Gebet von Papst Benedikt XVI.

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"Angezogen vom Glanz Deines ersehnten und verborgenen Angesichts"
Papst Benedikt XVI. erinnerte mit einem beeindruckenden Gebet an seinen Besuch in Manoppello am 1. September 2006.

Manoppello: Heute vor einem Jahr, am 1. September 2006, besuchte Papst Benedikt XVI. das "Volto Santo" in Manoppello. An diesen Besuch erinnerte er mit einem Gebet, das am Samstagabend in der Basilika in Manoppello verlesen wurde. Papst Benedikt XVI. feierte zu diesem Zeitpunkt in Loreto mit hunderttausenden Jugendlichen eine Gebetsvigil. Das Gebet reflektiert seine intensive Begegnung mit dem Antlitz Christi in Manoppello.
Wir dokumentieren das Gebet von Papst Benedikt XVI. im Wortlaut.
"Herr Jesus,
die ersten Apostel erkannten Dich als Sohn Gottes, den erwarteten und verheißenen Messias zur Erlösung der Welt als Du sie fragtest: "Wen sucht ihr?" und sie danach Deine Einladung annahmen: "Kommt und seht!" – So wollen auch wir, Deine Jünger in dieser schwierigen Zeit, Dir folgen und Dir Freunde sein – angezogen vom Glanz Deines ersehnten und verborgenen Angesichts.
Zeige uns, so bitten wir Dich, Dein immer neues Gesicht, geheimnisvoller Spiegel der unendlichen Barmherzigkeit Gottes. Lass uns mit den Augen des Geistes und Herzens darin vertiefen: im Antlitz des Sohnes, Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, und Abbild Seines Wesens (vgl. Hebr. 1,3), das menschliche Gesicht Gottes, der in die Geschichte eingetreten ist im Aufleuchten der Horizonte des Ewigen. Schweigendes Gesicht des leidenden und auferstandenen Jesus! Geliebt und angenommen verändert es das Herz und Leben. "Dein Gesicht, Herr, suche ich. Verbirg nicht Dein Gesicht vor mir" (Psalm 27,8).
Wie oft ist dieses verzehrende Flehen des Psalmisten im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende von Gläubigen zu Dir gedrungen! Herr, auch wir wiederholen voll Vertrauen diesen Ruf: "Mann der Schmerzen, vor dem man sein Gesicht verhüllt" (Jes 53,3). Verbirg vor uns nicht Dein Angesicht! Deine Augen ruhen auf uns mit Zartheit und Erbarmen. Lass uns aus ihnen die Kraft der Liebe und des Friedens schöpfen, die uns den Weg des Lebens weist und jenen Mut, Dir ohne Furcht und kompromisslos zu folgen, um Zeugen Deines Evangeliums zu werden mit tätigen Zeichen der Hingabe, der Liebe und der Vergebung.
Heiliges Antlitz Christi, Licht, das die Schatten der Zweifel und Trauer erleuchtet, Leben, das die Macht des Bösen und des Todes für immer gebrochen hat, geheimnisvoller Blick, der nicht aufhört, sich auf die Menschen und Völker zu senken, verborgenes Gesicht in den Eucharistischen Zeichen und in den Blicken unserer Nächsten, mach uns zu Pilgern Gottes in dieser Welt, dürstend nach dem Unendlichen und bereit für die Begegnung am Jüngsten Tag, wenn wir Dich, Herr, von "Angesicht zu Angesicht" (1. Kor 13,12) sehen und in Ewigkeit in der Herrlichkeit des Himmels schauen dürfen.
Maria, Mutter des Heiligen Angesichts, hilf uns, "unschuldige Hände und ein reines Herz" zu erlangen: Hände, verklärt durch die Wahrheit der Liebe Herzen, hingerissen von Gottes Schönheit, damit wir uns – verwandelt durch die Begegnung mit Christus – ohne Vorbehalt den Brüdern schenken, besonders den Armen und Leidenden, in deren Gesichtern das Geheimnis der verborgenen Gegenwart Deines Sohnes Jesus widerscheint, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."

1. September 2007, Benedikt XVI.

Quelle: kath.net

September 2007

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