http://spiritualite-chretienne.com/christ/voiles.html).

Zusammenfassung

Angesichts der spärlichen Quellenlage gibt es keinen ausdrücklichen historischen Beleg dafür, dass eine Frau Jesus auf dem Kreuzweg ein Schweißtuch reichte. Allerdings dürfen wir nicht davon ausgehen, dass alles, was in sog. "apokryphen Evangelien" steht, deshalb schon Legende und erfunden ist. Drei Frauen haben durch Visionen dies aber unabhängig voneinander gesehen und bestätigen damit die Aussagen in den Pilatusakten aus dem 6. Jahrhundert. Auch weist das Zeugnis des Pilgers von Piacenza im Jahre 730 eindeutig auf das "Schweißtuch der Veronika" hin. Wer diese Zeugnisse bedenkt, wird wohl nicht mehr davon sprechen können, dass die "Veronika" auf dem Kreuzweg eine legendäre Frauengestalt ist. Die Wirklichkeit ist immer größer als die schriftlichen Zeugnisse darüber. Von daher sehen jene, die dies visionär geschaut haben, die Wahrheit wohl genauer. Und wir dürfen mit Recht von einer solchen historischen Veronika ausgehen (vgl. dazu LThK –Kreuzwegandacht). Dass das "Schweißtuch der Veronika" im Mittelalter mit der "Veronika" von Rom verwechselt und dementsprechend verschieden gemalt wurde, mindert diese Annahme nicht. Diese vermeintliche Wiederentdeckung des (verschollenen) "Schweißtuches der Veronika" hat ihre Verehrung im Mittelalter (Kreuzwegandacht) verstärkt. Jedenfalls ist die "Veronika" eine geistlich bedeutsame Gestalt und steht mit Recht an der sechsten Station auf dem Kreuzweg.

Verfasser: Pfarrer Josef Läufer

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